
Am Donnerstag erholen sich die Rapsreise im laufenden Handel zunächst, fallen dann jedoch einmal drastisch. Die Kurse brechen um weitere 14 Euro ein - auf nur noch 578 Euro je Tonne. Dabei hatte es noch zum Beginn der Woche so gut ausgesehen. Mit den nach dem USDA-Report steil ansteigenden Sojapreisen, kletterten auch die Rapspreise um 7 Euro auf knapp 607 Euro je Tonne nach oben.
Doch als die Sojapreise am Mittwoch in Chicago zweistellig verloren, zog das auch die Rapspreise wieder mit nach unten – und diesmal noch viel weiter als zuvor.
Analysten begründen den Preisrutsch mit verschiedenen Dingen. Zum einen korrigierte das kanadische Statistikamt, die kanadische Sojabohnenproduktion auf 6,505 Millionen Tonnen nach oben. Das war ein Anstieg von 125.000 Tonnen gegenüber den im August geschätzten 6,38 Millionen Tonnen und lag am oberen Ende der Analystenerwartungen.
Die kanadische Rapsproduktion wurde hingegen nur noch mit 19,1 Millionen Tonnen angegeben – verglichen mit 19,5 Millionen Tonnen im letzten Monat – eigentlich ein eindeutiger Impuls nach oben. Den hat der Markt jedoch ignoriert. Das französische Landwirtschaftsministerium Agreste hat seine Schätzung der französischen Rapsernte hingegen um 150.000 Tonnen auf 4,5 Millionen Tonnen angehoben. Das ist immerhin ein Zuwachs von 1,2 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahr.
Gedrückt wurden die Preise auch durch die Entwicklung in Argentinien: Die argentinischen Landwirte haben 15,2 % der 44 Millionen Tonnen großen Sojabohnenernte 2021/22 innerhalb von sieben Tagen verkauft, weil die Regierung einen günstigeren Wechselkurs für den Export von Sojaprodukten eingeführt hat, teilte die Getreidebörse Rosario am Mittwoch mit. Argentinien ist der weltweit größte Exporteur von Sojaöl und Sojaschrot und die Nr. 3 bei Sojabohnen.
Bis dahin hielten die lokalen Sojaproduzenten aufgrund des unsicheren wirtschaftlichen Umfelds Argentiniens, einschließlich der Inflation von über 70 % und der Angst vor einer möglichen Abwertung des Peso, mehr Sojabohnen als gewöhnlich fest.
Analysten: Rezessionsängste und wegbrechende Nachfrage
Die US-Sojapreise fielen am Mittwoch, weil Händler ihre Positionen nach der kräftigen Markterholung vom Montag wieder korrigierten, sagen Analysten.
Die Montagsprognose des USDA hatte für einen kräftigen Preissprung bei Sojabohnen und allen anderen Ölsaaten gesorgt. Das war eine überraschende Ansage des US-Landwirtschaftsministeriums, und der Markt hat relativ heftig reagiert, sagt ein US-Analyst.
Hinzu kam die wachsende Unsicherheit über die Auswirkungen einer Arbeitsunterbrechung der US-Eisenbahn. Einige US-Eisenbahnen werden offenbar den Transport von Getreide und Ölsaaten am Donnerstag einstellen.
Immer mehr Händler und Analysten äußerten sich außerdem besorgt, über die sich immer schneller abkühlende Weltwirtschaft und die Folgen für die Agrar- und Rohstoffmärkte.
Man geht offenbar davon aus, dass manche Anleger ihre Positionen bei Agrarrohstoffen verkaufen, vor allem nach einer so starken Rallye wie am Montag. Die am Dienstag veröffentlichten US-Inflationszahlen für August lösten zudem Erwartungen über weiter kräftig steigende Zinsen aus.
In Europa sind die Entwicklung und die Befürchtungen ähnlich. All das drückt auf die Agrarpreise, glauben die Analysten von Agritel und befürchten, dass die hohe Inflation in Verbindung mit einer Konjunkturabschwächung, zu einem Rückgang der weltweiten Nachfrage nach Getreide und Ölsaaten führen könnte.
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