
Auch bei Mais, Sojabohnen und Raps ging in den letzten Tagen die Post ab. Bereits am Dienstag gingen die Preise für Getreide und Ölsaaten steil nach oben.
Interessant ist dabei: Erneut traf die Rallye viele Händler und Analysten unerwartet – wie man an den vielen verschiedenen Erklärungen ablesen kann. Ein Teil der Marktakteure hatte zumindest für den Freitag einen Preissprung erwartet – dann muss das USDA nämlich seine in der vorigen Woche kräftig reduzierten Lagerbestände auf den monatlichen USDA-Report übertragen – oder auch nicht.
Je nachdem was am Freitag passiert, könnten die Getreidepreise weiter steigen – oder die aktuellen Gewinne werden wieder einkassiert – und die Preise stürzen ab.
Wichtig für Landwirte ist, sich auf beide Szenarien einzustellen, denn die Begründungen für den aktuellen Preissprung sind nicht alle überzeugend.
Weiter steigende Exportpreise für Weizen in Russland

Ein Grund für die steigenden Weizenpreise ist jedenfalls die Entwicklung am Schwarzen Meer. Zum einen zieht der boomende russische Export die Preise immer weiter nach oben. Zum anderen sorgt die extreme Trockenheit dafür, dass die Aussaat von Winterweizen in Russland und der Ukraine weit hinter der geplanten Aussaatfläche bleibt – auch wenn es zuletzt in beiden Ländern etwas geregnet hat.
Die russischen Weizenexportpreise sind jedenfalls vorige Woche weiter gestiegen. Russischer Weizen mit einem Proteingehalt von 12,5 Prozent wurde an den Schwarzmeerhäfen für 237 USD pro Tonne frei an Bord (FOB) verladen. Das ist ein Anstieg von 4 USD gegenüber der Vorwoche.
Der Exportpreis für Gerste ist um 3 USD auf 197 USD pro Tonne gestiegen. Der Rubel notiert gegenüber dem Dollar nahe einem Sechsmonatstief und macht den russischen Weizen am Weltmarkt damit besonders wettbewerbsfähig. Der Anstieg der russischen Inlandspreise für Weizen verlangsamte sich jedoch.
Die starke Nachfrage der Importeure hat auch die Exportpreise in der Ukraine um etwa 3 USD pro Tonne nach oben getrieben, teilte die Landwirtschaftsberatung APK-Inform mit. Für Weizen mit 12,5 Prozent Protein lagen die fob-Preise zwischen 236 und 240 USD pro Tonne. Bei 11,5 % Eiweiß mussten die Einkäufer noch 235 bis 238 USD pro Tonne berappen.
Trockenheit am Schwarzen Meer

Russlands Winterweizenregionen waren in den letzten Wochen extrem trocken. Einzelne Regenfälle gab es zuletzt in Teilen der südlichen und zentralen Weizen-Regionen. Diese reichten jedoch bei Weitem nicht aus, um die Feuchtigkeitsreserven im Boden wieder aufzufüllen. Diese Woche wird es zudem wieder trocken sein, außer in Teilen der Regionen Stawropol und Krasnodar.
„Die Landwirte müssen in den nächsten Wochen mindestens 10 bis 15 mm Niederschlag haben, sonst wird das Ertragspotenzial stark leiden", schätzem die Analysten von Sovecon die Lage ein.
Die von einer schweren Dürre betroffene Ukraine meldet ebenfalls, dass die Aussaatfläche Winterweizen von rund 6,7 Millionen im Vorjahr auf 6,1 Millionen Hektar schrumpfen könnte, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Die Daten des Ministeriums zeigten, dass die Landwirte bis zum 28. September rund 25 % der erwarteten Fläche oder 1,5 Millionen Hektar bestellt hatten.
Ukrainische Wetterdienste nannten die Wetterbedingungen im September die schlechtesten seit 10 Jahren und sagten, dass nur 10 % bis 15 % des Ackerlandes der Ukraine aufgrund der schweren Dürre für die Aussaat von Winterkulturen geeignet seien. Üblicherweise beginnt die Weizenaussaat in der Ukraine Anfang September, aber dieses Jahr sind die Landwirte einige Wochen später mit der Aussaat gestartet.
Anfang Oktober gab es jedoch Regen in einigen Teilen des Landes und die Aussaatbedingungen haben sich etwas verbessert, teilte die Beratungsfirma APK-Inform mit.
Chicago-Weizen steigt auf 5-Jahreshoch - Dürre in Brasilien

Die Weizen-Futures des Chicago stiegen am Dienstag auf den höchsten Stand seit mehr als fünf Jahren. Und am heutigen Mittwoch geht die Rallye weiter. Der Grund: Analysten nennen an erster Stelle die trockenen Bedingungen in den USA, Argentinien und vor allem am Schwarzen Meer. Händler berichten zudem über massives Short-Covering – also über umfrangreiche technische Käufe der großen Hedgefonds.
Die Preise schlossen wegen späterer Gewinnmitnahmen am Dienstag sogar deutlich unter ihren Tages-Höchstständen. Der vordere Chicago-Weizen beendete den Handel dennoch bei 593 Cent je Buschel und damit auf dem höchsten Stand seit dem 30. Juni 2015. Und am Mittwoch ging die Rallye weiter. Am späten Nachmittag (17:30 MEZ) ging der Chicago-Weizen nochmals 13 Cent nach oben und wurde bei 606 Cent je Buschel gehandelt.
Der US-Analyst Bruce Knorr schreibt dazu: „Jetzt muss der Markt erst einmal beweisen, dass der Optimismus gerechtfertigt ist. Der nächste Test kommt am 9. Oktober, wenn das USDA zeigt, wie sich die aktualisierten Produktionsschätzungen und eine kleinere alte Ernte auf die Markdaten und die Preise auswirken werden."
Doch auch die sehr trockenen Bedingungen in Südamerika stützen nach Einschätzung vieler Händler die bereits robuste Nachfrage nachi Mais und Sojabohnen und treiben auch hier die Preise nach oben. Derzeit haben die Farmer in Brasilien jedenfalls große Schwierigkeiten, ihre Sojabohnen überhaupt in den ausgedörrten Böden zu bekommen.
Australien ist schon ausverkauft

Und noch eine andere Geschichte bringt Treibstoff für die Weizenrallye. Nämlich umfangreiche Bestellungen und Einkäufe durch China und andere asiatische Länder – unter anderem in Australien, das eine sehr große Ernte erwartet. Australien wird voraussichtlich die größte Ernte seit vier Jahren einbringen und den Lieferanten aus der Schwarzmeerregion einen harten Wettbewerb bieten.
Händler berichten für Dezember (Erntebeginn in Australien) über Bestellungen aus China, den Philippinen und aus Vietnam. „Die Nachfrage nach australischem Weizen ist sehr hoch", sagte ein australischer Analyst in Sydney. „Preislich sind sie wirklich sehr wettbewerbsfähig." Analysten gehen davon aus, dass die australische Weizenproduktion die bisherigen Schätzungen von 28,9 Millionen Tonnen noch übertreffen könnte und fast 30 Millionen Tonnen erreichen wird.
Danach könnte das Land rund 18 Millionen Tonnen Weizen exportieren. Australien ist jedoch für Lieferungen im Dezember bereits vollständig ausverkauft, sagte ein Händler. Und das ist offenbar keine Frage der Preis. China hat in den letzten Monaten australischen Weizen zu einem Preisen von 235 bis 240 USD pro Tonne gekauft, einschließlich Frachtkosten. Damit waren die Australier sehr wettbewerbsfähig im Vergleich zu russischem Weizen ähnlicher Qualität.
Auch am Kassamarkt steigen die Getreidepreise

Am europäischen Terminmarkt sind die Weizenpreise am Mittwoch auf knapp 201 Euro je Tonne gestiegen. Das ist im Vergleich zur Vorwoche ein Plus von gut fast 8 Euro. Am Hamburger Exporthafen haben die Weizenpreise für die Anlieferung im Oktober ebenfalls zugelegt und notierten am Mittwoch bei 195 Euro je Tonnen. Gegenüber der Vorwoche ein Plus von 6 Euro. Für spätere Termine werden 198 Euro je Tonne geboten.
Für Futtergerste lagen die Preisangebote am Hamburger Hafen am Mittwoch bei 173 Euro je Tonne und damit 4 Euro höher als vorige Woche. Nach wie vor sind die deutschen Exporte bei Gerste deutlich höher als bei Weizen. Für Brotroggen wurden in Hamburg am Mittwoch 163 Euro geboten und damit 1 Euro je Tonne höhere Preise als vor einer Woche.
Nach den Daten der EU-Kommission haben die Europäer bis zum 27. September etwa 4,6 Millionen Tonnen Weizen in Drittländer verschifft – das sind 40 Prozent weniger als im vorigen Jahr. Bei Gerste wird eine Ausfuhrmenge von 1,8 Millionen Tonnen gemeldet. Ein Minus von 14 Prozent zum Vorjahr.
Frankreich hat bisher 1,2 Millionen Tonnen Weizen und 826.000 Tonnen Gerste exportiert. Deutschland kommt auf 147.000 Tonne Weizen und 279.000 Tonnen Gerste und am rumänischen Schwarzmeerhafen Constanta wurden 791.000 Tonne Weizen und 507.000 Tonnen Gerste verladen. Auch Lettland, Litauen, Polen und Bulgarien haben bereits deutlich mehr Weizen in Drittländer verkauft als Deutschland.
Bei Gerste rangieren die Deutschen hinter Frankreich und Rumänien auf Position drei. Die Hauptabnehmer von europäischen Weizen sind bisher Algerien, Saudi-Arabien, China, Nigeria, und die Philippinen. Die wichtigsten Zielländer für Gerste sind China und Saudi-Arabien – mit großem Abstand vor Tunesien, Marokko und Jordanien.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.