Die ukrainische Ernte 2021 betrug 106,4 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten, von denen 43 Millionen Tonnen vor der russischen Invasion exportiert worden waren. Bei einem Inlandsverbrauch von jährlich etwa 30 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten (Raps, Sonnenblumen) bedeutet dies, dass derzeit etwa 33 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten der alten Ernte in der Ukraine festsitzen. Das ist rund ein Drittel der Gesamternte.
Vor dem Krieg erfolgten über 90 % des ukrainischen Getreideexports auf dem Seeweg über Häfen am Schwarzen und am Asowschen Meer. Derzeit stehen drei Häfen (Mariupol, Berdjansk und Cherson) unter russischer Kontrolle, während der Hafen von Mykolajiw schwer beschädigt ist. Alle ukrainischen Häfen sind mit ausländischen Schiffen blockiert, die darin festsitzen. Da viele Schiffe und Container auf dem Weg in die Ukraine gestoppt wurden, gibt es auch ein Importproblem.
Der nächstgelegene ausländische Hafen zur Ukraine, Constanta, Rumänien, ist praktisch ebenfalls mit Fracht und Containern verstopft. Die ukrainische Wirtschaftsministerin Yulia Svyrydenko teilte mit, dass die Getreideexporte des Landes im März im Vergleich zum Februar dramatisch eingebrochen sind. Rund 1,1 Mio. Tonnen ukrainischer Mais, 309.000 Tonnen Weizen und 118.000 Tonnen Sonnenblumen wurden im März ausgeführt.
Der Krieg blockierte mittlerweile fast vollständig den Export ukrainischer Agrarprodukte aus dem Schwarzen Meer und dem Asowschen Meer. Und das Land versucht die Ausfuhren auf der Schiene und über Straßen in die Nachbarländer und über die Donauhäfen zu schaffen. „Im März kam kaum Getreide aus der Ukraine heraus. Da die Ukraine nicht exportiert hat, erhöht sie ihre Vorräte“, sagte Gautier Le Molgat von Agritel.
20 Millionen Tonnen Getreide auf Halde
Der ukrainische Landwirtschaftsminister Mykola Solsky sagt: „Vor dem Krieg hat die Ukraine etwa 5 Millionen Tonnen Getreide pro Monat exportiert. Jetzt ist das Gebiet der Seehäfen gesperrt. Wir haben mindestens 20 Millionen Tonnen Altgetreide, dass in diesem Frühjahr nicht exportiert werden konnte (das ist eine deutsche Weizenernte). Es sind auch die Einnahmen der der Landwirte, dass sie für die aktuelle Pflanzkampagne bräuchten“, sagte er.
Außerdem wird die Ernte von Wintergetreide in drei Monaten beginnen, was zusätzliche Mengen hinzufügen wird. „Wenn die Häfen blockiert bleiben, werden wir weiterhin auf dem Landweg über die Westgrenzen und per Binnenschiff über die Häfen der Donau exportieren. Doch so können wird das Problem nicht lösen. Wir haben im März kaum etwas exportiert“, sagte Solsky weiter.
Er berichtete außerdem, man versuchen würden, durch Verhandlungen mit anderen Ländern den Transit von 1,5 Mio. Tonnen Getreide pro Monat zu erreichen. Das wird jedoch nicht einfach.
Ein Stau an Waggons an Grenzübergängen und Forderungen ausländischer Partner, die Anzahl der Züge zu reduzieren, haben die Ukraine veranlasst, die Warenlieferungen aus der Ukraine nach Polen und Rumänien auf der Schiene vorübergehend einzuschränken, sagte der stellvertretende Handelsdirektor der staatlichen Transportgesellschaft Ukrzaliznytsia Valery Tkachov. Mitte April stauten sich 29.500 Waggons an den Grenzübergängen. Die Zahl war seit Monatsbeginn um 28 % gestiegen.
Ukraine versucht über Rumänien zu verschiffen
Auch die Lage in der Ukraine bleibt sehr angespannt, da die Kämpfe im Osten des Landes weiter eskalieren. Zusätzlich zu der direkten Bedrohung der Produktion im Jahr 2022 fragt sich der Markt nun, ob das Land in der Lage ist, die am Ende der Kampagne erwarteten extrem hohen Lagerbestände sicherzustellen und zu exportieren. Erstmals hat jetzt Ein Schiff mit 71.000 Tonnen ukrainischem Mais hat den rumänischen Hafen von Constanta verlassen.
Es war die erste große Ladung ukrainischen Getreides seit der russischen Invasion in der Ukraine. „Das war der erste Panamax mit ukrainischem Mais, der den Hafen verlassen hat“, sagte Viorel Panayt, Präsident des rumänischen Hafenbetreibers Comvex. Er fügte hinzu, dass weitere 80.000 Tonnen ukrainisches Getreide bereits nach Constanta transportiert worden seien und weitere 80.000 Tonnen auf dem Weg zum Hafen seien.
Das Ministerium für Infrastruktur der Ukraine hatte mitgeteilt, dass die vier Seehäfen Berdjansk, Mariupol, Skadowsk und Cherson aufgrund des von Russland geführten Krieges geschlossen bleiben.
Laut Eisenbahnstatistik wurden im März rund 310 Tsd. Tonnen Getreide für den Export über die Landgrenzen verladen. Die Gesamtmenge umfasste 1,2 Tsd. Tonnen Weizen, 4,7 Tsd. Tonnen Gerste und 302 Tsd. Tonnen Mais. Anfang April bildeten sich an einigen Grenzübergängen Waggonschlangen. Manchmal betrug die Verzögerungszeit 2-3 Wochen.
„Derzeit sitzen allein 4,5 Millionen Tonnen Getreide in ukrainischen Häfen und auf Schiffen fest und können nicht genutzt werden“, sagte der Direktor des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) in Deutschland, Martin Frick, der Deutschen Presse-Agentur.
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