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Inflation und Landwirtschaft

Türkei: Lebensmittelpreise verdoppelt - Hyperinflation & Agrarkrise

Türkei.
am Donnerstag, 14.07.2022 - 14:42 (Jetzt kommentieren)

Die Türkei kann sich nicht selbst mit Getreide und Fleisch versorgen. Die Lebensmittelmittelpreise haben sich binnen eines Jahres verdoppelt. Allein die Weizenimporte erreichen 10 bis bis 11 Millionen Tonnen. Die Landwirtschaft ist sowohl in der Getreideproduktion als auch bei der Erzeugung von Rindfleisch und Milch extrem unproduktiv.

Die jährliche Inflationsrate der Türkei erreichte im Juni fast 80%- den höchsten Stand seit etwa zwei Jahrzehnten. Die Verbraucherpreise stiegen im vergangenen Monat im Vergleich zum Juni 2021 um 78,6%, was insbesondere auf die steigenden Kosten für Lebensmittel und Getränke sowie Transport und Energie zurückzuführen ist.

Die Lebensmittelpreise haben sich in einem Jahr fast verdoppelt, während die Transportkosten nach Angaben des türkischen Statistikamtes um 123% gestiegen sind. Die türkische Lira hat seit Anfang dieses Jahres mehr als 20% ihres Wertes gegenüber dem US-Dollar verloren.

Ganz offensichtlich ist die türkische Wirtschaft mit den gleichen Problemen der globalen Inflation ausgesetzt wie andere Länder, nur sind die Folgen für die Bevölkerung und die Landwirte offenbar weitaus dramatischer.

Die Krise in der Landwirtschaft und die hohe Nahrungsmittelinflation dauern ohnehin schon deutlich länger, so das die Weltbank zu den strukturellen Problemen der türkischen Agrarproduktion eine eigene Untersuchung angestellt hat. Die Weltbank-Studie zeigt, dass massive Ineffizienzen auf den Agrarmärkten, verstärkt durch makroökonomische Faktoren, die Lebensmittelpreise immer weiter nach oben treiben.

Anfang Juli hat Präsident Erdogan angekündigt, dass seine Regierung den Mindestlohn ab diesem Monat um 30 % erhöhen will - nur sechs Monate nach einer Erhöhung um 50 %, um die Arbeitnehmer bei den explodierenden Lebenshaltungskosten zu entlasten. Aber der Schritt könnte das Land noch weiter in eine gefährliche Lohn-Preis-Spirale treiben, die die Lage noch schlimmer machen würde.

Türkei importiert 11 Mio. Tonnen Weizen - vor allem aus Russland

Die Türkei gehört bei Weizen zu den großen Importeuren. Für die laufende Saison werden Einfuhren von Weizen auf 10 bis 11 Millionen Tonnen geschätzt, bei einer Produktion von rund 17 Millionen Tonnen - davon etwa 2 Millionen Tonnen Hartweizen (Nudeln).

Die größten Lieferanten für die Türkei sind Russland und die Ukraine, wobei Russland die letzten Jahre zwischen 5 und 6 Millionen Tonnen geliefert hat und die Ukraine zwischen 0,75 und 1,6 Millionen Tonnen. Weiter Lieferanten waren Rumänien, Moldavien und Kanada.

Die Anbaufläche für Weizen liegt bei 6,65 Millionen Hektar (Deutschland 2,9 Millionen Hektar) und die durchschnittlichen Erträge zwischen 20 und 25 dt/ha (Deutschland 73 bis 78 dt/ha).

Weiteres wichtiges Getreide ist Gerste, mit einer Produktion von 5 bis 7 Millionen Tonnen und Importen zwischen 1 und 3 Millionen Tonnen - aus Russland, der Ukraine und Rumänien.

Die Getreidepreise am Binnenmarkt und im Import sind deutlich höher als die Vorjahr. Um die Inflation einzudämmen, hat die Regierung verschiedene Maßnahmen ergriffen. Die Zölle auf importiertes Getreide wurde auf Null gesetzt, die Ausfuhren bestimmter landwirtschaftlicher Erzeugnisse wurden eingeschränkt und die (MwSt.) auf Lebensmittel wurde gesenkt.

Als Reaktion auf höhere Inputkosten erhöhte die Regierung ihre Unterstützungszahlungen, um Getreidebauern zu helfen steigende Kraftstoff- und Düngemittelkosten auszugleichen. Es besteht die Befürchtung, dass die Landwirte den Einsatz von Düngemitteln reduzieren könnten, um Kosten zu sparen, was sich negativ auf die Getreide-Produktion auswirken dürfte.

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