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Getreidemarkt und Krieg in der Ukraine

Weizenpreise peilen 400 Euro an: Der Markt preist Krieg und Mangel ein

Weizenernte.
am Donnerstag, 03.03.2022 - 05:00 (1 Kommentar)

Auf 380 Euro sind die Weizenpreise am Mittwoch zeitweise gestiegen. Das zeigt extreme Knappheit und massive Verunsicherung an.

Weizenpreis ein Europa

Der Krieg in der Ukraine und das abrupte Ende der Getreideexporte vom Schwarzen Meer haben die Getreidepreise auf historische Höchstwerte getrieben. Europäischer Weizen und Mais reagierten am Mittwoch mit einem steilen Anstieg, als direkte Reaktion auf den russisch-ukrainischen Krieg und seine Folgen für die globale Getreideversorgung. Gleichzeitig schwanken die Preise extrem hin und her, so dass der physische Handel fast komplett zum Erliegen kommt.

Die Getreidebörse in Paris integriert offenbar die fehlende Verfügbarkeit von Weizen und Mais aus beiden Ländern auf unbestimmte Zeit in die Preise. Ukrainische Häfen bleiben bis zum Ende des Konflikts geschlossen. Gleichzeitig bleibt Russland diplomatisch und wirtschaftlich von der internationalen Gemeinschaft isoliert. Das Risiko für die ukrainische Frühjahrsbestellung 2022 wird ebenfalls immer größer, da die Feldarbeiten in Kriegszeiten nahezu unmöglich sind.

Am Mittwoch stieg der vordere Weizenkontrakt für den März an der europäischen Getreidebörse in Paris am Nachmittag um weitere 28,75 Euro je Tonne auf zeitweise 380 Euro je Tonne. Der Maikontrakt kletterte um 18 Euro auf 358,25 Euro je Tonne. Die neue Ernte verteuerte sich um 1,0 Euro auf 307 Euro je Tonne. Auch der vordere Mais ging im laufenden Handel um 15 Euro auf 355 Euro nach oben. Die neue Maisernte wurde unverändert mit 264 Euro gehandelt. Ein Teil des steilen Preis-Anstiegs wurde bis Handelsschluss wieder zurückgenommen. Doch am Donnerstag geht es mit den Preisen erneut nach oben.

Am Terminmarkt in den USA notierte der vordere Weizenkontrakt am Mittwochabend bei 1059 Cent je Buschel. Das sind 75 Cent mehr als am Vortag und das mögliche Tageslimit und ein 14-Jahreshoch. Die Maispreise stiegen um 8 Cent auf 734 Cent je Buschel. Und am Donnerstag steigen die Kurse weiter. Im vorbörslichen Handel notiert der Weizen bei 1120 Cent rund 60 Cent im Plus. Die Maispreise steigen um 21 Cent auf 760 Cent je Buschel.

Importeure kriegen kaum Weizen und Gerste zu kaufen

weizenpreise.

Getreidehändler berichten über zahlreiche Anfragen für den Einkauf von Getreide europäischer, amerikanischer und südamerikanischer Herkunft, um russischen und ukrainischen Weizen und Mais zu ersetzen. China hat außerdem lokale Importeure angewiesen, im Falle einer anhaltenden Knappheit, um jeden Preis schnell Vorräte an Gerste und Mais (sowie an Gas und Öl) zu sichern, berichtet das französische Agrarportal terre-net am Mittwoch.

Ägypten, der weltweit größte Weizenimporteuer, hat in den letzten Tagen vergeblich versucht, zwei Ausschreibungen für den Kauf von Weizen über die Bühne zu bringen. Diese wurden schließlich aufgrund des Fehlens der Schwarzmeerangebote abgesagt. Französischer und amerikanischer Weizen wurden dort jedoch bereits für rund 400 USD je Tonne fob angeboten, berichteten Getreidehändler. Auch die Preise für Gerste sind in den letzten Tagen angesichts der Ukraine-Krise dramatisch gestiegen. Am Hamburger Großmarkt wurden für Futtergerste am Mittwoch 340 Euro je Tonne notiert. Ein neuer Rekord.

Die russische Invasion blockiert weiterhin den gesamten Seeverkehr im Schwarzen Meer und damit auch den Export von Gerste. Die Ukraine und Russland sind für 18 bzw. 13 Prozent der weltweiten Gerstenexporte verantwortlich. Unsicherheit geht außerdem von der Position Chinas aus, sagen Analysten. Das Reich der Mitte hatte vor kurzem Weizenimporte aus allen Regionen Russlands erlaubt. Das könnte bei Gerste ähnlich kommen und dann zu Lasten der bislang sehr starken französischen Gerstenexporte nach China gehen.

Erdgaspreise fast wieder auf Rekordstand – Folgen für Düngerpreise

Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine sind auch die Maispreise auf dem europäischen Markt in dieser Woche auf ein noch nie dagewesenes Niveau gestiegen. Derzeit wird über Käufe von französischem und rumänischem Mais aus Nordeuropa und Spanien zu extrem hohen Preisen berichtet. „Russland wird es jedoch auch sehr schwer haben, Weizen oder Gerste zu exportieren, weil kaum Schiffe bereit sein werden, in die Krisenregion zu fahren, und die Versicherungen dafür sicherlich deutlich höhere Prämien verlangen werden,“ sagen Analysten.

Die Ölpreise sprangen am Mittwoch ebenfalls auf 8-Jahres-Höchststände. Brent-Rohöl kletterte auf über 113 USD je Barrel auf den höchsten Stand seit Juni 2014, ein Zuwachs von mehr als 40 % in diesem Jahr bisher. Obwohl Rohöl derzeit noch nicht den Sanktionen unterliegt, sind die Händler nervös, wenn es darum geht, russisches Rohöl zu kaufen, zu lagern, oder zu versenden.

Auch die europäischen Gaspreise stiegen in die Höhe, befürchtet wird nämlich, die EU-Sanktionen gegen Russland könnten bald auch Gaslieferungen betreffen. Der niederländische Benchmark-Gaskontrakt für den Frontmonat am TTF-Hub stieg von Montag bis Mittwoch um 60 Euro auf 174 Euro je MWh und verfehlte damit knapp das vorherige Allzeithoch von 185 Euro vom letzten Dezember.

Der deutsche Spotmarktpreis Trading Hub Europe (THE) schoss in zwei Tagen um 33 Euro auf 123.9 Euro je MWh nach oben. Dieser Anstieg der Gaspreise dürfte auch die Kosten für die Herstellung von Mineraldünger nach oben treiben. Zum letzten Preishoch im Dezember hatten viele Düngerhersteller die Produktion massive gedrosselt – was die Krise am Düngermarkt noch verschärft hat. Nun kommt der Ausfall Russlands als einer der weltweit größten Düngerexporteure noch hinzu.

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