
Nach einer Schätzung der ukrainischen Analysten von APK-Inform werden in der Ukraine im Jahr 2022 nur noch 4,7 Millionen Hektar mit Sommergetreide bepflanzt, was einem Rückgang von 39 Prozent im Jahresvergleich entspricht. Die russische Invasion in der Ukraine und anhaltende militärische Aktivitäten verhindern, dass Landwirte in vielen wichtigen Anbauregionen im Frühjahr mit der Aussaat beginnen können.
Die Situation wird durch die Unterbrechung der Versorgungsketten mit Diesel, Dünger und Pflanzenschutz noch erheblich verschlimmert. Das wird sich zusätzlich auf die Größe der bepflanzten Fläche und die Ernteerträge auswirken, sagt AKP-Inform. Außerdem können viele Landwirte das gebuchte und bereits bezahlte Saatgut nicht bekommen. Dies kann zu einem weiteren Rückgang der Maisanbaufläche führen.
Die Ukraine hat den Export von Mineraldüngern gestoppt, um den Inlandsmarkt unter den Notstandsbedingungen zu unterstützen, erklärte der Minister für Agrarpolitik und Ernährung Roman Leschenko. Der entsprechende Regierungserlass umfasst Stickstoff, Phosphor, Kali sowie Mehrnährstoffdünger.
„Die Maßnahme ist notwendig und vorübergehend. Es ist notwendig, das Gleichgewicht auf dem heimischen Markt zu halten und die Frühlingskampagne zu ermöglichen, um eine Lebensmittelkrise in der Ukraine und in der Welt zu vermeiden“, erklärte er.
Sonnenblumenanbau: Minus 35 Prozent
Die russische Invasion in der Ukraine macht die Pflanzkampagne in mindestens 9 ukrainischen Oblasten, in denen militärische Aktivitäten andauern, höchst zweifelhaft. Selbst im Falle eines Waffenstillstands wird die Logistik in einigen Regionen eine Herausforderung sein und die Lieferung von Saatgut und Düngemitteln nahezu unmöglich sein.
APK-Inform schätzt, dass die bepflanzte Fläche mit Sonnenblumenkernen der Ernte 2022 in der Ukraine auf den niedrigsten Wert seit 13 Jahren von 4,2 bis 4,4 Mio. ha zurückgehen wird (-35 % gegenüber 2021). Der beträchtliche Rückgang der Anbaufläche beruht auf der Tatsache, dass die meisten militärischen Aktivitäten in den Schlüsselregionen der Sonnenblumensaatproduktion stattfinden – im Süden (Gebiete Mykolajiw, Cherson, Saporischschja) und im Osten (Gebiete Charkow, Donezk, Luhansk).
Die Pflanzkampagne in den zentralen und westlichen Regionen ist ebenfalls bedroht, hauptsächlich aufgrund der logistischen Probleme bei der Lieferung der Ressourcen. Es fehlt an Arbeitskräften, da viele Menschen in die Armee eingetreten sind.
Starker Einbruch bei Raps – Hohe Verluste bei Wintergetreide

Die Sonnenblumenernte in der Ukraine im Jahr 2022 könnte deshalb weniger als 10 Millionen Tonnen betragen. Der Produktionsrückgang kann nur teilweise durch hohe Lagerbestände ausgeglichen werden, die noch vorhanden sind, weil viele Verarbeitungsanlagen in den letzten Wochen geschlossen wurden. Die Anbaufläche für Sojabohnen kann etwa weniger stark abnehmen, da die Hauptanbaugebiete für Soja in den zentralen und westlichen Oblasten liegen.
APK-Inform erwartet, dass die Sojaanbaufläche im Jahr 2022 um 11 % auf 1,2 Millionen Hektar zurückgehen wird. Schlimmer ist die Situation indessen beim Raps. Landwirte haben im vorigen Herbst 1,4 Millionen Hektar mit Raps bepflanzt, die größte Fläche seit 12 Jahren. Etwa 50 % der Fläche befinden sich jedoch in Gebieten mit militärischer Aktivität, so dass ein hoher Anteil der Ernte verloren gehen kann.
Die Situation bei Wintergetreide ist ebenfalls negativ. Unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklung der militärischen Aktivitäten könnten von 7,6 Millionen Hektar, die mit Winterweizen, Roggen und Gerste bestellt sind, im besten Fall 5,5 Millionen Hektar für die Ernte zur Verfügung stehen, was einem Verlust von 28 % entspricht.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.