Fünf mit ukrainischem Getreide beladene Schiffe sollen in den vergangenen Tagen aus dem Hafen Berdyansk verschwunden sein. Das berichtet unter anderem die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform. Sie stützt sich dabei auf Angaben von Alexander Starukh, den Leiter der Militärverwaltung in der Region Saporischschja. Die Frachter sollen teilweise oder voll beladen gewesen sein.
Das würde bedeuten, dass es um den Diebstahl von mehreren zehntausend Tonnen Getreide geht. Einwohner von Berdyansk gaben an, russische Schlepper hätten die Frachtschiffe aus dem Hafen manövriert. Überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.
Aktuell kursieren in den sozialen Netzwerken zahlreiche Videos die zeigen, wie aus Schiffen im Hafen Berdyansk russische Militärfahrzeuge ausgeladen werden.
Ukraine verschiffte fast 200.000 Tonnen Getreide - täglich
Von Berdyansk sind es nur rund 80 km bis in die schwer umkämpfte Stadt Mariupol, die ebenfalls am Asowschen Teil des Schwarzen Meeres liegt. Die Hafenstädte sind von strategischer Bedeutung, sowohl militärisch als auch – in Friedenszeiten – für den Handel.
Die Marktexperten von S&P Global Commodity Insights beziffern die Maisausfuhren aus ukrainischen Schwarzmeerhäfen für den Zeitraum vom 1. Juli 2021 bis zum 10. Februar 2022 auf rund 13,3 Mio t. Beim Weizen waren es im gleichen Zeitraum 17,8 Mio. t. Die wichtigsten Exportterminals sind in Tschornomorsk, Pivdennyi und Mykolajiw sowie Odessa.
Seit dem russischen Angriff läuft im Getreideexport nichts mehr

Noch bis kurz vor Beginn der russischen Invasion exportierte die Ukraine täglich fast 200.000 t Mais, Weizen und Gerste, berichtet S&P; das waren zwei Drittel mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Nach Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums hätte die Ukraine bis zum Ende des Wirtschaftsjahres voraussichtlich weitere 15,9 Mio t Mais und 6,1 Mio t Weizen verschifft. Seit dem Angriff der russischen Truppen ist der Export jedoch zusammengebrochen.
"Aus den Häfen der Ukraine wird derzeit null exportiert, da verlässt gar nichts das Land", sagte Jörg-Simon Immerz, Leiter des Getreidehandels der BayWa AG, der Deutschen Presse-Agentur.
Seefahrt im Schwarzen Meer ist von Minen bedroht
Nur über die russischen Häfen wird Getreide aus Russland ausgeführt, allerdings deutlich eingeschränkt. Die Schweizer Marktanalysten von AgFlow schätzen, dass in den ersten beiden Märzwochen etwa 73 Schiffe mit Agrarrohstoffen Russland verlassen haben, gegenüber 220 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Laut Angaben der Seefahrtsbehörde von Panama blockieren die Russen bis zu 300 Frachter im Schwarzen Meer. Die westlichen Schifffahrtsstrecken sollen von der russischen Marine vermint worden sein. Russland behauptet, die Minen seien von ukrainischer Seite gelegt worden.
Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen (IMO) fordert sogenannte blaue Korridore, damit die Schiffe das Schwarze Meer verlassen können, ohne angegriffen zu werden oder auf eine Mine zu laufen.
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