Der Deutschen Raiffeisenverband e.V. erwartet mit 41,4 Millionen Tonnen die schlechteste Getreideernte der vergangenen zehn Jahre. Nach Einschätzung des DRV weitet sich das bisherige Ernteergebnis für viele Landwirte in den Dürregebieten zusehends zu einer existenzbedrohenden Krise aus.
Vor allem weil auch das Vorjahr schon keine gute Ernte gebracht hat. „Etliche Mitglieder unserer Genossenschaften sind teilweise dringend auf staatliche Hilfen angewiesen“, stellt DRV-Hauptgeschäftsführer Dr. Henning Ehlers fest.
Entwarnung gibt er im Hinblick auf Brot- und Brötchenpreise. „Der Anteil des Getreidepreises am Brotpreis beträgt nur wenige Prozent“, erläutert Ehlers.
Kleinste Getreideernte seit 2007
Kräftig nach unten korrigiert hat der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) in seiner vierten Ernteschätzung die Ernteprognosen für Weizen, Wintergerste und Roggen. Am stärkten setzte man jedoch die Produktionserwartungen für Raps nach unten.
Außerdem wurde auch die Prognosen für Sommergerste, Hafer, Triticale und Mais nach unten gesetzt. Insgesamt verfehlt die neue Getreideernte mit 41,4 Mio. t den bereits schwachen Vorjahreswert um 9,1 %. Das Fünf-Jahres-Mittel von 47,8 Mio. t wird sogar um 13,4 % unterboten.
Eine ähnlich schwache Getreideernte gab es in Deutschland zuletzt im Dürrejahr 2007 mit rund mit 40,6 Mio. t. Im sogenannten Jahrhundertsommer 2003 ernteten die Landwirte mit nur 39,4 Mio. t sogar noch weniger. Im vorigen Monat hatte der DRV die Getreideernte noch auf 43,8 Mio. t geschätzt und damit 2,4 Mio. t größer.
Extreme Trockenheit im Norden und Osten
Grund für das schlechte Ergebnis ist die extreme Trockenheit im Norden und Nordosten des Landes, die zu erheblichen Einbußen bis hin zu Totalausfällen geführt hat. Im Westen und Süden des Landes ist die Situation in der Summe deutlich besser. Allerdings werden auch dort die durchschnittlichen Erträge der vergangenen Jahre oftmals nicht erreicht.
Die vom DRV vorgelegte Ernteprognose ergibt sich aus den Flächenangaben des Statistischen Bundesamtes vom Mai und den Ertragsschätzungen des DRV. Die tatsächlich gedroschenen Mengen dürften aber in verschiedenen Regionen noch geringer ausfallen, da witterungsbedingt Flächen als Ganzpflanzensilage abgeerntet worden sind.
Mangels verlässlicher Angaben können diese aber gegenwärtig nicht quantifiziert werden. Die Ernte hat in diesem Jahr im Schnitt mindestens zwei Wochen früher begonnen und schreitet zügig voran.
Kleinste Weizenernte seit 2007
Die deutsche Weizenernte 2018 wird nach Einschätzung des DRV mit etwa 21,5 Mio. t rund 12,1 % kleiner ausfallen als 2017 mit 24,5 Mio. t. Dabei unterstellt der DRV mit 69,9 dt/ha etwa 8,5 % niedrigere Erträge als zur vorigen Ernte mit 76,4 dt/ha.
Gleichzeitig ist die Weizenfläche mit 3,08 Mio. ha etwa 3,8 % kleiner als 2017. Im vorigen Monat hatte der DRV die Weizenernte noch etwas größer auf 22,9 Mio. t geschätzt.
Noch weniger Weizen haben die deutschen Landwirte zuletzt in den Dürrejahren 2007 mit 20,8 Mio. t und 2003 mit nur 19,2 Mio. t geerntet.
Produktion von Wintergerste bricht ein
Mit 7,9 Mio. t erwartet der DRV die Produktion von Wintergerste 12 % kleiner als im vorigen Jahr mit 9,0 Mio. t. Dabei sollen die Durchschnittserträge mit 65,2 dt/ha etwa 11,2 % niedriger ausfallen als 2017 mit 73,5 dt/ha. Die Anbaufläche von Wintergerste ist mit 1,217 Mio. ha zudem 9.700 ha kleiner. Im vorigen Monat hatte der DRV die Produktion von Wintergerste noch auf 8,4 Mio. t geschätzt.
Die Anbaufläche bei Sommergerste ist mit 436.600 immerhin 28,6 % bzw. 97.100 ha größer als im vorigen Jahr. Trotz der 7,3 % niedrigeren Erträge von 50,1 dt/ha, würde die Produktion deshalb um 19,2 % auf 2,19 Mio. t zunehmen. Im vorigen Jahr ernteten die deutschen Landwirte nur 1,83 Mio. t Sommergerste. Im vorigen Monat hatte der DRV die Sommergerstenernte noch etwas größer auf 2,27 Mio. t geschätzt.
Insgesamt erwartet der DRV die deutsche Gerstenproduktion bei 10,1 Mio. t, im Vergleich zu 10,9 Mio. t im vorigen Jahr. Das wäre ein Rückgang von 6,7 %. Weniger Gerste als 2018 haben die deutschen Landwirte zuletzt im Jahr 2011 mit 8,7 Mio. t geerntet.
Kleinste Rapsernte seit 1998
Ganz besonders dramatisch bricht die deutsche Rapsernte ein. Dabei sind Durchschnittserträge mit 28,2 dt/ha weitaus schwächer als im bereits sehr schlechten Jahr 2017 mit nur 32,7 dt/ha. Auch die Anbaufläche schrumpft zum Vorjahr um 3,5 % auf 1,26 Mio. ha.
Im Ergebnis soll die deutsche Raps-Ernte 2018 mit etwa 3,55 Mio. t sogar 16,8 % kleiner sein als vor einem Jahr mit 4,27 Mio. t. Im vorigen Monat hatte der DRV die Erntemenge noch auf 4,06 Mio. t geschätzt und damit 0,51 Mio. t größer.
Noch weniger Raps als 2018 haben die deutsche Landwirte zuletzt im Jahr 1998 mit nur 3,34 Mio. t geerntet.
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