
Im Dezember war die Welt für die Biomilchbauern scheinbar noch in Ordnung. Die Auszahlungspreise lagen nach Erhebungen der Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) bei 63,20 Cent je kg und damit auf Rekordstand und auf dem gleichen Niveau wie im Vormonat. Zum Vergleich: Für konventionell erzeugte Milch bekamen die Bauern nach den Daten der BLE zum gleichen Termin noch 59,81 Cent je kg und damit 0,2 Cent weniger als im November und etwa 2,4 Cent weniger als für Biomilch.
Doch bereits im Januar zeichneten sich für die konventionellen Milcherzeuger massive Preissenkungen der Molkereien ab – die nach vorläufigen Angaben zwischen 2 und 15 Cent!! lagen. Auslöser waren die massiven Preisesenkungen im Einzelhandel und die mit den hohen Preisen steil angewachsene Milchmenge.
Viele Einzelhändler wollen jetzt mit den Molkereien neue Preise verhandeln und das trifft diesmal die Biomilch genauso wie die konventionelle Milch. Aldi und Norma haben ihre Milchpreise auch schon ohne Verhandlungen gesenkt und damit den Druck auf die Erzeugerpreise für Biomilch ebenso erhöht wie auf die Preise für konventionell erzeugte Kuhmilch. So hat Aldi seine Biovollmilch im Februar um 10 Cent auf 1,35 Euro reduziert. Und auch die Tierwohlmilch sowie Bio-Heumilch gehen für 10 Cent weniger über die Ladentheke.
Niedrigere Biomilchpreise im Norden – Viel mehr Milch

Obwohl die Biomilchpreise im Dezember im Bundesmittel unverändert blieben und in einigen Bundesländern sogar leicht gestiegen sind, ging es in den zwei norddeutschen Milcherzeugerländern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, mit den Preisen bereits nach unten. Allerdings wurden im Norden 2023 auch die höchsten Milchpreise gezahlt – sowohl für Biomilch als auch für konventionelle Milch. Doch nun geben die Preise im Norden zuerst und bereits im Dezember nach.
In Schleswig-Holstein wurden die Biomilchpreise um 0,7 Cent je kg gesenkt und in Niedersachsen auch. Ein Grund für die Preissenkungen dürfte neben dem Druck aus dem Einzelhandel auch die stark gewachsene Milchmenge sein. Diese lag im Dezember im Bundesmittel für Biomilch um 8,4 % über dem Vorjahr und im November betrug das Plus sogar 11 %.
Ob der Markt in so kurzer Zeit so viel mehr Biomilch zu hohen Preisen aufnehmen kann, ist zumindest fraglich. In Bayern – wo etwa die Hälfte der deutschen Biomilch erzeugt wird – lag der Mengenzuwachs im Dezember bei 7,9 % und im November sogar bei 10,8 %.
Noch stärker nahm die Milchmenge im Norden zu. In Niedersachen erzeugten die Biobauern im Dezember und im November jeweils 18 % mehr Milch und in Schleswig-Holstein wuchs die Produktion um 21,6 % und 20 %. Da braut sich offenbar einiges zusammen und Preissenkungen sind auch für Biomilchbauern wahrscheinlich – auch wenn oftmals schon die jetzigen Preise ihre Kosten nicht mehr decken können.
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