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Milchmarkt und Corona-Krise

MIV: Milchmarkt kommt ganz gut durch die Corona-Krise

Milchbauer.
am Freitag, 23.10.2020 - 10:23 (3 Kommentare)

Der Milchmarkt entwickelt sich in der Corona-Krise relativ stabil.

Anders als in anderen landwirtschaftlichen Produktionszweigen – wie etwa der Schweineproduktion – blieben die großen Verwerfungen bisher aus. Die Preise für Milch und Milchprodukte entwickeln sich deshalb – trotz des insgesamt relativ schwierigen Umfelds – einigermaßen stabil.

Zu diesen Einschätzungen kommt der der Milchindustrie-Verband (MIV) heute auf seiner digitalen Jahrestagung.

Dort hat der MIV eine vorläufige Bilanz zum Milchmarkt sowie zu verschiedenen agrarpolitischen Vorgängen für das bisherige Jahr 2020 gezogen.

Milchmarkt entwickelt sich relativ stabil

Der Markt für Milch und Milchprodukte zeigte sich trotz der Corona-Pandemie recht stabil. Allerdings hatte sich das Verbraucherverhalten zunächst verändert. Durch den vorübergehenden Wegfall der Belieferung an Hotels, Gaststätten und Gemeinschaftsverpflegung stieg der Bedarf der deutschen Haushallte deutlich.

Auch in der EU war der Effekt zu spüren. Besonders litten darunter spezialisierte Liefermolkereien für den Großverbraucherbereich. Hingegen stieg die Nachfrage im deutschen und europäischen Einzelhandel auf ein Rekordniveau.

Diese schwächere Marktsituation im 1. Halbjahr 2020 führte zeitverzögert zu etwas niedrigeren Auszahlungsleistungen der deutschen Molkereien an ihre Milcherzeuger. Jedoch gibt es regional eine stark unterschiedliche Ausprägung.

Milchpreise 2020 etwa bei 32,5 Cent

Milchkühe.

Der durchschnittliche Milchpreis 2020 wird bundesweit etwa 32,5 Cent netto je Kilogramm Rohmilch betragen bei einem Fettgehalt von 4 Prozent und 3,4 Prozent Eiweiß. Die Milchanlieferung in Deutschland liegt im Herbst 2020 witterungsbedingt in Summe etwas über dem Vorjahreszeitraum, wobei 2019 auch bereits ein sehr trockenes Jahr war.

Anders als im Vorjahr sind 2020 einzelne Regionen innerhalb Deutschlands deutlich stärker von der Trockenheit betroffen, so dass es regional Futterengpässe bzw. geringe Futterreserven für die Wintermonate bis 2020 gibt.

Die Produktionskapazitäten für Käse in Deutschland wurden 2020 leicht erhöht.

Harter Brexit könnte große Folgen haben

Sorgen bereiten dem Milchindustrie-Verband die Vorgänge um den möglichen „Harten Brexit“.

Die Verhandlungen werden intensiv geführt, ein Abkommen mit dem Vereinten Königreich (UK) wird angestrebt. UK ist ein großer Nettoimporteur bei Milcherzeugnissen. Ein Beispiel: UK importiert mehr Käse als es selber produziert.

Auch Deutschland wäre vom Harten Brexit betroffen. Die Republik Irland würde besonders unter den Maßnahmen leiden.

Gegen verpflichtende Herkunftskennzeichnung

Der Milchindustrie-Verband begrüßt die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in dem Lactalis-Verfahren (C-485/18) zur verpflichtenden Herkunftskennzeichnung von Milch und Milcherzeugnissen. Mit dem Urteil setzt er seine ständige Rechtsprechung gegen die verpflichtende Herkunftskennzeichnung zum Schutz des EU-Binnenmarktes und des freien Warenverkehrs fort.

In seiner aktuellen Entscheidung macht der EuGH erneut deutlich, dass die Herkunft eines Lebensmittels aus einem bestimmten Mitgliedstaat als Verbraucherpräferenz niemals eine hinreichende Rechtfertigung für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung sein kann.

Der MIV erwartet somit nun endlich auch von der EU-Kommission ein eindeutiges Statement gegen die verpflichtende Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln im Rahmen der Farm-to-Fork-Strategie.

GAP 2020: Finanzierbare Lösungen ohne zusätzliche Bürokratie!

Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)2020 wird derzeit unter deutscher Präsidentschaft verhandelt. Mit Abschlüssen ist bald zu rechnen, so dass das Regelwerk ab 2023 zur Anwendung kommen kann. Der MIV erhofft sich von Brüssel sachgetragene und finanzierbare Lösungen ohne vermehrten Bürokratieaufwand für die Molkereien.

Während sich der Milchmarkt also eher in einer stabilen Seitwärtsbewegung zeigt, mit Tendenz steigender Preise, werfen die verschiedenen politischen europäischen und globalen Themen unterschiedlichste Fragen auf.

Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass die Molkereien und Milcherzeuger in Deutschland in der Lage sind, erfolgreich auch schwierigste Situationen zu meistern und für die Verbraucher in der Region, in Deutschland oder auch global geschmackvolle und gesunde Lebensmittel zu erzeugen, stellt der MIV abschließend fest.

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