
Insgesamt sind die Preise für die schwarze Ölsaat damit in den letzten 5 Handelstagen um weitere 35 Euro nach oben geschossen. Und am heutigen Dienstag sieht nach weiter steigenden Preisen aus. Denn auch die Palmölpreise in Malaysia erreichen zum Wochenbeginn eine neuen Rekordwert.
In Canada kennen die Canolapreise seit Tagen kein Halten mehr. Dort sind die Preise nach der hitzebedingten Korrektur der kanadischen Ernteprognose ebenfalls steil nach oben gegangen – und im vorbörslichen Handel am Dienstag klettern die Kurse weiter. Am Dienstag notiert der vordere Novemberkontrakt für Canola rund 16 CAD im Plus bei 928 CAD je Tonne – das sind etwa 622 Euro je Tonne.
Diesem Trend – und auch den steigenden Sojapreisen - dürften die europäischen Rapspreise weiter folgen und am Dienstag wohl erneut zulegen. Am deutschen Großmarkt und Importhafen in Hamburg wurden für den Raps der neuen Ernte am Montag 562 Euro je Tonne geboten. In Mannheim lagen die Offerten bei 564 Euro je Tonne und am Mittelandkanal bei 561 Euro. Doch diese Kurse dürfte wohl nur Makulatur sein, denn die Terminmärkte zeigen im frühen Handel am Dienstag weiter nach oben.
"Die hohen Preise könnten die europäische Landwirte auch dazu bewegen, die Rapsfläche in der aktuellen Aussaatzeit auf ein seit langem nicht mehr erreichtes Niveau auszuweiten", glaubt jedenfalls das europäische Analystenhaus Strategie Grains.
Hohe Pflanzenölpreise treiben auch die Rapspreise

Am Montag hatten die Rapspreise insbesondere durch den starken Anstieg des malaysischen Palmöls zugelegt. Dabei bedeutet der Preisanstieg der Pflanzenöle einen starken Stützfaktor für den Ölsaatenmarkt", sagte das Analystenhaus Agritel in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung.
„Die Palmölpreise in Malaysia, verzeichneten am Montag neue Höchststände, insbesondere aufgrund einer sprunghaften Exportnachfrage", sagte Agritel. „Es gibt derzeit ein globales Ölsaatenphänomen", sagte auch Damien Vercambre von der Analysten-Firma Inter-Courtage gegenüber der Nachrichtagentur AFP. Sowohl am Terminmarkt als auch am physischen Markt „steigen die Rapspreise immer weiter und setzen zum Start der neuen Saison neue Höchststände“, heißt es bei Agritel.
Das USDA hatte die gerade einbrachte europäische Rapsernte Ende der vorigen Woche unverändert auf 17,00 Millionen Tonnen geschätzt und damit exakt so groß wie im Vormonat. Im Vergleich zur Vorjahresernte wäre die Produktion danach 750.000 Tonnen größer. Die zur Marktversorgung unbedingt nötigen Importe, würden wegen knappen globalen Angebotslage und der extrem hohen Weltmarkpreise dennoch zurückgehen – glaubt jedenfalls das USDA – um mehr als 1 Millionen Tonnen auf 5,2 Millionen Tonnen.
Europäische Ernte ist klein und Importbedarf hoch

Das Analystenhaus Strategie Grains behielt seine Prognose für die Rapsproduktion in der Europäischen Union mit 17,03 Millionen Tonnen ebenfalls bei, warnte jedoch davor, dass das Gesamtangebot sehr knapp bleiben dürfte. Dennoch wird die Produktion der wichtigsten europäischen Ölsaat - die zur Herstellung von Speiseöl, Biodiesel und Viehfutter verwendet wird – die Ernte vom letzten Jahr von 16,61 Millionen Tonnen übertreffen.
Strategie Grains weist jedoch auch darauf hin, dass die starken Regenfälle die Bedenken hinsichtlich Ernteschäden vergrößert haben. Trotz des prognostizierten Produktionsanstiegs erwarten die Analysten jedoch, dass die Rapsbestände in der EU bis zum Ende der Saison 2021/22 von einem bereits sehr niedrigen Niveau in 2020/21 weiter zurückgehen, sagte Strategie Grains.
Das Beratungsunternehmen sagte auch, Ursache sind die Aussichten auf geringere EU-Importe wegen der sehr hohen Preise für kanadische und australische Lieferungen sowie die gleichzeitig erwarteten höheren EU-Exporte.
Die Europäische Kommission meldet bis zum 08. August Rapsimporte von 414.000 Tonnen und Exporte von 95.000 Tonnen. Von den Importen gingen 140.000 Tonnen nach Deutschland. Hauptlieferanten sind bislang Australien und die Ukraine.
Produktionseinbruch in Kanada und globale Knappheit

„Die EU-Angebotslage sieht im neuen Wirtschaftsjahr sehr angespannt aus“, sagte Strategie Grains weiter. Denn zur kleinen europäischen Ernte kommen Dürre und Hitzewellen beim Top-Exporteur Kanada hinzu. Heiße und trockene Bedingungen für einen Großteil der kanadischen Prärien haben die Rapsproduktion in dieser Anbausaison erheblich gedrückt.
Das USDA hat die Produktionsprognose für 2021 vorige Woche um mehr als 4 Millionen Tonnen auf 16,0 Millionen Tonnen gesenkt. Der durchschnittliche Ertrag wird um fast 20 Prozent reduziert, während auch die abgeerntete Fläche als Reaktion auf die zerstörten Bestände geringer wird. Aufgrund der geringeren Produktion und des geringeren Bestände aus der letzten Saison wird das Rapsangebot voraussichtlich um mehr als 20 Prozent auf den niedrigsten Stand seit fast 10 Jahren zurückgehen.
„Da die Anfangsbestände aufgrund der starken Nachfrage der letzten Jahre bereits minimal sind, wird sich der Rückgang der Verfügbarkeit größtenteils in schrumpfenden Exporten niederschlagen“, sagt das USDA dazu. Da Kanada in den letzten 4 Jahren mehr als 60 Prozent des Welthandels bestritten hat, werden große Importeure wie China und die EU vor den größten Herausforderungen stehen, glaubt das USDA. Die Folge ist ein weiterer Abbau lokaler Lagerbestände und eine verstärkte Substitution durch andere Proteine und -öle - und natürlich hohe Rapspreise.
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