Der Verband der britischen Milchbauern – die Royal Association of British Dairy Farmers (RABDF) – schlägt deshalb Alarm und befürchtet, dass die Existenz vieler Farmen in Gefahr ist. Die Hauptursache für die Absatzkrise auf den Milchbetrieben ist nach Einschätzung der RABDF die Schließung von Restaurants, Cafés und anderen Catering-Geschäften, die als Food-Service-Sektor bekannt sind.
Viele dieser Unternehmen wurden aufgrund staatlicher Maßnahmen zur Kontrolle von Covid19 dicht gemacht, was zu einer deutlichen Verringerung der Nachfrage nach Milch und Milchprodukten geführt hat.
Der RABFD schätzt, dass die entsorgte Milchmenge der Produktion von ungefähr 300 Milchvieh-Farmen entspricht. Eine signifikant höhere Anzahl von Milchbauern ist jedoch von dem reduzierten Milchpreis und den sich deutlich verschlechternden Zahlungsbedingungen betroffen.
Eine Millionen Liter Milch in den Gulli
Der Verband der britischen Milchbauern geht davon aus, dass Bestellungen aus dem Food-Service-Sektor um ca. 70 bis 80 Prozent eingebrochen sind. Dies entspricht einer täglichen Produktion von etwa einer Million Liter Milch, die nirgendwo mehr hingehen kann. Die RABDF hat der Regierung einen Plan vorgelegt, in dem sie aufgefordert wird, Milchbauern, die einen erheblich reduzierten Preis erhalten oder ihre Milch aufgrund der starken Food-Service-Ausrichtung ihrer Molkerei entsorgen müssen, direkt zu erstatten.
Die britische Regierung prüft derzeit die vorgelegten Vorschläge. Der britische Bauernverband – die National Farmers Union (NFU) – sagte, dass das Überleben vieler Milchviehbetriebe von dringenden staatlichen Maßnahmen abhängt, wobei mindestens 2.000 Milchbauern unter sehr starkem finanziellem Druck stehen – und "diese Zahl von Tag zu Tag wächst".
Ähnliche Entwicklungen sind nach Einschätzung der NFU auch im Ausland zu beobachten.
Absatz verloren – Milch wird nicht abgeholt
Da die meisten Restaurants im Land geschlossen sind, haben die Molkereien einen erheblichen Teil ihres Marktes verloren, so dass viele Milchbauern niemanden mehr haben, der ihre Milch abholt. Ein britischer Farmer sagte gegenüber einem Onlineportal: "Es ist schwer zu sehen, wie die Milch den Bach runter geht".
Das Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten (Defra) bestätigte derweil, dass es derzeit Gespräche mit der NFU-Präsidentin Minette Batters gibt, und sagt, das Ministerium arbeite daran, „die spezifischen Herausforderungen zu verstehen, denen sich der Milchsektor gegenübersieht“.
Der NFU hatte ein rasches Krisentreffen und sofortige Schritte zur Unterstützung des Milchsektors gefordert. Man möchte, dass der Agrarsektor Zugang zu einem ähnlichen Zuschusssystem erhält, das den Einzelhandels-, Gastgewerbe- und Freizeitunternehmen zur Verfügung steht.
Kurzfristige finanzielle Hilfen nötig
NFU-Chefin Batters sagt: „Seit Wochen melden wir der Regierung die Probleme im Milchsektor und arbeiten mit Defra zusammen, um Lösungen zu finden. Die britischen Farmer sagen, sie hätten keine andere Wahl, als ihre Milch wegzuschütten, da Restaurants, Cafés und große Verarbeiter keine Milch mehr kaufen. „Damit wird die Situation unhaltbar".
Batters sagte weiter: "Noch vor vier Wochen wurde all diese Milch verwendet. Wenn Unternehmen in dieser Phase aufgeben müssen, sind auch die Verbraucher künftig auf andere schwer erreichbare Verkaufsstellen angewiesen, die keinen Zugang zu derselben Milchversorgung haben."
Der Forderung der NFU nach staatlichen Hilfen kam, nachdem schon der Verband der britischen Milcherzeuger die Regierung aufgefordert hatte, ein kurzfristiges finanzielles Unterstützungsprogramm für die Milchbauern auf den Weg zu bringen.
Ein Defra-Sprecher sagte dazu: „Wir haben eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um unseren Lebensmittel- und Landwirtschaftssektor bei der Bewältigung der Coronakrise zu helfen. „Wir arbeiten auch sehr eng mit Vertretern von Landwirten und Verarbeiten zusammen, um die spezifischen Herausforderungen zu verstehen, denen sich der Milchsektor gegenübersieht", hieß es weiter. – Da kann man nur hoffen, dass die Hilfen für die britischen Milchbauern möglichst schnell und unbürokratisch kommen.
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