Was ist los bei der Berliner Milcheinfuhr-Gesellschaft mbH (B.M.G.)? Diese Frage stellen sich momentan viele Milchbauern und Erzeugergemeinschaften, deren Milch die B.M.G. vermarktet.
Für Januar hat die B.M.G. den Auszahlungspreis drastisch reduziert. Viele Bauern bekamen nur noch 23,5 Cent/kg Grundpreis ausbezahlt, im süddeutschen Raum wohl noch etwas mehr. „Gegenüber Dezember war das ein Minus von 11,5 Cent/kg“, beklagt sich ein betroffener Landwirt.
Noch schlimmer: Die B.M.G. hat viele Bauern und Erzeugergemeinschaften von dem Schritt zu einer solch niedrigen Abschlagszahlung nicht informiert. Die Geschäftsführung sei auch in den Tagen nach der Auszahlung Mitte Februar nicht erreichbar gewesen. Allerdings sei sie wohl für Molkereien unter einer anderen Mobilnummer kommunikationsbereit gewesen.
Der derzeitige Milchpreis der B.M.G. liegt über 10 Cent/kg unter dem Markt. Das sind für die betroffenen Landwirte erhebliche Liquiditätsverluste.
Buchholz neuer B.M.G.-Chef
Kurzfristig hat der Berliner Milchhändler reagiert und nach einer Krisensitzung von Aufsichtsrat und Gesellschafter den bisherigen Geschäftsführer Peter Gerber mit sofortiger Wirkung freigestellt und den Aufsichtsratsvorsitzenden Erhard Buchholz als neuen Geschäftsführer neben dem bisherigen Geschäftsführer Jürgen Bäker berufen.
Buchholz genießt in der Milchbranche ein hohes Ansehen. Ihm trauen viele die Rettung der B.M.G. zu. So soll er gegenüber Erzeugergemeinschaften und Landwirten angekündigt haben, dass das Milchgeld für Februar gesichert sei und der Milchpreis wieder leicht steigen soll. Spätestens bis Ende der nächsten Woche werden die betroffenen Bauern auf ihren Abrechnungen sehen, ob die B.M.G. ihr Versprechen einlösen kann.
8 Mio. Euro Verlust im vergangenen Jahr?
Allerdings ist es kein Wunder, wenn bei einer solch schlechten Kommunikation in der Branche Gerüchte über eine mögliche Insolvenz der Berliner Milcheinfuhr-Gesellschaft mbH kursieren. Bestätigt ist dies aber keineswegs! Der Berliner Milchhändler hat auf unsere Anfrage dazu keine Stellung genommen.
So berichten Molkereien, die auch an die B.M.G Milch verkaufen, dass die Gesellschaft bisher allen Vertragspflichten pünktlich nachgekommen sei. Aber zumindest eine kurzfristige wirtschaftliche Schieflage des Milchhändlers ist angesichts der niedrigen Auszahlungsleistung nicht von der Hand zu weisen, meinen Marktbeteiligte. Viele vermuten, dass der Händler die Milch zu teuer eingekauft habe und im fallenden Milchmarkt offenbar nicht entsprechend vermarkten konnte. Teilweise seien für 2018 Festpreisverträge für 38 Cent/kg abgeschlossen worden, heißt es.
Spannend sei nun, ob die Rücklagen der B.M.G. ausreichen, um die Schieflage zu überbrücken. Wie am Markt kolportiert wird, soll der Milchhändler rund 8 Mio. Euro Verlust eingefahren haben. Laut Bilanz 2016 verfügte die GmbH aber nur über rund 4 Mio. Euro Rücklagen. Zudem hat die B.M.G noch bei einigen Milcherzeugergemeinschaften Nachzahlungen in Millionenhöhe aus 2016 und 2017 ausstehen, wie agrarheute-Recherchen ergaben.
Bedenklich stimmt allerdings, dass Landwirte als B.M.G.-Gesellschafter schon einen anderen Abnehmer für ihre Milch gesucht haben.
Vorsicht bei sofortigem Abnehmerwechsel
Viele Milcherzeuger wollen so schnell wie möglich von der B.M.G. weg. Doch einfach fristlos kündigen und die Milch einem anderen Abnehmer liefern, ist vertraglich in vielen Fällen nicht möglich. Landwirte müssen zunächst die B.M.G abmahnen und die fällige Leistung innerhalb einer bestimmten Frist einfordern. Erst wenn die B.M.G diese Frist verstreichen lässt, ohne die Leistung zu erfüllen, können Milcherzeuger fristlos kündigen und einen neuen Abnehmer suchen.
Anders ist der Sachverhalt, wenn die B.M.G. von sich aus auf die weitere Milchlieferung verzichtet und die Landwirte eine Freigabe zum Wechsel erteilt. Das sollten Sie sich schriftlich geben lassen.
Wie zu hören ist, versuchen viele Milcherzeugergemeinschaften gemeinsam mit der B.M.G. eine Lösung zu finden. Einige haben schon Freigaben für einen Wechsel bekommen, sich einen anderen Abnehmer zu suchen. Offenbar will Buchholz als neuer Geschäftsführer die B.M.G gesundschrumpfen.
2016 hat die B.M.G. noch rund 1,1 Mrd. kg Milch ab Hof erfasst. Derzeit sollen es weniger als 1 Mrd. kg sein. Der Trend zeigt weiter steil nach unten.
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