Auch am europäischen Binnenmarkt zeichnet sich bisher keine nachhaltige Preiserholung ab. Hier dümpeln die Preise für Weißzucker auf unverändert niedrigem Niveau vor sich hin. Das hält natürlich auch die Rübenpreise weiterhin unten.
Zuletzt wurde Weißzucker am europäischen Binnenmarkt mit 328 Euro/t gehandelt. In den westeuropäischen Hauptanbauregionen (Frankreich, Deutschland, Benelux und UK) lagen die Preise sogar nur bei 316 Euro/t.
Mehr Zucker aus Frankreich und Brasilien

Am Terminmarkt in London wurde Weißzucker am Montag mit 338 USD/t (302 Euro/t) gehandelt. Das sind etwa 5 USD weniger als in der vorigen Woche und etwa 10 USD weniger als zur letzten Preisspitze Mitte Oktober.
Die Ursache für den erneut aufkommenden Preisdruck sehen Analysten in den Aussichten für höhere Exportverkäufe der brasilianischen Zuckerproduzenten. Der brasilianische Real ist in der vorigen Woche nämlich auf ein 14-Monatstief gegenüber dem Dollar gefallen. Das kurbelt die Exporte spürbar an.
Auch die Anzeichen für ein größeres europäisches Angebot wirken sich negativ auf die Zuckerpreise aus. Das französische Landwirtschaftsministerium hatte in der vorigen Woche die Prognose für die Zuckerproduktion Frankreichs, den größten Produzenten der EU, von 36,9 Mio.Tonnen auf 37,2 Mio. Tonnen angehoben.
Außerdem berichtete der Verband der brasilianischen Zuckerindustrie Unica, dass die Zuckerproduktion in Brasiliens Hauptproduktionsregion Mitte-Süd, bis Oktober 2019/20 im Jahresvergleich um 3,3 Prozent auf 25,23 Mio.Tonnen zugelegt hat.
Kleinere Zuckerernte in den USA
Gestützt wird der Markt hingegen durch Berichte aus den USA. Dort heiß es, dass der frühe Wintereinbruch die Zuckerrübenernte im Mittelwesten extrem verzögert hat. Es ist wahrscheinlich, dass große Mengen Zuckerrüben nicht geerntet werden können. Das könnte USA zwingen, die Importe zu erhöhen, glauben Analysten.
Ein weiterer bullischer Faktor war eine Wetter-Warnung aus Brasilien. Dort meldete man, dass der prognostizierte Starkregen in der Mitte-Süd-Region, die laufende Zuckerernte verlangsamen und die Produktion drosseln dürfte.
Gestützt werden die Zuckerpreise außerdem durch die robuste Ethanolnachfrage in Brasilien. Nach Angaben von Unica haben die Zuckerfabriken in der Mitte-Süd-Region im Oktober 2,1 Milliarden Liter Ethanol verkauft. Das entspricht einem Zuwachs von 5 Prozent im Jahresvergleich und einem Rekordwert für einen einzelnen Monat.
Die Rekordverkäufe von Ethanol könnten die brasilianischen Zuckerfabriken jedenfalls veranlassen, mehr Zuckerrohr für die Ethanolproduktion als für die Zuckerproduktion zu verwenden, wodurch die Zuckervorräte sinken würden.
Rückgang der globalen Zuckererzeugung
Die Weltzuckerproduktion soll nach Einschätzung der Weltzuckerorganisation (ISO) 2019/20 um 2,3 Prozent auf 172 Mio. Tonnen sinken, nachdem sie im Wirtschaftsjahr 2018/19 auf einen neuen Rekordwert von 185,2 Mio. Tonnen gestiegen war. Die Weltzuckerbilanz für 2019/20 ergibt danach ein Defizit von 4,8 Mio. Tonnen gegenüber dem Überschuss von 1,7 Mio. Tonnen im Jahr 2018/19 (ISO).
Die Zuckerproduktion in Brasilien, dem weltweit größten Zuckerproduzenten, wird 2019/20 sehr stark um 17,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 34,1 Mio. Tonnen steigen. Die Zuckerproduktion in Indien, dem zweitgrößten Zuckerproduzenten der Welt, wird 2019/20 um 15 Prozent auf ein 3-Jahrestief von etwa 28 Mio. Tonnen fallen, was auf Dürre und eine verzögerte Monsunzeit zurückzuführen ist.
Mittelfristig dürfte die rückläufige globale Produktion die Zucker-Preise stützen – auch wenn die weltweiten Vorräte noch immer hoch sind und ddas Potential nach oben beschränken.
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