
Die Rapspreise haben in den letzten Tagen deutschen und europäischen Markt empfindliche Verluste hinnehmen müssen. Am Mittwoch fallen Rapspreise am europäischen Terminmarkt im laufenden Handel für den Augusttermin um 29 Euro auf 630 Euro je Tonne. Der nachfolgende Novemberkontrakt 2022 fällt um 20 Euro auf 647 Euro je Tonne.
Seit Anfang Juni sind die europäischen Rapspreise damit um 22 % oder 174 Euro gefallen. Allein in den letzten beiden Tagen ging es um über 45 Euro nach unten. Analysten sagen jedoch, dass der Rapsmarkt – noch mehr als Getreide – vor allem von makroökonomischen Ängsten belastet wird.
Gleichzeitig sorgt der rasche Erntefortschritt in Westeuropa für eine Verbesserung der bis zuletzt sehr anspannten Angebotssituation. Eine Wiederaufnahme von Schiffsankünften aus Kanada wird zudem an französischen und niederländischen Häfen gemeldet: Grund ist der Abbau der Lagerbestände von Canola vor der neuen Ernte.
Zudem steht der Pflanzenölmarkt aufgrund des rapiden Verfalls der Palmölpreise unter hohem Druck. Indonesien hat zuletzt ebenfalls beschlossen, seine Exportsteuern auf Palmöl bis zum 31. August auszusetzen, um seine nationalen Lagerbestände zu reduzieren. Auch Malaysia hat die Höhe seiner Zolltarife bis Ende August reduziert.
Die globalen Rohölpreise ziehen den weltweiten Ölsaatenmarkt ebenfalls nach unten. Am Mittwoch fielen die Preise für das US-Leichtöl WTI im laufenden Handel erneut um 1,60 USD auf 99 USD je Barrel. Auslöser war hier ein befürchteter Rückgang des globalen Öl-Verbrauchs aufgrund der Covid-Probleme in China und einer Rezession in Europa.
Zudem wurde aus den USA ein überraschend kräftiger Anstieg der US-Lagerbestände für Rohöl gemeldet. Dort drosseln die hohen Spritpreise die Nachfrage deutlich.
Ernteschätzungen für Europa zu hoch?

Die Europäische Kommission hatte die europäische Rapsernte Ende Juni auf 17,86 Millionen Tonnen geschätzt. Das wäre eine rund 860.000 Tonnen größere Rapsernte als im vorigen Jahr. Hitze und Trockenheit der letzten 4 Wochen sind nach Einschätzung etlicher Analysten darin aber noch nicht ausreichend berücksichtigt.
Einzige Ursache für den Anstieg der Produktion ist die kräftige Ausweitung der Anbaufläche um 376.000 Hektar auf 5,7 Millionen Hektar. Dahinter stecken in erster Linie Anbauausweitungen in Frankreich und in Deutschland – sowie im Baltikum und in Skandinavien.
Laut einem Agreste-Bericht vom Juli „wird die Winterrapsproduktion 2022 in Frankreich durch die Vergrößerung der Fläche (+ 23,8 % gegenüber dem Vorjahr) kräftig steigen, während der Ertrag zurückgehen dürfte, nämlich auf 32,8 dt/ha im Jahr 2022 gegenüber 33,7 dt/ha im Jahr 2021“.
Die Kommission schätzt die laufende französische Ernte auf 3,87 Millionen Tonnen, im Vergleich zu 3,29 Millionen Tonnen im Jahr 2021. Der Deutsche Raifeisenverband (DRV) ließ seine letzte Rapsernteschätzung mit 3,8 Millionen Tonnen unverändert, was jedoch einer Steigerung von 300.000 Tonnen gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Das Analystenhaus Strategie Grains hat seine Prognose für die diesjährige Rapsernte in der Europäischen Union (allerding noch im Juni) auf 18,3 Millionen Tonnen angehoben, von 18,2 Millionen Tonnen im Monat zuvor. Die Aufwärtskorrektur spiegelt gute Ertragsaussichten in der Tschechischen Republik und den baltischen Staaten sowie erhöhte Flächenschätzungen für Schweden und Frankreich wider, heißt es in dem Ölsaatenbericht.
Kanada wird deutlich mehr Canola ernten und exportieren
Gute Ernteaussichten in Kanada ziehen derzeit die Rapspreise ebenfalls nach unten. Statistik Canada erwartet zwar einen Rückgang der Rapssaatfläche um 7 % auf 8,5 Millionen Hektar, denn viele kanadische Landwirte stellten die Flächen auf den Anbau auf Sommerweizen um. Die Raps-Erträge werden jedoch bei 2,14 t/ha erwartet, gegenüber dem extremen Dürrejahr 2021, als es nur 1,4 t/ha waren.
Allerdings hinkte die Aussaat von Sommerraps (Canola) in Kanada 3 bis 4 Wochen hinter dem normeln Zeitfenster her, nach mehreren großen Stürmen und zahlreichen Überschwemmungen. Das dürfte Erträge und Wachstum der Pflanzen negativ beeinflussen und das Risiko von witterungsbedingten Ernteausfällen erhöhern.
Die kanadische Produktion wird derzeit auf 17,95 Millionen Tonnen geschätzt – nach nur 12,95 Millionen Tonnen im vorigen Jahr. Der Export soll sich deshalb ebenfalls deutlich erholen, um 71 % auf 8,8 Millionen Tonnen, im Vergleich zu 5,15 Millionen Tonnen in der zurückliegenden Saison.
Die Hitzewelle im Mittelwesten der USA bedroht indessen auch einen großen Teil der amerikanischen Sojaernte und könnte noch Einfluss auf die Preisentwicklung am Ölsaatenmarkt gewinnen. Das USDA hat in seinem jüngsten Crop-Progress-Report seine „gut bis ausgezeichnet“-Ratings für Sojabohnen erneut gesenkt.
Erzeugerpreise für Raps und Getreide auf agrarheute
Auf agrarheute finden Sie: Aktuelle Erzeugerpreise für Marktfrüchte: Weizenpreis, Rapspreis, Gerstenpreis, Roggenpreis und aktueller Maispreis. Großhandelspreise und regionale Erzeugerpreise für Bundesländer. Oder einfach: https://markt.agrarheute.com/marktfruechte/
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.