Milchbauern warten vergeblich auf höhere Milchpreise


Die Milchpreise sind in den letzten Monaten auf niedrigem Niveau vor sich hingedümpelt.

Gleichzeitig hat sich finanzielle Verwertung der Milch – ausgedrückt im Rohstoffwert – immer weiter verbessert. Der vom ife-Institut in Kiel errechnete Rohstoffwert der Milch ist fünf Monate hintereinander gestiegen – auf zuletzt 37,50 Cent je kg Rohmilch. Das ist ein Anstieg von 6,20 Cent seit Januar.
Davon können viele Milchbauern nur träumen, obwohl die gute finanzielle Verwertung der Milch das hergegeben hätte. Zeitweise waren die Börsenmilchwerte – das sind die aus den Terminmarktpreisen von Butter und Magermilch errechneten Milchpreise – bis auf knapp 40 Cent gestiegen.
Die Auszahlungspreise der deutschen Molkereien für Rohmilch mit 4 Prozent Fett lagen nach den Daten der BLE im Mai jedoch nur bei 34,8 Cent – das sind gerade einmal 2 Cent mehr als im Januar. Und auch danach ging es allenfalls in Trippelschritten nach oben.
Nun scheint der Markt sogar wieder nach unten zu drehen. Die finanzielle Verwertung der Milch verschlechtert sich nämlich – das übliche Sommerloch sozusagen. Für die Molkereien könnte diese Entwicklung aber durchaus ein Argument sein, die Milchpreise erst einmal nicht anzuheben – obwohl man die letzten Monate ganz offensichtlich mehr verdient als ausgezahlt hat.
Fakt ist jedenfalls: Der Börsenwert der Milch hat sich im Juli weit von jenen 40 Cent je kg entfernt, die noch vor einigen Wochen angezeigt wurden. Der Grund: Sowohl die Preise für Butter als auch für Milchpulver sind zurückgegangen. Das gilt nicht nur für den Terminmarkt EEX, sondern auch für die europäischen Spotmärkte und auch für den Export.
Aktuell wird für den Monat Juli nur noch ein Börsenmilchwert von 36,2 Cent errechnet – das sind 1,3 Cent weniger als der ife-Rohstoffwert noch für Juni ausgwiesen hatte. Für die folgenden Monate rutschen die Börsenmilchwerte sogar unter die 36-Cent-Marke (siehe Grafik). Und das alles bei explodierenden Produktionskosten.
Spotmilchpreise und auch Exportpreise im Minus

Von der Rohstoffseite wird der Milchpreis eigentlich gestützt, denn die Milchanlieferung lag Anfang Juli rund 1 Prozent unter dem Vorjahr. Da drückt offenbar kein Überangebot auf die Preise. Von Januar bis April haben die deutschen Milchbauern sogar 2,2 Prozent weniger Milch vermarktet. Bei den niederländischen Kollegen lag das Minus bei 2,0 Prozent.
Die Preise für die zwischen den Molkereien gehandelte Spotmilch sind Anfang Juli jedoch um etwa 1 Cent zurückgegangen. Damit wurde Spotmilch im Norden mit 35,5 Cent gehandelt und im Süden mit 37,0 Cent je kg Rohmilch. Aus den Niederlanden wurden allerdings noch deutliche höhere Spotmilchpreise von 39,50 Cent gemeldet.
Fakt ist jedoch auch: Die Preise für die meisten Milchprodukte haben im europäischen Großhandel im Juli nachgegeben – wenn auch nur relativ moderat. Das gilt für Butter und Milchpulver ebenso wie für Käse. Offenbar ist die sehr starke Preiserholung der letzten Wochen zunächst einmal beendet.
Und es gibt noch ein Problem: Vom Export kommen im Moment keine guten Preissignale. So sind die Exportpreise für Milchprodukte an der globalen Milchbörse Global Dairy Trade auf den letzten fünf Auktionen gefallen – um insgesamt 10 Prozent bis zum 06. Juli. Kein wichtiges Produkt war von dieser Korrektur ausgenommen. Händler begründen den Preisrückgang unter anderem mit der derzeitigen Kaufzurückhaltung Chinas, vor allem bei Milchpulver. Möglicherweise spielen auch Befürchtungen über die Folgen der neuen Corona-Variante eine Rolle.
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