
Die Rapspreise sind mit einer Preisexplosion ins Jahr 2022 gestartet. Gleichzeitig setzten sie damit den spektakulären Anstieg aus dem Jahr 2021 fort. „Raps hat sich nach dem Rückgang in der letzten Jahreswoche wieder deutlich erholt", schreibt das Analystenhaus Agritel. Die Volatilität war in den letzten Wochen allerdings hoch.
An der Terminbörse MATIF sprang der Raps am Dienstag nochmals um 17 Euro auf 788 Euro je Tonne nach oben. Die neue Ernte 2022 kostete knapp 574 Euro je Tonne, fast 13 Euro mehr als am Vortag. Mitte November hatten die Rapspreise in Europa erstmals überhaupt die 700-Euro-Marke durchbrochen. Nun ist die 800-Euro-Marke nicht mehr weit. In den letzten 8 Wochen hat die schwarze Ölsaat damit nochmals um 90 Euro zugelegt.
In Kanada sind die Canolapreise diese Woche ebenfalls weiter gestiegen. Am Dienstag Nachmittag notiert der vordere Märzkontrakt am Terminmarkt in Winnipeg bei 1.018 CAD je Tonne. Die nächste Ernte (November) kostete in Kanada 780 CAD. Bis zur neuen Ernte im November 2022 bleiben die kanadischen Terminmarktpreise außerdem auf dem sehr hohen derzeitigen Niveau.
Am deutschen Großmarkt und Importhafen in Hamburg gab es im neuen Jahr noch keine Notierung. Ende des vorigen Jahres wurden für den Raps dort 762 Euro je Tonne geboten und für spätere Termine 791 Euro je Tonne. Am Großmarkt in Mannheim lagen die Offerten für die späteren Termine im neuen Jahr bei 794 Euro und am Mittellandkanal bei 790 Euro.
Am wichtigsten französischen Handelsplatz in Rouen wurden zu Beginn des neuen Jahres Rapspreise von 775 Euro je Tonne geboten und an den Verladehäfen an der Mosel lagen die fob-Preise ebenfalls bei 775 Euro je Tonne. Das waren immerhin 17 Euro mehr als zum Ende des alten Jahres.
Südamerika, Rohöl und Mangel treiben die Preise

Der europäische Raps hat diese Woche seinen Aufwärtstrend also wieder aufgenommen und steuert neue Rekordmarken an. Die Verfügbarkeit von Raps am europäischen und am internationalen Markt bleibt äußerst begrenzt. Gleichzeitig ist die Nachfrage von Ölmühlen und von großen Importeuren hoch.
Auch die Preise für Rapsöl und Rapsschrot sind im Dezember angesichts der sich verschlechternden klimatischen Bedingungen in Südamerika kräftig gestiegen. Das Wasserdefizit der Pflanzen in Südbrasilien und Argentinien reduziert das Produktionspotenzial der beiden Länder. Außerdem wurde Malaysia kürzlich von dramatischen Überschwemmungen heimgesucht und die dortigen Palmölplantagen wurden erheblich beschädigt. Aufgrund des Mangels an Arbeitskräften im Land und einer Wiederaufnahme der Exporte sind die Palmölpreise seit Mitte Dezember stark gestiegen.
Ein weiterer unterstützender Faktor sind die Rohölpreise, die zuletzt ebenfalls wieder gestiegen sind und ihren höchsten Stand seit mehr als einem Monat erreicht haben. Der Anstieg der Rohölpreise treibt den gesamten Biokraftstoffsektor nach oben. Am Dienstag hat die monatliche Sitzung der Organisation erdölexportierender Länder und ihrer Verbündeten (Opec +) begonnen. Sie entscheiden, ob sie an ihrem Programm zur schrittweisen Lockerung ihrer Produktionsgrenzen festhalten oder nicht. Raps wird in großem Umfang zur Herstellung von Biokraftstoff verwendet und hängt eng am Rohölmarkt.
Der Markt bleibt allerdings empfindlich gegenüber den Nachrichten über die globalen Folgen der aktuellen Omicron-Variante, die sich extrem schnell verbreitet.
Historisch niedrige Bestände – dennoch weniger Importe

Das Analystenhaus Strategie Grains hat seine Ernteschätzung für 2021 für die EU auf 16,97 Millionen Tonnen gesenkt, von zuvor 17,03 Millionen Tonnen. Auch die Prognose für die EU-Rapsimporte wurden reduziert, da das Beratungsunternehmen von einer geringen weltweiten Verfügbarkeit und einer stärkeren Rapsverarbeitung in der EU ausgeht, hieß es.
„Der Rückgang des Angebots führt zudem zu einem weiteren Rückgang der Bestände. Die EU-Rapsbilanz ist 2021/22 also extrem knapp. Die EU-Bestände schrumpfen bis zum Ende des Wirtschaftsjahres im Juni 2022 auf höchstens 0,7 Millionen Tonnen“, so die Analysten.
Die Rapsernte 2022 in der Europäischen Union könnte 18,0 Millionen Tonnen erreichen, glaubt Strategie Grains. Das wären gut 6 % mehr als die diesjährige Ernte. Die Landwirte haben ihre Aussaatflächen aufgrund der hohen Preise ausgedehnt, sagt Strategie Grains in seiner ersten Prognose.
Der Anstieg der Rapsproduktion für die Saison 2022/23 wird hauptsächlich für die westlichen und nördlichen EU-Länder erwartet, die die drei größten Rapserzeuger der Union - nämlich Deutschland, Frankreich und Polen - beherbergen, sagt Strategie Grains in seinem Ölsaatenbericht. Die Erntemengen in den zentralen EU-Ländern könnten durch eine geringere Anbaufläche begrenzt werden, mit Ausnahme der Tschechischen Republik und der Slowakei, wo die Produktion in diesem Jahr steigen sollte.
"Die größere Ernte dürfte die Rapspreise unter Druck setzen", glaubt das Beratungsunternehmen. Aufgrund der angespannten EU- und Weltrapsbilanzen prognostiziert Strategie Grains im Wirtschaftsjahr 2021/22 jedoch weiter historisch hohe Preise, die dann aber mit der Ankunft südamerikanischer Sojabohnen auf dem Weltmarkt Anfang 2022 allmählich sinken werden, und auch wenn sich allmählich die neue Rapsernte 2022 nähert.
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