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Getreidemarkt und Getreidepreise

Russland will Getreideexport regulieren – und die Weizenpreise steigen

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am Freitag, 11.12.2020 - 12:59 (1 Kommentar)

Russland will seinen Getreideexport offenbar stärker regulieren. Die Folge: Weltweit steigen die Weizenpreise.

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Hintergrund sind offenbar steigende Preise für Brot und andere Lebensmittel am russischen Binnenmarkt. Präsident Putin hat die Behörden aufgefordert etwas zu unternehmen. Das dürfte unmittelbare Folgen für den Markt haben. Möglicherweise werden nun doch noch Exportzölle eingeführt. Dann würde wohl eine Weizenpreis-Rallye folgen.

Am Donnerstag hatte der russische Premierminister Michail Mischustin angekündigt, dass Russland Maßnahmen zur Stabilisierung der heimischen Lebensmittelpreise vorbereitet. Einen Tag zuvor hatte Präsident Wladimir Putin Beamte und Marktteilnehmer wegen der steigenden Preise für Brot, Mehl, Zucker und Sonnenblumenöl kritisiert.

Getreidehändler reagierten besorgt auf diese Ankündigung, denn Russland ist der weltweit größte Weizenexporteur und der Einfluss der Russen auf die globalen Weizenpreise und die weltweite Versorgung ist riesig. In den USA und in Europa sind die Weizenpreise an den Terminmärkten deshalb gestern schon gestiegen – obwohl das US-Landwirtschaftsministerium die globale Erntemenge in seinem Monatsreport nach oben korrigiert hat. Verbrauch und Export waren jeoch noch deutlicher nach oben gesetzt worden.

„Wir müssen konkrete Maßnahmen ergreifen, um die Preise für Produkte, die für die Menschen wichtig sind, effektiv zu halten", hatte Mischustin gesagt, berichtete die Nachrichten-Agentur Reuters. Der Premier bezeichnete die Preis-Entwicklung am russischen Binnenmarkt als inakzeptabel – vor allem auch vor dem Hintergrund sinkender Einkommen.

Russland kämpft gegen hohe Nahrungsmittelpreise

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Die Einkommen der Russen sind im dritten Quartal weiter zurückgegangen, nachdem sie im Vorquartal aufgrund der COVID-19-Krise am stärksten seit 20 Jahren eingebrochen waren. Präsident Putin hatte kritisiert, dass die Preise für Brot, Mehl und Sonnenblumenöl kürzlich stark gestiegen sind.

Russland hat in diesem Jahr die bislang zweitgrößte Weizenernte eingebracht, doch die Inlandspreise sind wegen der sehr hohen Exporte und der hohen Exportpreise kräftig gestiegen. Vorige Woche hatte das russische Landwirtschaftsministerium vorgeschlagen, ab dem 15. Februar bis zum 30. Juni eine Getreideexportquote von 17,5 Millionen Tonnen einzuführen – zuvor hatte diese Quote allerdings bei nur 15 Millionen gelegen.

Die Regierung hatte diesem Vorschlag allerdings noch nicht zugestimmt. Viele Tierhalter fordern jedoch zusätzlich oder anstelle der Quote eine Ausfuhrsteuer auf russischen Weizen. Mischustin ging nicht näher darauf ein, welche Maßnahmen ergriffen werden könnten, und plant, ein weiteres Treffen zu diesem Thema abzuhalten.

Der Premier sagte jedoch, dass die Maßnahmen bei Weizen zusätzlich zur bereits erfolgten Erhöhung der Exportsteuer bei Sonnenblumenkernen und Raps ab Januar erfolgen würden. "Es wird eine Marktregulierung geben, die aber durch Marktmethoden bestimmt wird", sagte Dmitry Peskov, Kreml-Sprecher, gegenüber der Presse.

Weizen-Exportpreise dürften weiter steigen

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Die russischen Weizenexportpreise waren diese Woche – vor der Ankündigung der russichen Regierung -  leicht gesunken –  wohl auch weil die zuvor vorgeschlagene Erhöhung der russischen Getreideexportquote auf 17,5 Millionen Tonnen den Markt belastetet habe, sagen Analysten.

Russischer Weizen mit einer Proteingehalt von 12,5 Prozent wurde am Schwarzmeerhafen Novorossiisk für die Lieferung im Dezember für 253 USD pro Tonne (Free-on-Board, FOB) verladen. Das war 1 USD weniger als in der Woche zuvor. Gleichzeitig wurde französischer Weizen am wichtigsten Exporthafen Rouen für 257 USD verkauft – und damit 3 USD billiger als in Vorwoche – jedoch 4 USD teurer als die russische Ware. US-Weizen der Sorte Soft-Red-Winter (Chicago-Weizen) wurden am US-Golf zum gleichen Termin für 262 USD verladen.

Die russischen Gerstenpreise lagen diese Woche bei 215 USD pro Tonne. Das waren die gleichen Preise wie in der Woche zuvor. Französische Gerste kostete am Hafen Rouen 242 USD je Tonne und damit 6 USD weniger als in der vorigen Woche und deutlich mehr als die russische Ware.

Für Körnermais wurden am französischen Exporthafen Bordeaux 245 USD je Tonne verlangt. An den Schwarzmeerhäfen der Ukraine lagen die fob-Preise für Mais bei 227 USD je Tonne und waren damit 3 USD günstiger als in der Vorwoche. US-Mais kostete am Golf 218 USD je Tonne.

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