
Die Zuckerpreise (White Sugar) stiegen am europäischen Terminmarkt am Mittwoch auf 730 USD je Tonne. Das war der höchste Preis seit fast 12 Jahren. Im Vergleich zum vorigen Jahr ist Weißzucker damit etwa 250 USD bzw. gut 50 % teurer. Am heutigen Donnerstag gaben die Preise leicht nach – bewegen sich jedoch weiter auf sehr hohem Niveau.
Auslöser für den jüngsten Preisanstieg sind Spekulationen, dass Indien bald Exportbeschränkungen für seine Zuckerlieferungen ankündigen wird. Reuters berichtete, dass Indien offenbar vor hat, seinen Zuckerfabriken den Export von Zucker in der Saison 2023/24 ab Oktober zu verbieten, weil der zu schwache Monsunregen die Zuckerernte des Landes reduzierte.
Nach Angaben des indischen Wetteramtes hat der Bundesstaat Maharashtra, auf den 37 % der indischen Zuckerproduktion entfällt, seit Beginn der Saison bis zu 20 % weniger Regen als normal erhalten. Das indische Lebensmittelministerium sagte, es werde eine endgültige Entscheidung über die Zuckerexporte für 2023/24 treffen, sobald tatsächliche Schätzungen der Gesamtproduktion vorliegen.
Indien erlaubte den Fabriken, in der laufenden Saison 2022/23 bis zum 30. September nur 6,1 Millionen Tonnen Zucker zu exportieren, nachdem sie in der vergangenen Saison einen Rekordwert von 11,1 Millionen Tonnen exportieren durften.
USDA-Prognose viel zu optimistisch?

Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) prognostizierte in seinem am 25. Mai veröffentlichten halbjährlichen Bericht, dass die weltweite Zuckerproduktion im Jahr 2023/24 um +6,0 % im Jahresvergleich auf einen Rekordwert von 187,881 Millionen Tonnen steigen könnte und dass der weltweite menschliche Zuckerkonsum im Jahr 2023/24 im Jahresvergleich um 2,3 % steigen auf einen Rekordwert von 180,045 Millionen Tonnen steigen könnte.
Das USDA erwartet auch, dass die Produktion in der Europäischen Union voraussichtlich um 576.000 Tonnen auf 15,5 Millionen Zuckerrüben steigen wird, im Vergleich zu der von der Dürre betroffenen Ernte im Vorjahr. Grund sind Anbauausweitungen in Mitgliedsstaaten wie Polen, Spanien, Rumänien, der Slowakei und Ungarn, die die verringerte Anbaufläche in Frankreich mehr als ausgleichen.
Das USDA prognostizierte außerdem, dass die globalen Zuckerendbestände 2023/24 im Jahresvergleich um 15,2 % auf ein 13-Jahres-Tief von 33,455 Millionen Tonnen fallen würden. Unterdessen prognostizierte die internationale Zuckerorganisation ISO am 10. August, dass die weltweite Zuckerproduktion im Jahr 2023/24 im Jahresvergleich um -1,2 % auf 174,8 Millionen Tonnen sinken würde.
Damit würde der globale Zuckermarkt im Jahr 2023/24 ein Defizit von 2,12 Millionen Tonnen im Vergleich zum globalen Zuckermarkt im Jahr 2022/23 aufweisen.
Top-Exporteur Thailand und El-Nino-Wetterphänomen
Der globale Zuckerhändler Czarnikow berichte am 7. August, dass die Zuckerproduktion in Thailand (dem nach Brasilien zweitgrößten Exporteur) 2023/24 aufgrund des trockenen Wetters im Jahresvergleich um 31 % auf ein 17-Jahres-Tief von 7,4 Millionen Tonnen sinken werde.
Das USDA hatte die thailändische Produktion auf 11,2 Millionen Tonnen geschätzt. Bisher liegen die Niederschläge in Thailand weit unter denen des Vorjahreszeitraums, und der Beginn des El Niño-Wettersystems könnte die Niederschläge noch weiter drücken.
Am 8. Juni teilte das US-amerikanische Climate Prediction Center mit, dass die Meeresoberflächentemperaturen im äquatorialen Pazifik um 0,5 Grad Celsius über den Normalwert gestiegen seien und sich die Windmuster so verändert hätten, dass die El-Nino-Kriterien erfüllt seien.
Ein El-Nino-Wetterphänomen bringt in der Regel heftige Regenfälle in Brasilien und Dürre in Indien mit sich, was sich negativ auf die Zuckerproduktion auswirkt. Das letzte Mal, als El Nino in den Jahren 2015 und 2016 zu Trockenheit in Asien führte, verursachte einen kräftigen Anstieg der Zuckerpreise.
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