Das diese Lücke noch aufgeholt werden kann, wird immer unwahrscheinlicher. Grund sind die anhaltenden massiven Niederschläge in den Hauptanbaugebieten im Mittleren Westen und im Norden der USA.
Zuvor hat es bereits großflächige Überflutungen von landwirtschaftlichen Flächen am Missouri und am Mississippi mit sehr hohen Schäden gegeben. Daran schlossen sich dann zahlreiche Frühjahrstürme und sintflutartige Regenfälle an. Dieses Extremwetter wird natürlich auch die möglichen Ernteergebnisse bei Mais, Weizen und Sojabohnen beeinflussen und damit letztlich auch die globalen Produktions- und Handelsbilanzen.
Das USDA ist mit seiner ersten sehr hohen Ernteprognose bei Weizen und Mais möglicherweise doch zu optimistisch gewesen. Analysten, Landwirte und Getreidehändler haben dies längst erkannt und sorgten an den US-Börsen in den letzten Tagen für eine fulminante Preisrallye bei Weizen, Mais und Sojabohnen.
Davon profitieren natürlich auch die Getreidepreise in Europa. Auch hier ging es zuletzt nach oben. Sollte es bald eine Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China geben, dürften die Preise wohl weiter nach oben schießen.
Erst die Hälfte der Maisflächen bestellt
Bis zum vorigen Sonntag waren erst 49 Prozent der US-amerikanischen Maisflächen bestellt. Das sind 30-Prozentpunkte weniger als im Fünfjahresdurchschnitt mit 80 Prozent, teilte das US-Landwirtschaftsministerium in seinem Crop-Progress-Report mit. Im vergangenen Jahr waren trotz des ebenfalls sehr späten Frühjahrs zu diesem Termin schon 78 Prozent gepflanzt.
In den beiden wichtigsten Anbaustaaten Iowa und Illinois sind 70 Prozent und 24 Prozent (!!!) der Maispflanzen im Boden. Im langjährigen Mittel lag der Aussaatfortschritt in den beiden Top-Anbaustaaten zu diesem Zeitpunkt bei jeweils 89 Prozent.
Im Norden, an der Grenze zu Kanada, war das Aussaattempo ebenfalls sehr langsam. In Norddakota haben die Farmer 42 Prozent der Flächen bestellt, in Minnesota waren es immerhin 56 Prozent, in Ohio nur 9 Prozent und in Indiana 14 Prozent. Dass der Rückstand hier noch aufgeholt werden kann, glauben immer weniger Farmer und Analysten.
Sojaaussaat: Erst ein Fünftel der Fläche bestellt
Bei Sojabohnen hatten die US-Farmer bis Ende der vorigen Woche 19 Prozent ausgesät. Das entspricht weniger als der Hälfte der für diesen Termin üblichen Anbaufläche von 47 Prozent, meldet das USDA. Im vorigen Jahr, mit einem ebenfalls sehr späten Frühjahr, waren zu diesem Zeitpunkt schon 53 Prozent der Sojabohnen im Boden.
In den beiden für den Sojaanbau wichtigsten Anbaustaaten Iowa und Illinois waren am vorigen Sonntag erst 27 Prozent und 9 Prozent der Sojabohnen ausgesät. Im langjährigen Mittel lag der Aussaatfortschritt in den beiden Top-Anbaustaaten bei 55 Prozent und 51 Prozent.
Zum Teil deutlich weniger als 10 Prozent der geplanten Soja-Flächen waren zum oben genannten Termin außerdem in den weiter nördlich gelegenen Staaten Ohio, Süddakota, Missouri und Indiana bestellt.
Sommerweizen weiter im Rückstand
Beim Sommerweizen meldet das USDA Ende voriger Woche einen Aussaatfortschritt von 70 Prozent, im Vergleich zu 80 Prozent im langjährigen Mittel. Damit hat sich der Rückstand zuletzt deutlich verringert. Die Entwicklung der Pflanzen ist jedoch sehr weit zurück. Nur auf 26 Prozent der bestellten Flächen sind die Pflanzen bisher aufgelaufen, im Vergleich zu 51 Prozent im langjährigen Mittel. Die Weizenpreise sind deshalb kräftig gestiegen.
Kanadische Weizenproduzenten bekommen ihren Sommerweizen allerdings ebenfalls nicht in Boden, da das sehr kalte Wetter nördlich der US-Grenze ebenfalls ein großes Problem darstellt. Analysten gehen davon aus, dass die kanadischen Farmer den Anbau des proteinreichen Sommerweizens kräftig ausweiten wollen und damit die Anbaurückgänge in den USA überkompensieren.
Gründe für die kanadische Anbauexpansion sind neben den kleineren Weizenflächen in den USA auch die massiven Exportprobleme der Kanadier bei Canola (Sommerraps) nach China. Hier bremsen hohe Zölle die Ausfuhr und sorgen deshalb für ein umswitchen der Farmer auf Sommerweizen. Das USDA hatte die neue kanadische Weizen-Ernte in einer ersten Prognose auf rund 34,5 Mio. t geschätzt, nach 31,8 Mio. t im vorigen Jahr.
Winterweizen weiter in Top-Verfassung
Für die Entwicklung des US-Winterweizens waren das Wetter und der viele Regen offenbar günstig, wie der aktuelle Bericht des USDA zeigt. Am vorigen Sonntag befanden immerhin 66 Prozent der gesamten Winter-Weizenbestände in gutem oder ausgezeichnetem Zustand, verglichen mit 36 Prozent im Jahr 2018.
In dem mit Abstand wichtigsten Anbaustaat Kansas, befanden sich 60 Prozent der Weizenbestände in guter oder sehr guter Verfassung. Das spiegelte sich auch in den Ergebnissen der Kansas-Crop-Tour wider. Dort wurden die Erträge für die kommende Ernte mehr als ein Viertel höher eingeschätzt als im vorigen Jahr und knapp ein Fünftel höher als im langjährigen Mittel.
Das USDA hatte die US-Weizenerträge (insgesamt) in seinem ersten Report relativ zurückhaltend auf 3,27 t/ha geschätzt und damit nur wenig höher als im vorigen Jahr mit 3,20 t/ha. Die daraus abgeleitete Weizenernte lag trotz eines Flächenrückgangs bei 51,6 Mio. t und damit in etwa auf dem Niveau des vorigen Jahres.