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Internationaler Getreidehandel

Wie Russland versucht, sein Getreide auf den Weltmarkt zu bringen

Getreide in den internationalen Handel zu bringen, ist für Russland schwierig geworden.
am Donnerstag, 10.08.2023 - 05:30 (Jetzt kommentieren)

Für Russland ist das Exportgeschäft noch viel schwieriger geworden als im letzten Jahr. Um sein Getreide zu verschiffen, fehlen dem Land internationale Partner. Nun sollen eigene Frachter gebaut werden.

Dass Russland seine Getreideexporte auf Rekordhöhe halten kann, wird zusehends unwahrscheinlicher. Lieferungen in Länder, die auf Importe angewiesen sind, werden versprochen, doch die globalen Getreidehändler haben ihre Aktivität in der Russischen Föderation reduziert.
Der Statista-Prognose zufolge soll Russland bei den Weizenexporten in 2023/24 mit 45,5 Mio. Tonnen zwar führend bleiben. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters teilte das russische Landwirtschaftsministerium jedoch mit, dass bei den Getreideexporten insgesamt ein Rückgang von 24 Prozent erwartet werde.
Nun versucht Russland, Abhilfe zu schaffen und erklärte, die Produktion neuer Getreidefrachter in Auftrag gegeben zu haben. Aber das dauert.

Keine Schiffe für russisches Getreide

Als Russlands Präsident Wladimir Putin im Juli das Getreideabkommen mit der Ukraine nicht verlängerte, kündigte er mit Blick auf die globale Versorgungslage an, die ukrainischen Getreideexporte nach Afrika durch russische Ware ersetzen zu wollen.

Die russischen Getreideexporteure erklärten, dass ihre Fracht- und Versicherungskosten steigen könnten, wenn sich die Sanktionen gegen Russland verschärften – auch wenn Agrarexporte nicht direkt von den Sanktionen betroffen sind. Internationale Agrarhändler wie Cargill, Louis Dreyfus oder Viterra hätten ihre Zusammenarbeit mit Russland seit dem 1. Juli eingeschränkt. Dadurch könnten die Getreidepreise nach oben getrieben werden.
Überhaupt würden das Fehlen russischer Ware beziehungsweise ein Exportstau laut Reuters zu einer angespannten Lage auf dem Weltmarkt führen. Die russischen Händler seien für ihre Getreidelieferungen bereits auf ältere und kleinere Schiffe umgestiegen. Dass dringend nach Alternativen für das Exportgeschäft gesucht wird, zeige eine Verdoppelung von Russlands Charteranfragen im Vergleich zum Juli 2022, dem Vorjahresmonat. Seit Juni sei die Nachfrage nach Schiffen um 40 Prozent gestiegen.

Zusammenbruch des Schwarzmeerkorridors

Im Dezember 2022 kündigte das russische Landwirtschaftsministerium an, 61 neue Getreideschiffe bauen zu wollen. Die Schiffe würden wegen des Sanktionsdrucks und der Weigerung vieler internationaler Fluggesellschaften, mit Russland zusammenzuarbeiten, benötigt, erklärte das Ministerium. Rosagroleasing, ein staatliches Unternehmen für Agrartechnik, habe im März mitgeteilt, dass es eine Flotte bestellt habe, die in drei Jahren fertiggestellt sein soll. Bis Russland neue Getreidefrachter in Betrieb nehmen kann, müssten auf dem kommerziellen Markt Schiffe gechartert werden, erklärte eine Analystin gegenüber Reuters.

Im Moment zeigt das Ende des Getreideabkommens ohnehin seine fatalen Folgen in der Zerstörung von ukrainischen Getreidelagern. Gegenangriffe aus der Ukraine folgten; Reuters spricht von einem Zusammenbruch des Schwarzmeerkorridors. Der sehr volatile Getreidemarkt spiegelt die Entwicklung am Schwarzmeer wider.

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