
Die Zuckerpreise sind zwar etwas gestiegen – jedoch weit von ihren vergangenen guten Margen entfernt. Das Dilemma zeigt sich auch in der weiter schrumpfenden Anzahl an Rübenbauern in Deutschland. Erste Ernteprognosen der Wirtschaftsvereinigung Zucker (WVZ) und der EU-Kommission geben ein ungefähres Bild.
Vieles wird davon abhängen wie sich die Zuckerpreise am Weltmarkt entwickeln und dafür ist die Ernte in Brasilien ausschlaggebend. Zuletzt kamen von dort Berichte, dass die Produktion wegen Frostschäden und Dürre möglichweise auf den schlechtesten Wert seit Jahrzehnten schrumpft. Das hätte natürlich enorme Auswirkungen auf die globale Versorgung und die Weltmarkpreise für Zucker.
Für Deutschland geht die WVZ in ihrer ersten Prognose zur Rübenernte 2021 von einer Rübenanlieferung von 27,56 Millionen Tonnen aus – das wäre zur schwachen Vorjahresernte ein Plus von 1,84 Millionen Tonnen bzw. gut 7 Prozent. Dem liegt eine Rübenfläche von 354,1 Tausend Hektar zu Grunde, ein leichter Zuwachs von 3.400 Hektar.
Die Rübenerträge sieht der WVZ bei 77,8 dt je Hektar bei einem Zuckergehalt von 18,0 Prozent. Im vorigen Jahr konnten die Rübenbauern nur 73,3 dt je Hektar ernten und der Zuckergehalt lag bei 17,9 Prozent.
Unfairer Wettbewerb in Europa

Mit Blick auf die Zahlen sagte Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker, dass vor allem die seit Jahren rückläufige Zahl der Rübenanbauer besorgniserregend sei. Diese ist von 23.638 in der vorigen Saison auf 22.822 in der laufenden Kampagen zurückgegangen. Vor zwei Jahren waren es soagr noch 25.832 Rübenbauern. „In diesem Trend sehen wir auch die Folgen der andauernden Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten deutscher Anbauer.“
Die Sonderprämien für den Rübenanbau in anderen EU-Mitgliedstaaten oder die Subventions- und Umweltpolitik großer Zuckererzeuger auf dem Weltmarkt fördern den Preisdruck auf die hiesige Branche. „Unsere Appelle an die Bundesregierung hier gegenzusteuern, haben bisher am unfairen Wettbewerb nichts geändert. Wenn wir Lebensmittel aus regionalem und nachhaltigem Anbau möchten, ist die Zuckerrübe eigentlich genau richtig. Aber unfairer Wettbewerb führt dazu, dass Rübenanbauer aufgeben und am Ende Zuckerfabriken geschlossen werden müssen“, so Günter Tissen.
Was die Ernteprognose betrifft sagte Tissen: „Im Vergleich zu den letzten Jahren haben sich die Rübenpflanzen durch ausreichend Niederschläge vielerorts gut entwickelt. In einigen Gebieten führte die starke Feuchtigkeit allerdings auch zu höherem Pilzbefall. Nun hofft die Branche auf zusätzliche Sonnenstunden, damit der Zuckergehalt in den Rüben steigt.“
EU: Größere Rüben- und Zuckerernte, Preise noch ziemlich im Keller

Die erste Prognose für die europäische Rübenernte (EU 27) liegt bei liegt bei 110 Millionen Tonnen. Das wären fast 11 Prozent mehr als im vorigen Jahr. Grund für den Produktionsanstieg sind bei nur geringfügig größerer Fläche fast 10 Prozent höhere Erträge von 73,8 dt je Hektar.
Am Ende errechnet die Kommission eine Zuckerproduktion von 15,5 Millionen Tonnen – das sind zwar rund 1,0 Millionen Tonne mehr als im vorigen Jahr, jedoch trotzdem eine der kleinesten Produktionsmengen überhaupt – auch wenn man die Produktion des aus der EU ausgeschiedenen Vereinigten Königreich von reichlich 1,0 Millionen Tonne mit berücksichtigt.
Schaut man auf die Weißzuckerpreise am europäischen Binnenmarkt, dann wird klar: Die Krise am Zuckermarkt ist noch lange nicht vorbei. Zwar sind die Weiß-Zuckerpreise in der EU mit knapp 400 Euro je Tonne rund 20 Euro höher als im vorigen Jahr. Das sind jedoch immer noch rund 100 Euro weniger als 2017 und beinahe nur die Hälfte der Zuckerpreise im Jahr 2013.
Die schwache Preis-Entwicklung am EU-Binnenmarkt zeigt auch das geringe Preispotential, das die Rübenpreise derzeit haben. Unterstützung könnte vor allem vom Weltmarkt kommen – wenn sich der befürchtete witterungsbedingte Produktionsausfall Brasiliens bestätigen sollte. Das würde über den Weißzuckermarkt auch den Rübenpreisen hierzulande nach oben helfen.
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