Auch in London legten die Preise kräftig zu. Ursache für die Rallye sind neue Prognosen über eine deutlich kleinere globale Zuckerproduktion im neuen Wirtschaftsjahr. So hat die Internationale Zuckerorganisation (ISO) seine Erwartung an Erzeugung und Bestände kräftig gesenkt.
Kurz zuvor – hatte das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) in seiner Prognose kräftige Korrekturen an den wichtigsten Produktionsdaten nach unten vorgenommen. Darauf hatten die Preise für Rohzucker in New York und für Weißzucker in London mit einem Kursfeuerwerk reagiert.
Weltmarktpreise auf 9-Monatshoch
In New York stiegen die Zuckerpreise am Freitag auf ein 9-Monats-Hoch und in London erreichten Preise das letzte Zwischenhoch von Ende September. Hintergrund sind eine Reihe von Korrekturen an den Produktions-Erwartungen am globalen Zuckermarkt: Damit wäre die Bilanzen deutlich enger als bislang gedacht und die Preise hätten ebenfalls erheblich mehr Luft nach oben.
Das in Großbritannien ansässige Rohstoff-Analystenfirma Marex Spectron hat die Zuckerproduktion für Indien für das Wirtschaftsjahr 2019/20 auf 27,2 Mio. Tonnen gesenkt. Das sind 15 Prozent weniger als Spectron bei der letzten Prognose erwartet hat. Außerdem haben die Analysten ihre Schätzung für die Zuckerproduktion in Thailand für 2019/20 von 13,6 Mio. Tonnen auf 12,2 Mio. Tonnen gesenkt.
Die globalen Zuckerpreise befanden sich bereits im Aufwärtstrend, als die brasilianische Branchen-Organisation UNICA für die maßgebliche Mitte-Süd-Region für die erste Monatshälfte eine Zuckerproduktion von 786.000 Tonnen meldete. Das lag deutlich unter den Erwartungen von 820.000 Tonnen und gab der Rallye noch einen Impuls. Allerdings: Die Gesamtzuckerproduktion der brasilianischen Mitte-Süd-Region für 2019/20 bis Mitte November betrug immernoch 26,0 Mio. Tonnen. Das ist im Jahresvergelich ein deutliches Plus von 2,8 Prozent .
Globale Zuckerbilanz wird defizitär
Ein kräftiger bullischer Impuls ging von der Produktionsprognose der Internationalen Zuckerorganisation (ISO) aus. Nach ISO soll die Weltzuckerproduktion im Wirtschaftsjahr 2019/20 (April / März) um -2,3 Prozent auf 172 Mio. Tonnen sinken, nachdem sie 2018/19 um knapp 1,0 Prozent auf einen Rekordwert von 185,2 Mio. Tonnen gestiegen war (ISO) ).
Die Weltzuckerbilanz wird sich danach 2019/20 von einem Überschuss von 1,7 Mio. Tonnen im Jahr 2018/19 (ISO) auf ein Minus von 6,1 Mio. Tonnen verringern. Die Zuckerproduktion in Brasilien, dem weltweit größten Zuckerproduzenten, soll 2019/20 allerdings um 17,4 Prozent auf 34,1 Mio. Tonnen steigen. Brasiliens Produktion ging im Jahr 2018/19 (April / März) ging gegenüber dem Vorjahr deutlich auf 31,4 Mio. Tonnen zurück.
Die Zuckerproduktion in Indien, dem zweitgrößten Zuckerproduzenten der Welt, soll 2019/20 jedoch um 15 Prozent auf ein 3-Jahrestief oder 28 Mio. Tonnen schrumpfen, was auf Dürrefolgen und eine verzögerte Monsunzeit zurückzuführen ist.
USDA: Deutlich weniger Zucker am Weltmarkt
Das USDA hatte in seinem halbjährlichen Zuckerbericht kurz zuvor prognostiziert, dass die globale Zuckerproduktion 2019/20 gegenüber dem Vorjahr um -3,2 Prozent auf 174,1 Mio. Tonnen sinken wird. Die weltweiten Zuckerendbestände sollen 2019/20 gegenüber dem Vorjahr sogar um 9,9 Prozent auf 49,6 Mio. Tonnen schrumpfen. Das USDA geht davon aus, dass der weltweite Zuckerkonsum 2019/20 im Jahresvergleich um 0,8 Prozent auf 174,7 Mio. Tonnen steigen wird.
Der Anstieg der globalen Rohzuckerpreise stützt sich vor allem auf die Aussichten für eine deutlich kleinere Zuckerproduktion in Indien, nachdem die indische Zuckermühlen-Vereinigung (ISMA) in der vergangenen Woche einen Rückgang der Produktion in Indien für den Zeitraum 1. Oktober bis 15. November von 64 Prozent auf 485.000 Tonnen gemeldet hatte. Die ISMA hatte am 5. November prognostizierte, dass die Zuckerproduktion in Indien 2019/20 im Jahresvergleich um 19 Prozent auf 26,85 Mio. Tonnen einbrechen wird.
Für Europa hat das USDA die Produktion für 2019/20 von zuvor 19,4 Mio. Tonnen auf nur 17,9 Mio. t Nach unten gesetzt. Im Dürrejahr 2018/19 hatten die Europäer 17,7 Mio. Tonnen Zucker erzeugt.
Frost drückt Produktion in den USA
Die Zuckerpreise haben auch Unterstützung durch Meldungen aus den in den USA erhalten. Dort wird die Rübenernte durch Frost geschädigt. Die Analysten von Marex Spectron glauben, dass die Frostschäden an Rüben in North Dakota und Minnesota sowie in im Süden in Louisiana die Zuckerproduktion um bis zu 1,0 Mio. Tonnen reduzieren werden.
Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hat seine Prognose für die Zuckerproduktion 2019/20 im eigenen Land ebenfalls nach unten korrigiert. Das USDA beziffern die betreffende Produktion nun auf 7,81 Mio. Tonnen. Davor lag die Prognose noch bei 8,33 Mio. Tonnen. In der Folge dürfte sich die Zuckerversorgung spürbar verknappen und die Importe zunehmen
Zuckerpreise steigen wieder
Am Terminmarkt in London sind Zuckerpreise für den Märzkontrakt am Freitag auf 346 USD je Tonne gestiegen. Das sind 13 USD mehr als vor 14 Tagen und zugleich die höchsten Zuckerpreise seit Ende September – als die Kurse schon einmal auf 348 USD gestiegen waren. Für die nächste Ernte bewegten sich die Kurse ebenfalls nach oben – auf zuletzt 357 bis 361 USD je Tonne.
Am europäischen Binnenmarkt sind die Zuckerpreise zuletzt ebenfalls ganz leicht gestiegen. Die Kommission meldet für den Monat September einen Durchschnittpreise von 328 Euro je Tonne Weißzucker – ein Anstieg von 8 Euro gegenüber dem August. Im Vergleich zum vorigen Jahr sind die Zuckerpreise damit aber noch immer 20 Euro niedriger. Die Preise für die Erfassungsregion 2 – der Deutschland und Frankreich angehören - liegen für den September nur bei 316 Euro je Tonne.
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