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Getreideernte und Getreidepreise

USDA-Report enttäuscht die Getreidemärkte

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am Freitag, 10.07.2020 - 19:53 (Jetzt kommentieren)

Die Folgen des USDA-Reports für die Getreidepreise waren lange nicht so eindeutig wie erwartet.

Hände in frisch geerntetem Weizen

Lediglich in Chicago zogen die Weizenpreise am Freitag Abend nach der Veröffentlichung der neuen USDA-Daten kräftig um etwa 11 Cent an. Für den Hard-Weizen in Kansas und für den Sommerweizen in Minneapolis ging es hingegen ebenso nach unten – wie für die Weizenpreise in Europa.

An der MATIF schlossen die Weizenpreise – nach der Rallye der letzten Tage – mit einem leichten Minus von 1 Euro bei 187 Euro je Tonne. Auch beim Mais war die Entwicklung für viele Beobachter überraschend: Trotz einer deutlich kleineren US-Ernte gaben die Maispreise in den USA im laufenden Handel kräftig um 10 Cent nach – vor allem wohl wegen der unverändert gelassenen sehr hohen Maiserträge und der kräftig schrumpfenden Nachfrage aus dem Futter- und Ethanolsektor.

In Europa sind die Maispreise dagegen leicht um 1 Euro auf 177 Euro für den vorderen Augusttermin gestiegen. Um 2 Euro nach unten auf 382 Euro je Tonnen ging es für den europäischen Raps – Grund waren offenbar die um rund 10 Cent je Buschel nachgebenden Sojapreise.

Die meisten Analysten sehen das weltweite Angebot an Getreide offenbar als angemessen an und bewerten vor allem die Nachfrage nach Getreide in Lebensmitteln und Biokraftstoffen als kritisch, da diese von der Corona-Epidemie negativ beinflusst wird. "Wir sind skeptisch, ob wir auf eine anhaltende Rallye hoffen sollten. Aber wir sind auch nicht einverstanden mit der bärischen Ansicht, dass es Unmengen von Weizen auf der Welt gibt", sagte Tobin Gorey, Direktor für Agrarstrategie bei der Commonwealth Bank of Australia.

Weizenernte in Europa und den USA kleiner

Die globale Weizenenernte ist trotz einer Korrektur auf Rekordkurs.

Beim Weizen hat das USDA die bullischen Erwartungen von Analysten und Landwirten wenigstens teilweise erfüllt: Die neue Prognose Die für 2020/21 geht von einer etwas kleineren globalen Ernte und kleineren Endbeständen aus. Aber auch der Verbrauch und die Exporte wurden etwas nach unten gesetzt. Grund für die kleinere globale Weizenproduktion waren die nach unten korrigierten Ernten in der Europäischen Union und in den USA, sowie eine leichte Korrektur in Russland.

Die EU-Produktion (Weich- und Hartweizen) wurde nochmals um 1,5 Millionen Tonnen auf 139,5 Millionen Tonnen gesenkt, hauptsächlich aufgrund weiterer Reduzierungen für Frankreich. Wenn die Prognose sich bestätigt, wäre dies die kleinste EU-Weizenernte seit 2012/13. Die Exporte schrumpfen um 1,0 Millionen Tonnen auf 27 Millionen Tonnen – im Vergleich zum Rekordwert von 38 Millionen Tonnen in der aktuellen Saison.

Die Ernte für Russland wurde nur um 0,5 Millionen Tonnen auf 76,5 Millionen gesenkt, weil die geringere Winterweizen-Produktion teilweise durch eine höhere Sommerweizenernte ausgeglichen wird. Außerdem wäre dies immer noch die bislang zweitgrößte russische Weizenernte überhaupt. Die russischen Exporte bleiben unverändert hoch bei 36 Millionen Tonnen.  Der für 2020/21 prognostizierte Welthandel wird um 0,8 Mio. t auf 188,0 Millionen Tonnen reduziert, da niedrigere EU-Exporte nur teilweise durch etwas höhere australische Exporte ausgeglichen werden.

Der Weltverbrauch wird ebenfalls um 1,6 Millionen Tonnen auf 751,6 Millionen gesenkt, hauptsächlich aufgrund des geringeren Futterverbrauchs in der EU und den USA. Die prognostizierten weltweiten Endbestände für 2020/21 werden um 1,3 Millionen Tonnen auf 314,8 Millionen gesenkt, bleiben jedoch auf Rekordniveau, wobei weiterhin mehr als die Hälfte bzw. 51 bzw. 10 Prozent der Gesamtbestände auf China und Indien entfallen.

Kleinere Maisernte in den USA - aber schwacher Verbrauch

Die globale Maisernte wird trotz einer Korrektur in den USA groß.

Der Ausblick für den Maismarkt in den USA 2020/21 für diesen Monat sieht ein deutlich kleineres Angebot – wegen einer erheblich kleineren Ernte, einen geringeren Verbrauch sowie niedrigere Endbestände vor. Der für Ethanol verwendete Mais wurde nochmals reduziert. Für 2020/21 wird die Maisproduktion in den USA aktuell um 25 Millionen Tonnen niedriger auf nur noch 381 Millionen Tonnen prognostiziert, basierend auf reduzierten Aussaat-Flächen aus dem Anbauflächenbericht vom 30. Juni.

Doch auch diese deutlich reduzierte Ernte ist noch die zweitgrößte US-Maisernte überhaupt – und die Nachfrage wird offenbar als relativ schwach eingeschätzt. Die Ertragsschätzung wurde trotz der aktuellen Hitzewelle im Mittelwesten zudem nicht verändert und liegt bei sehr hohen 11,21 Tonnen je Hektar!! Der saisonale Durchschnittspreis für Mais, den die Erzeuger erhalten dürften, wurde hingegen um 15 Cent auf 3,35 USD pro Buschel erhöht.

Der Ausblick für den globalen Maismarkt 2020/21 – mit Ausnahme der USA – zeigt praktisch eine unveränderte Produktion, einen etwas höheren Handel und niedrigere Lagerbestände im Vergleich zum letzten Monat. Die prognostizierte größere Mais-Ernte in Russland wird durch einen Rückgang in Kanada ausgeglichen. Die Gerstenproduktion wurde für die EU gesenkt, für Kanada jedoch erhöht.

Für das noch laufende Wirtschaftsjahr 2019/20 wurden die Maisexporte für Argentinien erhöht, für Brasilien jedoch etwas gesenkt, basierend auf den Daten bis Anfang Juli. Chinas Maisverbrauch für 2019/20 und 2020/21 wurden gegenüber dem letzten Monat erhöht, basierend auf einem unerwartet schnellen Anstieg des Proteinverbrauchs für die Tierfütterung.

Die globalen Maisendbestände für 2020/21 sind gegenüber dem Vormonat gesunken, wobei – nach den USA – China, Argentinien, die EU, Kanada und Mexiko die größten Rückgänge verzeichneten.

Soja: US-Ernte etwas größer – hohe Prognosen für Brasilien

Sojaernte in Brasilien

Die Angebots- und Nachfrageprognosen für den Ölsaatenmarkt für 2020/21 zeigen eine relativ stabile Produktion, etwas geringere Exporte, einen höheren Crush und etwas niedrigere Endbestände im Vergleich zum letzten Monat. Die Rapsproduktion für Kanada wurde auf der Grundlage aktualisierter Regierungsdaten um knapp 1 Millionen Tonne auf 19 Millionen Tonnen gesenkt und für die EU unverändert bei nur 16,8 Millionen Tonne gelassen.

Die Sojaproduktion wurde außerdem in Kanada gesenkt, was zu niedrigeren Exporten für 2020/21 führt. Die weltweiten Endbestände an Sojabohnen für 2020/21 werden um 1,3 Millionen Tonnen auf 95,1 Millionen leicht reduziert, obwohl niedrigere Bestände in Brasilien und China teilweise durch höhere US-Bestände ausgeglichen werden.

Für Brasilien wurde die zurückliegende Ernte 2019/20 um 2 Millionen Tonnen auf 126 Millionen erhöht und auch der Export anhoben. Die neue brasilianische Ernte wird bei 131 Millionen Tonnen erwartet. Chinas Bilanzveränderungen 2019/20 beinhalten einen Anstieg des Verbrauchs um 2 Million Tonnen und Importe von 96 Millionen Tonnen.

Die Sojaproduktion in den USA wird auf 112,5 Millionen Tonnen prognostiziert, was einem Anstieg von 0,3 Millionen Tonnen wegen der etwas größere Erntefläche entspricht.

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