
Der nachfolgende Maitermin notiert derzeit bei 678 Euro und die Preisvorstellungen für die neue Ernte 2022 liegen am europäischen Terminmarkt bei knapp 588 Euro je Tonne. Hier wird von Analysten wie Stragie Grains eine deutlich Ausweitung der Rapsanbaufläche in Europa (und auch in Kanada) vermutet.
Doch Fakt ist auch: Zu diesen Preisen dürfte wohl kaum ein Landwirt Vorkontrakte für die nächste Ernte abschließen – obwohl die Preise über dem langjährigen Durchschnitt liegen. Denn angesichts des der Preisexplosion bei Minderdünger, Pflanzenschutz und Treibstoff und anderen Betriebsmitteln ist schwer vorstellbar, dass die Preise so schnell auf die dort prognostizierte Niveau zurückkehren.
Was die Betriebsmittelpreise und Lieferkettenprobleme betrifft erwarteten die meisten Analysten für 2022 jedenfalls noch keinen Besserung.
Das heißt auch: Die Produktionskosten werden hoch bleiben und die Erträge werden eher sinken, so das ein Teil der Flächenausweitung kompensiert wird. Außerdem ist nicht klar, wie die Entwicklung einigen wichtigen europäischen Lieferländern wie etwa der Ukraine aussieht. Dort hat die Aussaat von Wintergetreide und Raps jedenfalls unter einer massiven Trockenheit gelitten, so dass die nächste Rapsernte und der Export nach Europa eher kleiner ausfallen werden als bisher erwartet.
Und in Kanada läuft gerade noch die aktuelle Canolaernte (Sommerraps). Der Raps für die kanadische Ernte 2022 kommt erst in nächsten Frühjahr in den Boden. Gestützt werden die Rapspreise auch durch den aktuellen Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) dass die weltweite Ölsaatenproduktion für 2021/2022 nun auf 384 Millionen Tonnen schätzt – dass sind 1,1 Millionen Tonnen weniger als in Veröffentlichung vom Oktober. Auch die weltweiten Lagerbestände schrumpfen weiter.
„Der USDA-Bericht überraschte bei Sojabohnen mit einem geschätzten Ertrag in den Vereinigten Staaten von 51,2 Buschel pro Acre gegenüber 51,5 im letzten Monat, und lag damit deutlich unter den Erwartungen der Händler, die einen Anstieg erwartetet hatten“, stellt die Analysten von Agritel fest.
Rapspreise weltweit auf neuen Höchstständen

Mitte November haben die Rapspreise in Europa erstmals überhaupt die 700-Euro-Marke durchbrochen. Diese hohe Preise werden jedoch nicht nur in Europa gezahlt. Auch die internationalen Exportpreise steigen auf neue Rekordstände.
So wurde Raps an den kanadischen Exporthäfen diese Woche - trotz der noch laufenden Ernte - für 880 USD je Tonne verladen – das sind 510 USD je Tonne mehr als im vorigen Jahr. Ukrainische Exporteure verlangen derzeit 785 USD je Tonne – 325 USD mehr als im Vorjahr und wenn man in Australien kauft, kostet der Raps ebenfalls 785 USD je Tonne – ein Plus von 344 USD je Tonne zum Vorjahr.
Die europäischen Rapspreise waren diese Woche am Terminmarkt in Paris um 25 Euro auf 704 Euro je Tonne gestiegen. Das ist der höchste jemals erreichte Rapspreis. In nur vier Wochen hat die schwarze Ölsaaten damit um 55 Euro zugelegt. In Canada sind die Canolapreise diese Woche ebenfalls weiter gestiegen. Am Donnerstag notiert der vordere Novemberkontrakt für Canola am Terminmarkt in Winnipeg bei 1.029 CAD je Tonne. Und am heutigen Freitag bewegen sich die Kurse im laufenden Handel seitwärts.
Am deutschen Großmarkt und Importhafen in Hamburg wurden für den Raps der neuen Ernte am Donnerstag 711 Euro je Tonne geboten. Damit lagen die Preise ebenfalls auf einem neuen Höchststand. Am Großmarkt in Mannheim lagen die Offerten bei 714 Euro und am Mittelandkanal bei 710 Euro.
Am wichtigsten französischen Handelsplatz in Rouen wurden am Donnerstag Rapspreise von 701 Euro je Tonne notiert und an den französischen Verladehäfen der Mosel lagen die Preise bei 704 Euro je Tonne.
Kräftige Anbauausweitung erwartet – aber schwache Erträge?

Das europäische Analystenhaus Strategie Grains erwartet, dass Landwirte in der Europäischen Union die Rapsfläche für die nächste Ernte um 7 % ausgeweitet haben, angetrieben durch die sehr hohen Preise und aufgrund eines erwarteten Rückgangs der Bestände auf ein Rekordtief, sagte das Beratungsunternehmen Strategie Grains im Oktober in einem Bericht.
Die erste Aussaatprognose des Beratungsunternehmens für die Ernte 2022 geht davon aus, dass die Rapsfläche in der EU von 5,23 Millionen Hektar in diesem Jahr auf 5,60 Millionen Hektar zunehmen wird: Ein Plus von etwa 370.000 Hektar.
Auch andere Analysten erwarten nach einem starken Rückgang der letzten Jahren eine Erholung des europäischen Rapsanbaus. Zudem hat der Raps in weiten Teilen der EU von dem günstigen Aussaat-Wetter profitiert, obwohl die südöstlichen EU-Länder von Trockenheit betroffen waren, sagte Strategie Grains. Für Deutschland wurde eine Zunahme der Fläche um 6 % auf 1,06 Millionen Hektar prognostiziert, während in Frankreich eine deutlich stärkere Anbauausweitung um 17 % auf 1,15 Millionen Hektar erwartet wird.
Für die laufende Saison 2021/22, die noch bis Juni dauert, wird sich das EU-Angebot weiter verknappen, da eine etwas größere Ernte durch deutlich geringere Importe und eine starke Nachfrage aufgrund hoher Verarbeitungsmargen ausgeglichen wird, sagte Strategie Grains.
Die Rapsbestände in der EU erreichen Ende 2021/22 ein Rekordtief von 0,9 Millionen Tonnen, was einer Bestände-Verbrauchs-Quote (stock-to-use-ratio) von 3,9 Prozent entspricht, was der schlechteste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen wäre.
Es wird außerdem erwartet, dass die Rapspreise während der gesamten Saison sehr hoch bleiben werden. Druck könnte jedoch durch einen stärkeren Zustrom von argentinischem Biodiesel entstehen. Strategie Grains hatte seine Schätzung für die Rapsernte 2021 in der EU Anfang November von 17,03 Millionen Tonnen auf 16,97 Millionen gesenkt.
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