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Milchmarkt und Milchpreise 2021

Börsenmilch: 38 bis 40 Cent – Milchpreis für Bauern nur 33 Cent!

Milchkühe mit Ohrmarken im Stall
am Freitag, 12.03.2021 - 06:00 (Jetzt kommentieren)

So groß war der Abstand zwischen Börsenmilchwert und ausgezahltem Milchpreis selten. Das kann aber nicht lange so bleiben.

Börsenmilchwert und Rohstoffwert Milch von 2018 bis 2020

Derzeit dürfte der Preisabstand 6 bis 7 Cent je kg Milch betragen – denn im Januar haben einige Molkereien die Milchpreise in Deutschland sogar gesenkt. Ursache waren die üblichen Aktionen des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) zum Jahresbeginn. Dann verramscht der LEH Butter und andere Milchprodukte zu deutlich niedrigeren Preisen als sonst.

Den davon ausgehenden Preisdruck des LEH gaben etliche Molkereien an die Milchbauern weiter. Das heißt: Im Januar wurden im Schnitt etwas niedrigere Milchpreise ausgezahlt als im Dezember. Das bestätigen auch die Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) bzw. der Europäischen Kommission.

Die aktuellen Auszahlungspreise der Molkereien können Sie auf agrarheute einsehen.

Dabei zeigte sich eigentlich schon im Januar, dass der Markt in eine völlig andere Richtung marschiert. Sowohl an der europäischen Terminbörse als auch im europäischen Großhandel zogen die Preise für Butter und andere Milchprodukte schon im Januar kräftig an. Eine gewisse Ausnahme machte bis dahin lediglich Käse, der sich eher seitwärts bewegte.

Damit hat sich jedoch die finanzielle Verwertung der Milch in den letzten Monaten erheblich verbessert – was der ife-Börsenmilchwert als mit Abstand schnellster Frühindikator auch gut anzeigt.

Hinzu kommt: An den internationalen Märkten gingen die Preise noch viel weiter nach oben als in Europa. Das zeigt: Am Weltmarkt sind Milch und Milchprodukte derzeit knapp und die Kontraktpreise zogen ungewöhnlich stark an.

An der globalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) kletterten die Exportpreise für Milchprodukte seit Dezember um 33 Prozent nach oben. Allein in der letzten Handelsrunde Anfang März betrug der Aufschlag 15 Prozent – auf den höchsten Wert seit sieben Jahren. Und in Neuseeland geht die Saison gerade zu Ende; die Milchmenge schrumpft weiter.

Börsenmilchwert zeigt deutlich Preiserholung an

butter.

Aber zurück zum Börsenmilchwert des ife-Instituts in Kiel: Er wird täglich aus den Terminmarktpreisen von Butter und Magermilch berechnet. Für den 10. März ergibt sich ein Börsenmilchwert von 36,4 Cent für den Monat März und von 38,4 Cent für den Monat April. Zur Jahresmitte verfehlen die Börsenmilchwerte dann nur noch knapp die 40-Cent-Marke.

Dahinter steckt ein stetiger Anstieg der Terminmarktpreise für Butter und Magermilchmilchpulver. Dieser spiegelt sich aber auch in steigenden Preisen für diese Produkte im Großhandel und am übrigen Kassamarkt wider. So berichtet die süddeutsche Butter- und Käsebörse in Kempten diese Woche: Die seit Anfang März bestehenden neuen Kontrakte für 250-g-Butter mit dem Lebensmitteleinzelhandel scheinen schon wieder überholt zu sein.

Der Grund: Bei Sahne beobachtet die Börse einen regelrechten Nachfrageboom. Das wirkt sich offensichtlich auf alle anderen fetthaltigen Produkte aus und führt trotz der gebundenen Preise bei der Handelsware zu höheren Preisen bei den Markenprodukten. Gleichzeitig ziehen die Preise für Blockbutter gewaltig an, heißt es weiter.

Dasselbe zeigt sich im europäischen Großhandel, nur offenbar etwas zeitverzögert. Dort steigen die Preise für Butter von Februar bis März ebenfalls weiter an, liegen mit zuletzt 380 Euro je 100 kg aber immer noch deutlich unter den Terminmarktpreisen, die sich für April bereits bei knapp 4.300 Euro je Tonne bewegen.

Die süddeutsche Butterbörse notiert am 10. März für 250-g-Butter Preise von 378 bis 380 Euro je 100 kg und für Blockbutter wurden 400 bis 420 Euro je 100 kg gehandelt. Das sind durchweg höhere Preise als in der Woche zuvor.

Sehen Sie die aktuellen Erzeugerpreise für Milch ab Hof im Marktbereich von agrarheute ein.

In Neuseeland steigen die Milchpreise kräftig

milchpreisindex.

Ähnlich positiv ist die Situation bei Milchpulver: So steigen auch hier die europäischen Großhandelspreise an. Die für Anfang März ausgewiesenen Magermilchpulverpreise liegen mit 238 Euro je 100 kg aber noch deutlich unter den Kontraktpreisen am Terminmarkt, die für April bei 2.575 Euro je Tonne notieren. Die süddeutsche Butterbörse berichtet: Eine Belebung der Nachfrage gibt es bei Magermilchpulver sowohl im Lebensmittelbereich als auch in Futterqualität.

Das Interesse kommt offenbar aus allen Bereichen der Welt, sagt die Börse. Allerdings gibt es ein begrenztes Angebot, da viele Werke schon Liefervereinbarungen abgeschlossen hatten, bevor der Nachfrageboom sich verstärkte. Das hat sich zuletzt auch an der globalen Handelsplattform Global Dairy Trade gezeigt, aber auch an der neuseeländischen Börse NZX. Die nächste Global Dairy Trade Auktion findet in der kommenden Woche statt und dürfte dem Milchmarkt sicher weitere Impulse geben.

Die Analysten der neuseeländischen Bank ANZ haben in der vorigen Woche ihre Schätzung für den neuseeländischen Milchpreis in der Saison 2020/21 ebenso kräftig angehoben wie die Milcheinkäufer der Großmolkerei Fonterra. Begründet wurde das mit der starken globalen Nachfrage und dem vergleichsweise begrenzten Angebot.

Weiter sagen die Analysten der ANZ: Die Milchproduktion in Europa und den USA beginnt zu steigen, aber sie wird ihren saisonalen Höhepunkt erst im Mai erreichen. Dann wird es noch einige Monate dauern, bis wir wirklich die Auswirkungen der gestiegenen Produktmengen sehen, die auf den Weltmärkten angeboten werden. Zu diesem Zeitpunkt ist die Produktion in der südlichen Hemisphäre jedoch deutlich zurückgegangen.

Das Fazit der ANZ-Experten ist: Aufgrund der aktuell sehr starken Nachfrage ist es unwahrscheinlich, dass der Anstieg der Produktion auf der Nordhalbkugel einen massiven Abwärtsdruck auf die Milchpreise ausübt.

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