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Getreidemarkt und Getreidepreise

Weizenpreise machen Riesensprung nach oben – wegen Russland

Getreide wird auf ein Schiff verladen
am Montag, 14.12.2020 - 12:20 (1 Kommentar)

Einen Sprung von 6 Euro machten die Weizenpreise am Freitag. Das Wochenplus beträgt sogar 10 Euro.

Anstieg der Weizenpreise am europäischen Terminmarkt im Dezember 2020

Auslöser für die Preisrallye ist die von Russland angekündigte Exportsteuer für Weizen. Mit knapp 211 Euro je Tonne erreichten die Terminmarktpreise den höchsten Stand seit 4 Wochen und sind innerhalb einer Woche um rund 10 Euro nach oben geschossen.

Russland will trotz seiner großen Ernte die Ausfuhren nicht nur mit dem bereits angekündigten einem Exportkontingent regulieren. Getreidemühlen und Lebensmittel-Verarbeiter hatten schon seit längerem die Einführung einer Exportsteuer für Weizen gefordert - denn am russischen Binnenmarkt  sind die Preise für Brot und Mehl, aber auch für Pflanzenöle, Zucker und andere Produkte, wegen der sehr hohen Exporte sehr stark gestiegen – während die Einkommen der russischen Verbraucher während der Corona-Krise drastisch gesunken sind.

Nun sollen Exportsteuern - ab Februar - den Preisauftrieb bremsen. Am internationalen Weizenmarkt dürfte diese Maßnahmen die Nachfrage stärker zu anderen Exporteuren lenken – wie etwa nach Australien, Kanada, USA und möglicherweise auch nach Europa – und gleichzeitig auch für hohe Weizenpreise sorgen.

Am Hamburger Großmarkt und Exporthafen sind die Preise für Brotweizen am Ende der vorigen Woche immerhin auf 212 Euro je Tonne gestiegen - ein Plus von 6 Euro in nur zwei Tagen.

Russischer Winterweizen außerdem in sehr schlechtem Zustand

Anstieg der Weizenpreise am Terminmarkt Chicago im Dezember 2020

Auch am Terminmarkt in Chicago stiegen die Weizenpreise am Freitag auf 614 Cent je Buschel und damit auf den höchsten Stand seit rund drei Wochen. In den USA gehen Analysten und Händler von einer stärkeren Nachfrage nach US-Weizen aus, da der weltweit größte Exporteur Russland seine Getreideexporte reguliert bzw. verteuert. Auch die Maispreise gingen sowohl in den USA als auch in Europa und am Schwarzen Meer mit dem Weizen nach oben.

Hinzu kommt die sehr schlechte Verfassung der neuen russischen Weizenernte. Die russische Landwirtschaftsberatung Sovecon hatte vorige Woche die Prognose für die neue Weizenernte 2021 herabgestuft und dabei den schlechtesten Zustand des Winterweizens seit zehn Jahren gemeldet.

Sovecon geht für die russische Weizenernte 2021 - trotz einer immensen Anbau-Ausweitung - nicht mehr von 81,0 Millionen Tonnen Weizen aus, sondern nur noch von 76,8 Millionen Tonnen. In diesem Jahr haben die Russen mit 84 Millionen Tonnen ihre bislang zweitgrößte Weizen-Ernte eingebracht - und könnten nach derzeitigen Schätzungen bis zu 40 Millionen Tonnen Weizen exportieren.

Der Markt für Mais und Sojabohnen wird bislang noch durch die Sorgen hinsichtlich der neuen Ernte in Südamerika gestützt. Dort war es bisher extrem trocken und erst in letzter Zeit hatte es etwas Regen gegeben. Das hat die Preise für Mais und Sojabohnen zuletzt etwas nach unten gedrückt – den südamerikanischen Landwirten aber Hoffnung auf eine Erholung ihrer Mais- und Soja-Bestände gegeben.

Diese Woche werden in Zentral- und Südbrasilien sowie in Nordargentinien weitere Regenfälle erwartet, während man für Nordbrasilien weiter von Trockenheit und anhaltendem Niederschlagsmangel ausgeht.

Russland plant Exportsteuer und Ausfuhrquote ab Februar

Getreide wird in ein Getreidelager verladen

Die russischen Behörden planen nun doch eine Weizenexportsteuer für den Zeitraum vom 15. Februar bis 30. Juni einzuführen -um die Inlandspreise zu stabilisieren. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters könnte die Steuer auf rund 2.000 Rubel (27,3 USD) pro Tonne festgesetzt werden. Anderen Aussagen zufolge wird eine Steuer von 25 Euro je Tonne in Betracht gezogen.

Geplant ist offenbar auch, neben der Export-Quote für Weizen - die Ausfuhr von Roggen, Gerste und Mais in die Gesamt-Quote einzubeziehen. Nach derzeitigen Stand soll die Gesamt-Quote für den Zeitraum 15. Februar bis 30. Juni für insgesamt 17,5 Millionen Tonnen Getreide gelten, wie es zuletzt schon vorgeschlagen wurde. Einen Ausfuhrzoll für Roggen, Gerste und Mais innerhalb des Kontingents soll es jedoch nicht geben.

Wenn die Ausfuhrmengen die Quoten überschreiten, werde die Steuer für das Getreide bis zu 50 Prozent des Zollpreises betragen, jedoch nicht weniger als 100 Euro pro Tonne. Russland plant auch die Einführung einer Preisobergrenze für inländisches Sonnenblumenöl und Zucker. Die Diskussionen dauern aber noch an. Die Behörden planen eine einheitliche Höhe der Ausfuhrsteuer für alle Weizenklassen - trotz unterschiedlicher Preise - da dies die Verwaltung der Zahlungen erleichtern würde, berichte Reuters.

Die Inlandspreise für die dritte Weizenklasse im europäischen Teil Russlands lagen Ende voriger Woche bei 15.950 Rubel (215 USD) pro Tonne. Die Exportpreise für Weizen mit 12,5 % Eiweiß an den Schwarzmeerhäfen lagen zum gleichen Termin bei 252 USD pro Tonne (FOB). Präsident Putin hatte die Behörden vorige Woche wegen der steigenden Preise für Brot, Mehl, Zucker und Sonnenblumenöl - bei gleichzeitig stark sinkenden Einkommen - kritisiert.

Weizenpreise in einer Woche um 10 Euro gestiegen - Mais Plus 7 Euro

Grafischer Verlauf der Maispreise am europäischen Terminmarkt

Am europäischen Terminmarkt waren die Weizenpreise am Freitag bis auf 211 Euro je Tonne gestiegen. Das ist im Vergleich zum Wochenbeginn ein Plus von gut 10 Euro.

Am Hamburger Exporthafen sind die Weizenpreise vorige Woche ebenfalls gestiegen und notierten am Freitag bei 212 Euro je Tonne. Gegenüber dem Wochenbeginn ist das ein Plus von 6 Euro. Heute könnte es angesichts der sehr stark gestiegenen Weizenpreise zu einer Konsolidierung bzw. moderaten Abschlägen kommen.

Für Futtergerste lagen die Preisangebote am Hamburger Hafen am Freitag bei 181 Euro je Tonne und damit 1 Euro höher als zum Beginn der Woche. Für Brotroggen wurden in Hamburg am Freitag 173 Euro geboten und damit 2 Euro mehr als zum Wochenbeginn.

Die Maispreise sind am europäischen Terminmarkt am Freitag auf 191 Euro zurückgegangen. Ein Plus von 7 Euro zum Wochenbeginn. In Südoldenburg wurden für den dort angelieferten Mais 211 Euro geboten - das waren 4 Euro mehr als am Anfang der Woche.

Deutsche Weizenexporte jetzt bei 900.000 Tonnen

Schiffe und Kräne an einem Hafen

Nach den Daten der EU-Kommission haben die Europäer bis zum 06. Dezember etwa 10,8 Millionen Tonnen Weizen in Drittländer verschifft - das sind 22 Prozent weniger als im vorigen Jahr. Bei Gerste wird eine Ausfuhrmenge von 3,2 Millionen Tonnen gemeldet. Ein Minus von 12 Prozent zum Vorjahr.

Frankreich hat bisher 2,6 Millionen Tonnen Weizen und 1,2 Millionen Tonnen Gerste exportiert. Deutschland kommt auf 900.000 Tonne Weizen und 436.000 Tonnen Gerste und am rumänischen Schwarzmeerhafen Constanta wurden 1,1 Millionen Tonnen Weizen und 722.000 Tonnen Gerste verladen.

Deutschland war im Oktober mit 71.277 Tonnen zudem der größte Lieferant von Weizen ins Vereinigte Königreich, gefolgt von Dänemark mit 65.862 Tonnen. Lettland, Litauen und auch Polen haben bisher mehr Weizen in Drittländer verkauft als Deutschland. Bei Gerste rangieren die Deutschen Exporteure hinter Frankreich und Rumänien auf Position drei.

Die Hauptabnehmer von europäischen Weizen sind bisher Algerien, Saudi-Arabien, China, Nigeria, und Marokko. Die wichtigsten Zielländer für Gerste sind Saudi-Arabien und China - mit großem Abstand vor Algerien, Marokko und Tunesien.

Eine Übersicht der aktuellen Marktpreise für Weizen erhalten Sie auf agrarheute.

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