Damit wird auch die Ernteprognose von Weizen für 2020 reduziert. Grund sind die massiven Überflutungen im Vereinigten Königreich und in Teilen Frankreichs.
Am Terminmarkt in London hatten die Getreidepreise deutlich auf den erwarteten Angebotsrückgang reagiert. Sie waren für die neue Ernte sehr kräftig nach oben geschossen.
An der europäischen Börse in Paris bewegten sich die Weizenpreise für die nächste Ernte indessen nur wenig. Sie liegen nur wenig höher als die aktuellen Termine.
Überflutungen drücken die Aussaatflächen
Die Analysten von Strategie Grains haben ihre Schätzung der Weichweizenfläche für die Ernte im nächsten Jahr in der Europäischen Union gesenkt.
Grund: Durch den starken Regen in einigen Ländern Nordwesteuropas mussten die Feldarbeiten unterbrochen werden – bzw. die geplanten Flächen konnten nicht bestellt werden. Ganz besonders trifft dies auf das Vereinigte Königreich und Teile Frankreichs zu.
In seinem monatlichen Bericht bezifferte das französische Analystenhaus die Weichweizenfläche der EU für 2020 jetzt auf 23,7 Millionen Hektar. Dies entspricht einem Rückgang von etwa 200.000 Hektar gegenüber dem vorigen Ausblick im Oktober und liegt zudem 100.000 Hektar unter den 23,8 Millionen Hektar, die in diesem Jahr geerntet wurden.
Anbaubauflächen müssen korrigiert werden
"Diese Reduzierung ist im Wesentlichen auf die wetterbedingten Aussaat-Verzögerungen in Großbritannien und in geringerem Maße in Frankreich zurückzuführen Dort sind die Landwirte nicht in der Lage, auf den wassergesättigten oder überfluteten Feldern zu pflanzen oder Feldarbeiten durchzuführen", hieß es.
Bei der ersten Schätzung im vergangenen Monat hatte Strategie Grains für die Europäische Union eine relativ stabile Weizenfläche prognostiziert.
Außerdem erwarteten die Analysten einen Anbaurückgang von 3 Prozent bei Wintergerste sowie einen Rückgang von 4 Prozent bei Sommergerste. Bei Körnermais gingen die Analysten von einer Anbauausweitung von 2 Prozent aus.
Weniger Wintergerste - dafür mehr Sommgerste
Strategie Grains sagt, dass der sehr nasse Herbst die Erwartungen für die Aussaat von Wintergerste in Großbritannien und Frankreich ebenfalls reduziert hat.
Die Analysten hoben jedoch ihre Gesamtprojektion für die EU-Gerstenfläche im nächsten Jahr an und verwiesen dabei auf eine größere Aussaatfläche von Wintergerste in Deutschland und auf die Aussicht, dass nicht wenige Landwirte in Großbritannien und Frankreich von Wintergerste auf Sommergerste umsteigen würden.
Die Prognose für die gesamte EU-Gerstenfläche im Jahr 2020 wurde deshalb um rund 200.000 Hektar auf 12,0 Millionen erhöht. Dennoch liegt die Fläche damit noch unter den 12,2 Millionen Hektar aus diesem Jahr.
Außerdem hat Strategie Getreide seine Erwartungen an die Maisfläche 2020 geringfügig reduziert. Im Vergleich zu 2019 erwartet man jedoch weiterhin einen Anstieg von 2 Prozent auf rund 8,8 Millionen Hektar.
Kleinere Weizenernte im nächsten Jahr
In seiner vorläufigen Produktionsschätzung für 2020, die auf langfristigen Ertragstrends basiert, sagte das Analystenhaus, dass die Weichweizenproduktion etwa 142,3 Millionen Tonnen erreichen könnte, verglichen mit 145,5 Millionen in diesem Jahr. Das wäre ein Rückgang von 3,2 Mio. Tonnen oder 2,2 Prozent.
Die EU-Gerstenproduktion (Sommer und Wintergerste) würde sich nach derzeitigen Schätzungen auf 59,6 Millionen Tonnen belaufen, gegenüber 61,6 Millionen Tonnen in diesem Jahr. Hier beträgt der Produktionsrückgang 2,0 Mio. t oder 3,3 Prozent.
Die Produktion von Körnermais erwarten die Analysten derzeit bei 64,8 Millionen Tonnen, verglichen mit 63,5 Millionen Tonnen, für die Ernte 2019. Das wäre ein Anstieg von 1,3 Mio. t.
England: Nächste Ernte ist deutlich teurer
Als Reaktion auf die schleppende Aussaat im sind die Weizenpreise am Terminmarkt in London für die Ernte 2020/21 zuletzt kräftig gestiegen. Der Kontrakt für den November 2020 kletterte zeitweise auf ein neues Kontrakthoch von 160 GBP pro Tonne (186 Euro). Das ist immerhin ein Plus von 22 Pfund bzw. 16 Prozent gegenüber den Preiserwartungen von September.
Der vordere Novemberkontrakt 2019 notiert aktuell bei 142 GBP (165 Euro) und damit 18 GBP niedriger als der Peis für die nächste Ernte –dennoch liegen die Kurse ebenfalls 10 Prozent höher als im September.
"Einige Landwirte denken deshalb darüber nach, ihre Ernte 2019 länger einzulagern, um sie in der nächsten Saison zu verkaufen", berichten Analysten aus dem Vereinigten Königreich.
MATIF sieht 2020 keine höheren Preise
Am Terminmarkt in Paris wird der vordere Dezemberkontrakt für Weizen derzeit mit 178 Euro je Tonne gehandelt. Für die nächste Ernte (September 2020) liegen die Preise bei 179 Euro und damit auf einem ähnlichen Niveau wie für die aktuelle Saison. Ende Oktober waren die europäischen Weizenpreise sogar bis auf 182 Euro gestiegen – konnten dieses Niveau jedoch nicht ganz halten.
Postiv ist jedoch: Seit Ende September ging es mit den Weizenpreisen um etwa 13 Euro nach oben. Grund ist vor allem die deutlich verbesserte Exportnachfrage für Weizen aus Frankreich, Rumänien, Bulgarien und dem Baltikum. Das zieht auch den Gesamtmarkt mit nach oben.
Insgesamt sind die europäischen Weizen-Exporte derzeit 54 Prozent höher als im Dürrejahr 2018. Die deutschen Weizenexporte laufen mit bislang 640.000 t nicht besonders rege. Sie sind aber ebenfalls deutlich höher als im Vorjahr.
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