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Anbindehaltung

Milchpreis: Anbindehalter geraten unter Druck

am Mittwoch, 28.11.2018 - 09:26 (Jetzt kommentieren)

Die Vermarktung der Milch aus Anbindeställen gerät immer mehr unter Druck. BBV-Milchpräsident Günther Felßner fordert Solidarität der Milchbauern und Erzeugergemeinschaften.

Günther Felßner bei einem Vortrag

Die Diskussionen um Preisnachteile für Milch aus Anbindeställen beschäftigt die Milchbauern sehr. Das zeigten die intensiven Gespräche in der vergangenen Woche auf der BBV-Woche der Erzeuger und Vermarkter in Herrsching.

Wie agrarheute berichtete, planen erste Molkereien, unter anderem Zott, für Milch aus der Anbindehaltung weniger zu zahlen als für Milch aus Laufställen.

Günter Felßner, Milchpräsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), beklagt in der Diskussion die Diskriminierung der Anbindehalter durch die Marktpartner. „Ich fordere die Solidarität und Einigkeit aller Milcherzeuger. Wir dürfen die Landwirte mit Anbindehaltung nicht zurücklassen“, so Felßner.

In Bayern halten noch rund 50 Prozent der Landwirte ihre Kühe in Anbindeställen. „Da viele noch Kleinflächen bewirtschaften, sorgen sie für den Erhalt der Kulturlandschaft“, stellt der Milchpräsident fest. Für ihn ist aber auch klar, dass sich die Anbindehalter weiterentwickeln müssen. Investitionen in Laufhöfe, Weide oder Laufställe seien künftig nötig. Eine Frist für den Ausstieg aus der Anbindehaltung lehnt Felßner rigoros ab.

Seiner Auffassung nach erwarten die Milchviehhalter mit Anbindeställen eine entsprechende Unterstützung in der Bayern MeG, wenn es um den Verkauf der Milch geht.

Mehr Milchgeld für Tierwohlställe gefordert

Laut Herbert Maier, 1. Vorsitzender der Bayern MeG, machen allerdings auch Halter von Kühen in Laufställen Druck, für zusätzliches Tierwohl und Weidemilch ein höheres Milchgeld zu bekommen.

Die Bayern MeG bemühe sich, allen Anforderungen gerecht zu werden, ergänzte Geschäftsführer Markus Seemüller. Doch in einem Markt mit Milchüberschüssen, wie es derzeit der Fall sei, habe man es schwer. „Dennoch gelingt es uns, Sonderkündigungsrechte für alle Milcherzeuger bei Neuverhandlungen der Lieferverträge einzubauen“, versicherte Seemüller. Sollte sich die Marktlage bessern, könnten Milcherzeuger diese nutzen.

Grüne erneuern Forderung nach Verbot der Anbindehaltung

Bei ihren Plänen, die Anbindehalter zu benachteiligen, bekommt die Molkereibranche Unterstützung aus der Politik. So hat die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen am 7. November 2018 in ihrem Antrag „Tierschutz unverzüglich umsetzen“ im Bundestag (19/5564) unter anderem gefordert, die ganzjährige Anbindehaltung von Rindern zu verbieten.    

Ein betroffener Milcherzeuger zeigte in Herrsching die Folgen der Diskriminierung der Anbindehalter in der Gesellschaft auf: „Ich fühle mich als Landwirt zweiter Klasse, obwohl ich in meinem Betrieb nahezu ökologisch arbeite. Wenn meine Milch getrennt für weniger Geld abgeholt wird, dann höre ich sofort auf“.

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