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Biomarkt und Biolandwirtschaft

Biomilchpreise fallen weiter – Überangebot und Kaufkrise

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am Mittwoch, 19.04.2023 - 12:24 (2 Kommentare)

Die Preise für Biomilch fallen im März weiter. Grund ist der stockende Absatz im Einzelhandel und die sehr große Milchmenge. Biobauern müssen – wie ihre konventionellen Kollegen - mit fallenden Erlösen und hohen Kosten kämpfen. Mit dem Unterschied, dass der Preisrückgang langsamer erfolgt – aber die Kosten höher sind.

Milchpreise.

Im Einzelhandel setzen die großen Discounter die Preise für Biomilch ebenso nach unten, wie die Preise für konventionelle Ware. Vor allem die Eigenmarken und die Standardware wird deutlich billiger. Für Markenware behaupten sich die Biomilchpreise etwas besser, doch auch hier ist der Druck groß. Doch immer mehr Bio-Milch wird über die Discunter und die großen Einzelhändler vermarktet. Und die senken bei Absatzproblemen gnadenlos ihre Preise und reichen das dann an ihre Lieferanten (Molkereien) weiter.

Die Folge: Die Preise, die die Biobauern für ihre Milch bekommen, fallen ebenfalls. Zwar lange nicht so drastisch wie im konventionellen Bereich, doch kontinuierlich – und die Kosten bleiben hoch – höher als bei den konventionellen Milchbauern. Dort hat die MEG Milch Board die Produktionskosten zuletzt mit 47,70 Cent pro Kilogramm angegeben. Im Biobereich dürften die Kosten wegen der teuren Futtermittel und der niedrigen Tierleistungen erheblich höher liegen.

Auch für die Biobauern hatten die Milchpreise im Dezember mit 63,20 Euro einen Rekordwert erreicht. Danach ging es nach den Erhebungen der Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) bis Februar langsam nach unten - auf 61,74 Euro je kg. Lediglich in Nordrhein-Westfalen waren die Biomilchpreise bereist im Februar unter die Marke von 60 Cent gefallen. Die konventionellen Milcherzeuger bekamen zu diesem Termin im Bundesmittel nur noch 52,44 Cent ausgezahlt - fast 8 Cent weniger als die Spitzenpreise zum Jahreswechsel.

Es sei normal, dass auf eine Hochpreisphase eine leichte Preissenkung folgt, die Molkereien könnten das nur bedingt beeinflussen, sagt die Geschäftsführerin des Verbands der Bayerischen Privaten Milchwirtschaft, Susanne Glasmann, gegenüber dem BR. Dass das Preispendel jetzt so stark nach unten ausschlage, sei für alle Beteiligten bitter: „Wir hätten viel lieber weniger Schwankungen am Markt, aber das ist einfach etwas, was man nicht in der Hand hat.“

Über 8 % Biomilch mehr – Preisdruck ist das Ergebnis

Während die konventionellen Milchpreise im März unter die Marke von 50 Cent gefallen sein dürften – wie die Auszahlungspreise der Molkereien zeigen. Drei Molkereien zahlten ihren Bauern im März sogar weniger als 40 Cent!! So sind die Biomilchpreise im März bei etlichen Biomolkereien unter 60 Cent gefallen. Am stärksten fielen die Preise nach den bisher vorliegenden Abrechnungen bei der Biomolkerei Schwarzwaldmilch. Nämlich um rund 5 Cent auf nur noch 55 Cent.

Andere Biomolkereien, wie die Goldsteig Käsereien, die Bayerische Milchindustrie oder auch Milchwerke Berchtesgadener Land, zahlen ebenfalls weniger als 60 Cent. Und dieser Trend dürfte sich fortsetzten und möglicherweise noch verstärken, denn: Der Absatz bleibt schwierig und die Milchmenge ist groß. Zu groß sagen, auch viele Landwirte.

Einzelne Molkereien konnten die gesamte Milch gar nicht als Biomilch absetzen. Sie mussten Teile als konventionelle Ware verkaufen. Aktuell liegt die Anlieferungsmenge für Biomilch im Bundesmittel 8,2 % über dem Vorjahr. Im größten Biomilchland Bayern, wo etwa die Hälfte der deutschen Biomilch erzeugt wird, ist die angelieferte Milchmenge 7,3 % größer als im Vorjahr.

Im wichtigsten konventionellen Milchland, Niedersachsen, erzeugen die Biobauern 19 % mehr Milch als im vorigen Jahr. Diesen Zuwachs kann der Markt offensichtlich schwer verkraften. Zumindest nicht ohne Preisekorrekturen, denn dies zusätzliche Milch fließ angesichts stockender Absatzmöglichkeiten vor allem über die Discounter ab. Und dort nimmt der Preisdruck weiter zu.

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