Weniger Raps haben die europäische Landwirte zuletzt vor 13 Jahren geerntet. Noch ist die genaue europäische Erntemenge nicht bekannt. Nach den bisher vorliegenden Daten wurden aber wohl deutlich weniger als 18 Mio. t Raps von den Feldern geholt.
Die Gründe für den Produktionseinbruch sind: (1) die dürrebedingte deutliche Reduzierung der Aussaatfläche im vorigen Herbst und (2) die Ertragseinbußen durch Hitze und Insektenschäden. Die Raps-Importe werden deshalb auf Rekordniveau steigen. Gleichzeitig sind die Erzeugerpreise am vorigen Freitag auf ein 9-Monats-Hoch geklettert. Am Montag dieser Woche ging es mit den Preisen jedoch schon wieder nach unten.
Außerdem: Die Rapspreise profitieren nur in sehr begrenztem Umfang von der extrem engen Marktversorgung in Europa. Zu sehr ist die Entwicklung von der globalen Kursentwicklung bei Pflanzenöl/Biodiesel und von den Markt-Aussichten bei Sojabohnen abhängig.
Raps folgt vor allem Soja und Palmöl
In der vorigen Woche sind die europäischen Rapspreise jedoch kräftig gestiegen und hatten am vorigen Freitag mit 380 Euro je Tonne ein 9-Monats-Hoch erreicht. Die jüngste Preiserholung hatte neben der knappen Marktversorgung vor allem zwei Gründe:
(1) Zum einen eine Preiserholung bei Sojabohnen: Diese wurde ausgelöst durch überraschend gute Exportzahlen der USA und die erneut aufkeimende Hoffnung auf ein baldiges Ende des Handelsstreits mit China. Das hat die Sojapreise in den USA deutlich gestützt. (2) Hinzu kommt die Ankündigung der Kommission, endlich die Einfuhrzölle für indonesischen Biodiesel von 8 auf 18 Prozent anzuheben. Die in vielen europäischen Ländern angestrebte Erhöhung der Kraftstoffsteuer (CO2-Steuer), dürfte die Nachfrage nach Biodiesel mittelfristig wohl ebenfalls ankurbeln und den Raps-Markt stützen.
Am Montag der neuen Woche geben die Sojapreise in den USA allerdings wieder nach und ziehen auch den Raps mit nach unten. Grund für die erneute Preisschwäche sind die guten Wachstums- und Witterungsaussichten im Mittleren Westen. Diese versprechen höhere Erträge und damit eine größerer Sojaernte.
Kleinste Rapsernte seit 13 Jahren
Die Rapspflanzen waren Ende Juli in weiten Teilen Europas einer extremen Hitzewelle ausgesetzt. Die meisten Analysten sind jedoch der Ansicht, dass die Auswirkungen auf den Ertrag nur noch begrenzt gewesen sind, da die Pflanzen in ihrer Entwicklung bereits weit fortgeschritten waren und kurz vor der Abreife standen.
Dennoch sind die Ernteschätzungen für die Europäische Union miserabel. Hauptgrund ist die drastische Anbaureduzierung im vorigen Herbst. Das europäische Analystenhaus Strategie Grains hat seine Prognose für die Rapsernte 2019/20 im Juli auf 17,8 Millionen Tonnen veranschlagt,. Damit würde die aktuelle Ernte fast 11 Prozent kleiner sein als in der letzten Saison und zudem die kleinste Produktionsmenge seit 13 Jahren sein.
Noch niediger ist mit 17,5 Mio. t die Ernteprognose der deutschen Analystenfirma Oilworld. Dabei dürfte die kleinere Erntemenge von Oilworld wohl realistischer sein als die Prognose von Strategie Grain. Oilworld berücksichtigt nämlich bereits die letzten Abwärtskorrekturen aus Frankreich und Deutschland.
Wenig Raps und hoher Importbedarf
Der deutsche Raiffeisenverband (DRV) hatte die deutsche Ernte im August auf 2,8 Millionen Tonnen geschätzt. „Damit wird die niedrigste Erntemenge seit 1997 eingefahren, der Fünf-Jahres-Durchschnitt von gut 4,7 Millionen Tonnen wird um fast 40 Prozent verfehlt“, kommentierte DRV-Marktexperte Guido Seedler das Ergebnis. Hauptgrund für diese katastrophale Ernte ist eine deutlich kleinere Anbaufläche als im Vorjahr. Der Rückgang beträgt nach den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes 30 Prozent.
Auch in Frankreich fällt die Rapsernte gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent, auf nur noch 3,5 Mio. t. Das langjährige Mittel wird um ein Drittel verfehlt. Auch bei unseren französischen Nachbarn ist der Rückgang der Anbaufläche um fast 500.000 ha der Hauptgrund für den Produktionseinbruch.
Die Analysten von Strategie Grains hatten den Importbedarf der Europäer vor diesem Hintergrund auf einen neuen Rekordwert von 5,8 Millionen Tonnen angehoben. Das ist ein Anstieg um 38 Prozent gegenüber dem Jahr 2018/19 bzw. entspricht rund einem Drittel der europäischen Erntemenge.
Rapspreise zuletzt auf 9-Monats-Hoch
Im Verlauf der vorigen Woche sind die Rapspreise um insgesamt 6,50 Euro auf 380 Euro je Tonne gestiegen. Das waren die höchsten Preise seit rund 9 Monaten.
Am Montag der aktuellen Woche geht es unter dem Druck der schwächeren Sojanotierungen jedoch wieder nach unten. Der vordere Novembertermin notiert im laufenden Handel am Montag Nachmittag bei 379 Euro/t und damit 1 Euro niedriger.
Am Hamburger Großmarkt wurde Raps am Montag mit 381 Euro je Tonne gehandelt und damit unverändert zum Freitag. In Mannheim lagen die Angebotspreise ebenfalls stabil bei 384 Euro und am Mittellandkanal wurden für den Raps 380 Euro/t geboten.
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