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Rapsmarkt und Rapspreise

Rapspreise auf Allzeithoch - der perfekte Sturm!

rapsschoten.
am Mittwoch, 10.03.2021 - 10:07 (Jetzt kommentieren)

In der zweiten Märzwoche übertrafen die Rapspreise ihre bisherigen Höchstmarken der Jahre 2012, 2011 und 2008 – und stiegen zeitweise auf 525 Euro! Ein neues Allzeithoch.

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Die neue Ernte wurde mit 447 Euro je Tonne notiert. Ackerbauern sollten bei diesen Preisen für die neue Ernte auf jeden Fall über eine Absicherung oder den Abschluss von Vorkontrakten nachdenken. In Canada notieren der vorderen Canola-Kontrakt bei 828 CAD je Tonne (552 Euro) kurz unter dem jüngsten Allzeithoch – und die neue Canola-Ernte wurde mit 624 CAD (416 Euro) gehandelt.

Ein Grund für die außergewöhnliche Preisrallye bei der schwarzen Ölsaat sind, neben den sehr hohen Preisen für Sojabohnen und Pflanzenölen, die nahezu leergeräumten Rapsläger bei Landwirten, Händlern und Ölmühlen. Doch bis zu neuen Ernte vergehen noch etliche Monate – sowohl in Europa als auch in Kanada.

Das europäische Analystenhaus Strategie Grains hat in seiner monatlichen Schätzung die Rapsbestände in der Europäischen Union und in Großbritannien zum Ende der laufenden Saison 2020/21 nochmals gesenkt. Begründet wurde dass, mit der anhaltend hohen Nachfrage der Ölmühlen, infolge der sehr attraktiven Gewinnmargen.

Hinzu kommt: Die Importe bleiben offenbar hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück – vor allem aus der Ukraine. Vor diesem Hintergrund kletterten die europäischen Rapspreise diese Woche auf ein neues Allzeithoch.

Die Exportpreise an den ukrainischen Schwarzmeerhäfen(fob) lagen Ende voriger Woche bei 518 USD je Tonne (435 Euro) und damit ebenfalls auf einem neuen Höchststand. An den kanadischen Exporthäfen (fob) wurde Canola für 641 US-Dollar (539 Euro) verladen und für australischen Raps mussten die Importeure 533 USD je Tonne (448 Euro) auf den Tisch blättern.

Europa: Kaum noch Bestände und knappe Importe

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Die europäischen Rapsbestände schrumpfen immer weiter. Das Analystenhaus Strategie Grains senkte seine Prognose für Endbestände in der EU und im Vereinigten Königreich um weitere 180.000 Tonnen auf 1,1 Millionen Tonnen. Das entspricht einem Rückgang von 800.000 Tonnen gegenüber der vorigen Saison. Ursache ist die starke Zunahme der Verarbeitungsmengen der Ölmühlen.

„Angesichts der historischen hohen Margen bei der Verabeitung von Raps, bleibt das Interesse der Ölmühlen auch in der zweiten Saisonhälfte hoch – trotz der sehr hohen Preise“, schreiben die Analysten in ihrem Ölsaaten-Bericht und weisen zugleich auf historisch hohen Rapsölpreise hin. Die Prognose für die Rapsimporte in der Saison 2020/21 für die EU und Großbritannien wurde um 190.000 Tonnen auf 6,5 Millionen Tonnen gesenkt.

Die kleineren ukrainischen Rapsimporte können durch einen deutlichen Anstieg der australischen Rapsimporte nur teilweise ausgeglichen werden, heißt es. Die Importe aus Kanada dürften (für die erste Hälfte der Saison) auf ähnlichem Niveau wie im vorigen Jahr gelegen haben, berichtet Strategie Grains.

Die Importstatistik der EU-Kommission zeigt vom 01.07.20 bis zum 07.03.21 eine Importmenge von knapp 4,7 Millionen Tonnen – davon gingen immerhin 860.000 Tonnen nach Deutschland, rund 1,0 Millionen Tonnen nach Frankreich und 1,2 Millionen in die Niederlande. Hauptlieferanten waren bis dahin – die Ukraine (47 %), Kanada (37 %), Australien (13 %) und mit großem Abstand Russland.

Die Ernteprognose von Strategie Grains für die neue Ernte in der EU 27 (ohne UK) lag bei 17,05 Millionen Tonnen – und damit etwas unter der vorigen Schätzung – jedoch immer noch 800.000 Tonnen größer als die extrem kleine Ernte aus der vorigen Saison mit 16,25 Mio. Tonnen.

Die letzte Schätzung für die europäischen Rapsernte einschließlich UK, lag bei rund 18,3 Millionen Tonnen, im Vergleich zu 17,2 Millionen Tonnen Im Vorjahr.

Kanada: Markt ist leergefegt – Rapspreise knapp unter Allzeithoch

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In Kanada haben die Canola-Preise diese Woche mit 828 CAD je Tonne (552 Euro) nur knapp das Allzeithoch von Ende Februar verfehlt. Die Preisrallye hatte in Kanada schon im Sommer des letzten Jahres begonnen, hauptsächlich aufgrund der starken Exportnachfrage. Viel Landwirte hatten deshalb größere Mengen Raps verkauft als in normalen Jahren.

Vor allem China hat während der gesamten Corona-Pandemie reichlich Getreide, Ölsaaten und Pflanzenöle gekauft, vor allem um die wachsende Schweineherde zu versorgen, was zu enormen Preissteigerungen auf den Getreide- und Ölsaatenmärkten führte.

Verschärft wurde die Knappheit durch die kleine kanadische Ernte im vorigen Jahr und die hohen Verkäufe zum Beginn der Saison. Nach den Daten von Statistics Canada war die kanadische Rapsproduktion im Wirtschaftsjahr 2020/21 auf 18,7 Millionen Tonnen gefallen, die kleinste Ernte seit 2015.

Die Kombination aus schlechter Ernte und starker Nachfrage führte dann dazu, dass die kanadischen Rapsbestände Ende 2020 auf den niedrigsten Stand seit vielen Jahren schrumpften – und sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbiert haben.

Die Situation wird wahrscheinlich dazu führen, dass kanadische Rapsbauern in diesem Frühjahr deutlich mehr Raps anbauen. Das kanadische Landwirtschaftsministerium hat Anbaufläche für die neue Ernte in einer ersten vorläufigen Prognose auf  8,7 Millionen Hektar und die Erntemenge auf 19,9 Millionen Tonnen geschätzt. Das wäre ein Plus von 6 Prozent.

Die Erntesaison 2021/22 ist jedoch noch mehr als sechs Monate entfernt, und angesichts der extrem knappen Marktversorgung bei Ölmühlen, dürften die Preise zunächst einmal sehr hoch bleiben.

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