Analysten hatten das Gegenteil erwartet: Eine Korrektur der Endbestände bei Mais und Soja nach unten sowie deutliche Hinweise auf die extrem knappe Marktversorgung. In einem ersten Impuls interpretierten viele Analysten die neuen Daten deshalb als leicht bärisch oder neutral. Das zeigten auch die Preisveränderungen an den Terminmärkten. Dort reagierte man zunächst mit teilweise kräftigen Preisabschlägen bei Mais und Sojabohnen.
Die Weizenpreise bewegten sich hingegen seitwärts. Dann drehte der Markt jedoch wieder. Zum Handelsschluss notierte der vordere Weizenkontrakt in Chicago immerhin 7 Cent im Plus bei 656 Cent je Buschel. Auch beim Mais brauchte der Markt etwas Zeit, um die neuen Daten zu verdauen: Zum Handelsschluss lagen die Maispreise 1 Cent im Minus bei 546 Cent je Buschel. Sojabohnen beendeten den Handel nach einem anfänglich deutlichen Minus von 9 Cent – am Ende noch 6 Cent im Plus bei 1.440 Cent je Buschel.
Die Vorgaben aus Übersee blieben natürlich nicht ohne Einfluss auf die europäischen Getreidepreise – wo der Handel jedoch früher endet als in Chicago. An der MATIF in Paris verbilligte sich der auslaufende Weizenkontrakt (März) um 1 Euro auf 237 Euro je Tonne. Der neue Frontmonat Mai notierte ebenfalls ein 1 Euro im Minus bei 229 Euro je Tonne.
Beim vorderen Maiskontrakt (Juni) betrug der Abschlag 1 Euro auf 220 Euro je Tonne. Die Rapskurse gaben von ihrem Allzeithoch vom Vortag um 5 Euro, auf immer noch sehr hohe 521 Euro je Tonne nach.
Weizenverbrauch wächst und wächst – China bleibt Treiber

Die neuen Daten des USDA für den globalen Weizenmarkt 2020/21 zeigen für diesen Monat eine größere Produktion, einen höheren Verbrauch, höhere Exporte und weiter schrumpfende Lagerbestände. Die Erzeugung wurde um 3,5 Millionen auf 777 Millionen Tonnen erhöht, hauptsächlich aufgrund der rekordhohen australischen Produktion, auf Basis der letzten ABARES-Schätzung.
Die australische Ernte war vom ABARES auf den neuen Rekordwert von 33,0 Millionen Tonnen angehoben worden und übertrifft damit den bisherigen Rekord von 31,8 Millionen Tonnen aus dem Jahr 2016/17.
Der weltweite Weizenverbrauch für 2020/21 wurde vom USDA nochmals deutlich um 6,6 Millionen Tonnen auf 775,9 Millionen erhöht. Der Grund: Der weiter steigende Futtermittelverbrauch in China. Die Auktionsverkäufe der chinesischen Weizenvorräte aus staatlichen Lägern waren im Januar und Februar sehr hoch. Hintergrund ist, dass die extrem hohen inländischen Maispreise die Verfütterung von Weizen vorteilhafter machen.
Dies wird voraussichtlich Chinas Weizenverfütterung für 2020/21 weiter nach oben treiben - um etwa 5,0 Millionen auf den neuen Rekordwert von 35,0 Millionen Tonnen. Chinas Gesamtverbrauch wurde von 140 Millionen auf 145 Millionen Tonnen ansteigen – und die chinesischen Endbestände werden von 155 Millionen auf 150,5 Millionen Tonnen schrumpfen. Dennoch sind das etwa die Hälfte der globalen Lagerbestände bei Weizen.
Weizenexporte Australiens deutlich höher

Der für 2020/21 prognostizierte Welthandel mit Weizen wird in der USDA-Schätzung nochmals um 2,9 Millionen auf den neuen Rekordwert von 197,7 Millionen Tonnen angehoben, hauptsächlich aufgrund höherer Exporte Australiens und Kanadas.
Australiens Ausfuhren werden wegen der größeren Ernte und der deshalb größeren exportierbaren Erntemenge um 2 Millionen auf 22 Millionen Tonnen nach oben gesetzt, während Kanadas Exporte wegen der anhaltend starken globalen Nachfrage nach kanadischem Weizen um weitere 0,5 Millionen auf 27 Millionen Tonnen wachsen.
Russlands Weizenexporte bleiben unverändert bei 39 Millionen Tonnen und die Europäische Union verkauft voraussichtlich rund 27 Millionen Tonnen Weizen auf dem Weltmarkt – das ist ebenso viel wie Kanada und auch die USA.
Die größten Importveränderungen in diesem Monat sind in China und Pakistan zu verzeichnen. Dort sind die Importe bei einem weiterhin hohem Tempo auf 10,5 Millionen Tonnen bzw. 3,4 Millionen Tonnen angestiegen. Die prognostizierten Importe liegen für beide Länder weit über den Einfuhren der Vorjahre.
Die weltweiten Endbestände für 2020/21 wurden um 3 Millionen auf 301,2 Millionen gesenkt, wobei der größte Teil des Rückgangs auf den gestiegenen Verbrauch Chinas zurückzuführen ist. Die globalen Weizenbestände sind aber immer noch etwas höher als 2019/20, wobei China und Indien 50 bzw. 9 Prozent der Gesamtmenge halten.
China importiert reichlich Mais – Australien exportiert mehr Gerste

Für Grobgetreide – wie Mais, Gerste und Sorghum - hat das USDA die globale Produktionsschätzung für 2020/21 angehoben, ebenso den Handel und die Endbestände Die Maisproduktion wurde um gut 2 Millionen auf 1.136 Millionen Tonnen nach oben gesetzt. Verantwortlich sind größere Erntemengen in Indien und Südafrika, wodurch ein Rückgang in Mexiko mehr als ausgeglichen wurde.
Die Maiserzeugung in Indien war höher, da sowohl die Fläche als auch der Ertrag angehoben wurden. Die Ernte in Südafrika wurde aufgrund sehr günstiger Ertragsaussichten höher eingeschätzt.
Für Brasilien wurde die rekordhoch prognostizierte Maisernte mit 109 Millionen Tonnen nicht geändert und auch nicht die erwartete Erntemenge für das dürregeplagte Argentinien – mit sehr guten 47,50 Millionen Tonnen. Die Maisexporte der beiden südamerikanischen Topexporteure ließ das USDA mit erwarteten 39 und 34 Millionen Tonnen ebenfalls unverändert – und auch für die USA und die Ukraine blieben die Ausfuhren mit 66 Millionen und 24 Millionen Tonnen stabil.
Chinas Importmenge ließ das USDA auf rekordhohen 24 Millionen Tonnen stehen – ebenso die Importe der EU mit knapp 16 Millionen Tonnen. Die weltweite Gerstenproduktion wurde ebenfalls nach oben korrigiert, ausschließlich wegen der großen Ernte in Australien. Die Maisexporte wurden für Indien und Südafrika erhöht.
Die Gerstenexporte für Australien werden ebenfalls nach oben gesetzt, und für Saudi-Arabien und Algerien setzte das USDA die Gerstenimporte nach oben. Die weltweiten Maisendbestände sind mit 287,7 Millionen Tonnen gegenüber dem Vormonat um 1,1 Millionen gestiegen.
Sojabohnen: Argentinien etwas weniger – Brasilien etwas mehr

Die Prognosen für das Angebot und die Verwendung von Sojabohnen blieben für die USA in diesem Monat weitgehend unverändert. Der durchschnittliche Sojabohnenpreis in den USA wird auf 11,15 USD pro Buschel prognostiziert und bleibt gegenüber dem Vormonat ebenfalls unverändert. Die weltweite Sojaproduktion wurde ganz leicht um 0,7 Millionen auf 361,8 Millionen Tonnen erhöht.
Der Grund ist: Die Sojabohnenproduktion für Brasilien hat das USDA um 1 Million auf 134 Millionen Tonnen angehoben, was den erwarteten verbesserten Ertragstrend widerspiegelt. Umgekehrt wurde die Sojabohnenproduktion Argentiniens aufgrund der trockenen Wetterbedingungen im vergangenen Monat jedoch um 0,5 Millionen auf 47,5 Millionen gesenkt.
Die weltweiten Ölsaatenexporte wurden vom USDA um 0,8 Millionen auf 194,7 Millionen Tonnen erhöht, hauptsächlich aufgrund höherer Rapsausfuhren der Ukraine und Australiens. Die Rapsimporte für die EU-27 + UK wurden ebenfalls nach oben korrigiert.
Die Sojabohnenexporte für Brasilien und die USA ließ das USDA unverändert zum Vormonat bei 85 Millionen und 61 Millionen Tonnen. Ein sehr starke Nachfrage führt jedoch zu höheren Exporten von Sojaschrot und Öl aus Argentinien. Chinas Sojabohnenimporte blieben mit 100 Millionen Tonnen unverändert und auch die Einfuhren der EU blieben mit 15 Millionen Tonnen stabil.
Die weltweiten Sojabohnenbestände sind leicht gestiegen, wobei die etwas höheren Bestände in China und Brasilien durch schrumpfende Bestände in Argentinien fast ausgeglichen wurden.
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