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Getreidemarkt

Rekordernten und verlängertes Getreideabkommen: Preise sinken

Das verlängerte Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine sowie Prognosen zu weltweiten Rekordernten bei Weizen und Mais bewirken momentan ein Abrutschen der Getreidepreise.
am Freitag, 19.05.2023 - 12:20 (1 Kommentar)

Vom USDA prognostizierte Rekordernten für Weizen und Mais und das am Mittwoch (17.05.) verlängerte Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine erhöhen den Druck auf die Getreidepreise.

Nach der volatilen Entwicklung der Getreidepreise im Mai müssen Landwirte sich auf einen rückläufigen Trend einstellen. Zum einen hatte das auslaufende Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine für Unsicherheit am Markt gesorgt. Dieses wurde nun für zwei Monate verlängert. Hinzu kommt die neueste Ernteschätzung des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums USDA, die von weltweiten Rekordernten für Weizen und Mais ausgeht.

Auf 222 Euro ist der Weizenpreis gestern Abend (18.05.) gesunken. Damit hat er seit dem Sommer 2021 einen neuen Tiefpunkt erreicht. Der Matif-Maispreis blieb am gestrigen Tag auf dem Niveau von 219 Euro. Damit verharren sie ebenfalls auf einem längerfristigen Tief.

Knapp 790 Mio. Tonnen erwartet das USDA bei der globalen Weizenernte. Das wären 1,5 Mio. Tonnen mehr als in der Vorjahrssaison. Auf 1,22 Mrd. Tonnen soll die globale Maiserzeugung ansteigen, was einer Zunahme von 70 Mio. Tonnen entsprechen würde.

Gute Ernte in Europa durch überdurchschnittliche Niederschläge

In der EU soll sich die Weizenernte auf etwa 139 Mio. Tonnen belaufen, was eine Zunahme von fast 5 Mio. Tonnen bedeuten würde. Ausschlaggebend für diese Schätzung des USDA seien die überdurchschnittlichen Niederschläge, die bisher in den meisten EU-Mitgliedstaaten zu verzeichnen waren.

China kann nach aktuellem Stand von einer 140 Mio. Tonnen schweren Weizenernte ausgehen. Das wäre eine Zunahme von über 2 Mio. Tonnen. Ein Ergebnis von 110 Mio. Tonnen sollen die indischen Landwirte einfahren, was zu einem Plus von etwa 6 Mio. Tonnen führen würde. In den USA soll die 45 Mio.-Tonnen-Marke wieder überschritten werden. Auch in Kanada (37 Mio. Tonnen) und besonders in Argentinien (19,5) ist mit deutlichen Steigerungen zu rechnen.

Ein deutliches Minus von 10,5 Mio. Tonnen soll es bei der Weizenproduktion in Russland geben. Dort werden die Landwirte der USDA-Schätzung zufolge nur noch 81,5 Mio. Tonnen ernten. Grund seien eine kleinere Anbaufläche bei gleichzeitig geringeren Erträgen. Der Rückgang der Weizenerzeugung in der Ukraine soll bei 4,4 Mio. Tonnen liegen. 16,5 Mio. Tonnen würde die Ukraine dann noch erzeugen.

Sinken werde die Weizenernte auch in Australien – auf 29 Mio. Tonnen, was ungefähr dem langjährigen Mittelwert entspricht.

Rekord-Maisernte trotz sinkender Produktion in der Ukraine

Die von den amerikanischen Landwirtschaftsexperten prognostizierte Maisernte von 1,22 Mrd. Tonnen würde gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 70 Mio. Tonnen bedeuten. In der Ukraine soll das Minus 5 Mio. Tonnen betragen – die Maisernte würde damit auf 22 Mio. Tonnen sinken.

In den USA soll die Maismenge auf fast 388 Mio. Tonnen ansteigen, was einem Zuwachs von 39 Mio. Tonnen entsprechen würde. In Europa soll sich die Maisernte von 53 Mio. Tonnen in der letzten Saison auf über 64 Mio. Tonnen vergrößern.

Fläche für Sommerweizen in Deutschland nähert sich wieder dem normalen Niveau

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) heute mitteilt, hat der Sommerweizenanbau in diesem Jahr um 45 Prozent abgenommen. 2022 bauten die deutschen Landwirte deutlich mehr (73,5 Prozent gegenüber 2021) Sommerweizen an, weil es infolge des Ukraine-Kriegs auf dem Getreidemarkt zu Engpässen kam und die Preise stark gestiegen sind. Nun befinde sich laut Destatis auf einer Fläche von 28.800 Hektar in Deutschland Sommerweizen.

Die Fläche für Sommergerste sei in diesem Jahr 41.600 Hektar groß, was einen Rückgang von 11,2 Prozent bedeute. Auf 138.600 Hektar stehe Hafer. Damit habe sich die Fläche um etwa 13 Prozent verkleinert.

Kaum verändert (- 1,4 Prozent) habe sich die Fläche für den Winterweizen, die 2023 etwa 2,85 Mio. Hektar groß sei. Beim Winterraps hingegen ist laut Destatis ein deutliches Anbauplus von 7,6 Prozent zu verzeichnen. Die Winterrapsfläche sei 1,16 Mio. Hektar groß. Auf 2,07 Mio. Hektar stehe in diesem Jahr Silomais (+ 2 Prozent). Um 6 Prozent abgenommen habe die Körnermaisfläche, die jetzt etwa 430.000 Hektar umfasse.

Özdemir: Verlängertes Getreideabkommen hilft der Ukraine und dem globalen Süden

Die am Mittwoch zunächst vom türkischen Präsidenten Erdogan betätigte Verlängerung des Getreideabkommens begrüßte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. „Es ist gut für die Ukraine und die Menschen im globalen Süden, dass das Schwarzmeer-Getreideabkommen um weitere 60 Tage verlängert wird“, so der Grünen-Politiker. Russland müsse damit aufhören, das Abkommen direkt und indirekt als Druckmittel zu nutzen. Putins Drohungen, die Vereinbarung auszusetzen, verschärften die Unsicherheiten für die Landwirte in der Ukraine und führten zu steigenden Logistikkosten für Getreide.

Nach Tagesschau-Angaben habe eine Sprecherin des russischen Außenministeriums erklärt, dass sich mit dem verlängerten Abkommen eine Chance für die globale Ernährungssicherheit ergebe, insbesondere für die Länder, die es am nötigsten haben. Erdogan habe laut Tagesschau seinem „teuren Freund“ Putin für die aufrichtige Unterstützung gedankt. Auch beim ukrainischen Präsidenten Selenskyj habe Erdogan sich für die konstruktive Zusammenarbeit bedankt.

Mit Material von AgE

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