
Die Europäischen Kommission schätzt die Rapsproduktion in der Europäischen Union in ihrer ersten Prognose für das Jahr 2023 auf 19,8 Millionen Tonnen. Damit würde die neue Ernte etwas größer sein als im Vorjahr. Die Ernte von 2022 wurde von der Kommission mit 19,6 Millionen Tonnen angegeben. Hauptgrund für den Produktionsanstieg ist eine deutliche Ausweitung der Anbaufläche, um rund 135.000 Hektar bzw. 2,3 % auf reichlich 6 Millionen Hektar – dass wäre die größte Rapsfläche seit 4 Jahren.
Die Erträge erwartet die Kommission hingegen (aus verschiedenen Gründen) etwas niedriger als im Vorjahr. Der aktuelle Zustand der Rapspflanzen ist nach den letzten Erhebungen der europäischen Crop-Monitoring-Agentur (MARS) insgesamt in einem zufriedenstellenden Zustand. Allerdings wird für einen optimalen Aufwuchs der Rapspflanzen im Westen (West-Frankreich, Spanien) und im Süden Europas (Italien) weiterer Regen benötigt, sagen Analysten wie Strategie Grains.
Der für die neue Ernte erwartete Produktionsanstieg dürfte allerdings zu einem weiteren kräftigen Anstieg der europäischen Rapsbestände in der neuen Saison führen. Zusätzlich zu den anhaltend hohen Importen aus der Ukraine, wird der Raps in der neuen Saison nämlich auch einer stärkeren Konkurrenz durch Sonnenblumen und Sojabohnen ausgesetzt sein. Bei beiden Kulturen erwartet die Kommission 2023 eine spürbar größere Ernte als im Vorjahr.
Wachsenende Rapsbestände, hohe Importe und Preisverfall

Die Kommission geht wie viele Analysten auch davon aus, dass die Rapsbestände in der EU bereits in der laufenden Saison 2022/23 kräftig zugenommen haben. Hauptgrund sind die umfangreichen und sehr preisgünstigen Lieferungen aus der Ukraine, aber auch aus Australien. Diese Importe haben die Aufnahmefähigkeit des Marktes deutlich übertroffen, sagen unabhängige Analysten wie Strategie Grains.
Für die noch laufende Saison erwartet die Kommission deshalb Endbestände von mindestens 500.000 Tonnen – zum Ende der nächsten Saison könnten es bereits 830.000 Tonnen sein – das hat natürlich erheblichen Einfluss auf die europäischen Rapspreise. Diese sind zuletzt drastisch gefallen. Von 565 Euro je Tonnen Mitte Februar ging es auf nur noch 439 Euro je Tonne steil nach unten. Das ist ein Minus von 23 % in wenigen Wochen. Damit sind die Rapspreise so niedrig wie zuletzt im Februar 2021.
„Und die Rapspreise haben das Potenzial, bis zum Ende der laufenden Saison weiter zu fallen“, sagen die Analysten von Strategie Grains. Ein Grund sind die sehr hohen Rapsimporte auf den EU-Binnenmarkt – ein anderer der scharfe Preisrückgang bei Pflanzenölen und Sojabohnen.
Die europäischen Rapsimporte erreichen nach Daten der Kommission bis zum 09. April einen Rekordwert von 6,4 Millionen Tonnen. Das sind immerhin 2,4 Millionen Tonnen bzw. 59 % höhere Einfuhren als zum gleichen Termin im vorigen Jahr. Davon kamen bis Mitte April etwa 2,9 Millionen Tonnen aus der Ukraine und immerhin 2,8 Millionen Tonnen aus Australien.
In der nächsten Saison rechnet die Kommission derzeit mit Einfuhren von „nur“ 5,8 Millionen Tonnen – obwohl die Ukraine den Rapsanbau für neue Ernte erheblich ausgeweitet hat. Die wichtigsten Zielmärkte für den Importraps aus der Ukraine und aus Australien waren neben Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Polen, auch Deutschland mit Importen von immerhin 890.000 Tonnen bzw. 14 % der Gesamtimportmenge.
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