Am Großmarkt in Hamburg war Brotroggen außerdem teurer als Brotweizen. Auch im Südwesten und im Osten Deutschlands sind die Roggenpreise meist höher als die Notierungen für Brotweizen.
Ursache für die hohen Kurse ist die extrem kleine Roggenernte. Mit gerade einmal 2,2 Mio. t ist die Produktionsmenge nach Einschätzung des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) fast 30 % kleiner als im langjährigen Mittel.
Auch die beiden bisher schlechtesten deutschen Roggenernten aus dem Jahr 2011 von 2,5 Mio. t und aus dem Dürrejahr 2003 von 2,23 Mio. t werden unterboten. Damit wäre die aktuelle Roggenernte 2018 die bisher kleinste Roggenernte überhaupt.
Roggen ist teurer als Brotweizen
Am Großmarkt in Hamburg wurde Brotroggen am Donnerstag (13.09) dieser Woche mit 206 Euro/t notiert. Anfang September lagen die Roggenpreise zeitweise sogar bei 214 Euro/t.
Mit den zuletzt wieder etwas schwächeren Weizenpreisen rutschten die Kurse dann jedoch wieder etwas nach unten. Dennoch werden in Hamburg für Roggen mit 206 Euro/t auch weiterhin höhere Preise geboten als für Brotweizen mit 201 Euro/t. Für die kommenden Termine liegen die Preiseangebote zudem wieder höher als jetzt.
Auch am südwestdeutschen Großmarkt in Mannheim wurden für Roggen in dieser Woche mehr Geld geboten als für Brotweizen. Während man Roggen mit 205 Euro handelte, lagen die Angebote für Brotweizen bei 197 Euro/t.
Beim größten deutschen Roggenproduzenten, in Brandenburg, notierte man Roggen im Großhandel in dieser Woche mit 200 Euro/t geboten und Brotweizen mit 193 Euro/t.
Im Mittel aller deutschen Großhandelsplätze meldete man für den August Roggenpreise von 203 Euro/t. Im Vergleich zum Juli waren die Kurse damit um 25 Euro/t nach oben geschossen und befanden sich auf dem höchsten Stand seit März 2013.
Kleine Ernte deckt Bedarf nicht
Nach den Daten der Bundesanstalt für Ernährung (BLE) wurden in Deutschland in den letzten vier Jahren (je nach Größe der Ernte) zwischen 3,5 und 4,0 Mio. t Roggen verbraucht.
Diese Menge wird durch die aktuelle Ernte nur zu etwas mehr als der Hälfte abgedeckt. Der Rest des Bedarfs muss aus den Nachbarländern importiert werden.
Allerdings ist die Ernte in Polen ebenfalls klein. Unser östlicher Nachbar ist neben Deutschland der größte europäische Roggenproduzent. Damit steht den Polen ebenfalls weniger Ware für die Ausfuhr nach Deutschland zur Verfügung.
Nach den Daten der BLE hat Deutschland in den letzten Jahren zwischen 370.000 t und 700.000 t Roggen aus anderen EU-Ländern importiert. Gleichzeitig wurden jährlich etwa 250.000 t bis 315.000 t exportiert.
Der Verbrauch von Brotroggen für die menschliche Ernährung lag relativ stabil zwischen 700.000 und 730.000 t. Verfüttert wurden zwischen 2,1 und 2,4 Mio. t und damit mindestens so viel wie 2018 geerntet wurden.
Immerhin 550.000 t Roggen wurden energetisch genutzt und ein weiterer kleiner Teil ging an die Industrie. In diesem Jahr dürfte die Ware für alle Verwendungsarten sehr knapp und sehr teuer sein.
Den deutschen Selbstversorgungsgrad hatte die BLE für die vergangenen vier Jahre zwischen 90 % und 97 % ermittelt. Dieses Jahr dürfte die Versorgungslage deutlich schlechter sein.
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