
In den nächsten Tagen wollen die Agrarminister der Bundesländer zusammen mit Bundesagrarministerin Julia Klöckner auf ihrer Frühjahrskonferenz (AMK) beschließen, dass Molkereien ihre Lieferbeziehungen mit Landwirten erneuern müssen. Dr. Jürgen Gros, Präsident des Genossenschaftsverbandes Bayern (GVB), lehnt aber eine solche Bevormundung ab. "Finger weg von staatlichen Eingriffen in die Lieferbeziehungen", schickte er eine Warnung an die Agrarminister, die heute ihre Konferenz in Landau/Pfalz beginnen.
„Die Abnahmegarantie in Kombination mit der Andienungspflicht bietet den Landwirten Planungssicherheit. Selbst bei schwierigen Marktbedingungen können Landwirte ihre Milch bei Molkereigenossenschaften absetzen“, sagte Gros. Diese Stabilität würde den zuletzt immer wieder diskutierten staatlichen Eingriffen in die Lieferbeziehungen zum Opfer fallen.
Gros bestätigte, dass der genossenschaftliche Sektor aktuell dabei sei, eine Position auf das Schreiben von Agrarministerin Julia Klöckner zu erarbeiten. Das schickte sie Mitte Februar an die Milchbranche. Darin mahnte sie an, eine schnellere Gangart beim Ausarbeiten der Sektorstrategie Milch einzulegen.
Bayerische Milchpreise nur leicht schwächer erwartet
Gros stellte klar, dass die bayerischen Molkereigenossenschaften 2018 den Milchpreis vor allem am Anfang des Jahres gestützt hätten. Zu dem Zeitpunkt gaben die Erlöse über viele Milchprodukte die gute Auszahlungsleistung nicht immer her. Im Schnitt zahlten die Molkereigenossenschaften für konventionelle Milch rund 36 Cent/kg, und für Biomilch etwa 49 Cent/kg an Landwirte aus.
Die Aussichten für 2019 haben sich laut Gros etwas eingetrübt. International sei die Nachfrage momentan gut, auf den nationalen Märkten indes drückt der Lebensmittelhandel die Preise, wie jüngst für Butter.
Dennoch schätzt der GVB-Präsident den bayerischen Milchpreis für konventionelle Ware in diesem Jahr mit etwa 35 Cent/kg nur 1 Cent niedriger als 2018 ein. Für Biomilch dürfte er die 49 Cent/kg nur knapp unterschreiten.
Weniger Umsatz mit der Milch
Die Geschäfte der bayerischen Molkereigenossenschaften blieben anders als in den Vorjahren von extremen Ausschlägen beim Milchpreis verschont. Stabilisierend wirkten die hohe Nachfrage am Weltmarkt und die hohen Preise für die Fettverwertung, zum Beispiel für Butter.
Dass der Anteil der im Milchsektor tätigen Genossenschaften am gesamten Mengenaufkommen rückläufig war, ist auf strukturelle Änderungen des Geschäftsmodells der Milchliefergenossenschaften zurückzuführen. "Sie treten zunehmend als Vermittler auf und weisen Umsätze damit nicht mehr in den eigenen Büchern aus", sagte Dr. Jürgen Gros. 2018 gab es mit 146 Milchgenossenschaften sechs Unternehmen weniger.
Bayerns Milchgenossenschaften erzielten 2018 mit 3,1 Mrd. Euro 5,1 Prozent weniger Umsatz. Das Ergebnis ging nach einem Ausnahmejahr 2017 gar um 18 Prozent auf 27,4 Mio. Euro zurück. "Damit liegen die Ergebnisse aber auf dem fünfjährigen Mittel", versicherte Gros.
Genossenschaften verdienten acht Prozent mehr
Insgesamt lief das Geschäft aller genossenschaftlichen Waren- und Dienstleistungsunternehmen in Bayern besser. Die 1.053 Unternehmen steigerten den Gesamtumsatz im Jahr 2018 um 1,5 Prozent auf 12,7 Mrd. Euro, so der Genossenschaftsverband Bayern (GVB). Das Ergebnis vor Steuern verbesserten sie um acht Prozent auf 259,5 Mio. Euro. Die Genossenschaftszahl ging aber insgesamt um 14 Unternehmen zurück.
„Bayerns Genossenschaften haben 2018 erfolgreich gewirtschaftet. Sie sind erneut gewachsen und haben mehr verdient“, fasste GVB-Präsident Jürgen Gros zusammen. Die Waren- und Dienstleistungsunternehmen beschäftigen mehr als 20.000 Mitarbeiter und sind in 35 Branchen aktiv.