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Milchmarkt und Milchpreise

Milchpreise: Börsenmilch steigt auf fast 70 Cent – die neue Normalität

Milch und ein Euro-Schein
am Dienstag, 29.03.2022 - 15:12 (3 Kommentare)

Das ist richtig unheimlich: Auf knapp 70 Cent je kg steigt der Börsenmilchwert Ende März. Das ist fast doppelt so viel wie vor einem Jahr und der höchste jemals erreichte Stand. Ursache sind Butterpreise von 7.200 Euro je Tonne und Magermilchpulverpreise von 4.200 Euro je Tonne. Und das ist möglicherweise noch nicht das Ende der Preisexplosion bei Milch und anderen Agrarrohstoffen.

Rohstoffwert Milch

Am 25. März stieg der vom Ife-Institut in Kiel aus den Börsenpreisen von Butter und Magermilchpulver errechnete tagesaktuelle Börsenmilchwert auf 67,8 Cent für den Monat April und auf 67,9 je kg für den Monat Mai. Das sind fast doppelt so hohe Preise wie vor einem Jahr. So hohe Milchpreise hat es weder am Terminmarkt noch am physischen Markt jemals zuvor gegeben. Ursache ist der außergewöhnliche Preisanstieg und die offenbar zunehmend angespannte Versorgungslage bei Milchprodukten.

Die Süddeutsche Butter- und Käse-Börse sagt in ihrem aktuellen Marktbericht: „ An Normalität ist im Moment kaum zu denken. Eine scheinbar unendliche Verfügbarkeit von Waren und Produkten zeigt nun doch immer wieder Engpässe auf.“ Und offenbar gilt das auch für den Milchmarkt und seine Produkte. Nicht zuletzt für das Ausgangsprodukt, die Milch. Und es gibt noch einen Grund für die steigenden Preise: „Wegen der sehr hohen Kosten für Futtermittel und Dünger wird wohl die Milchanlieferung an die Molkereien zumindest mittel- bis langfristig weiter auf einem geringeren Niveau bleiben und die Preise weiter steigen lassen“, erwarten die Marktbeobachter der Butterbörse.

Die hohen Preise erreichen in immer stärkeren Umfang auch die Endverbraucher, die für (die knappen) Milchprodukte immer tiefer in die Tasche greifen müssen. In Deutschland, in Europa und in anderen Ländern der Welt. Hinzu kommt die gewaltige Kostenexplosion für Energie, Transport und sonstige Rohstoffe, die auch die Kosten für die Produktion von Milch und von Milchprodukten dramatisch verteuern. Das alles zeigen die Börsenmilchpreise an. Die Anlieferungsmenge liegt in Deutschland derzeit etwa 1,9 Prozent unter dem Vorjahr. Damit hat ich der Abstand zum Vorjahr zuletzt weiter vergrößert.

Preise für Milchprodukte machen im April weiteren Sprung

Buttterpreise.

Der ebenfalls von Ife-Institut aus den Marktpreise von Butter und Magermilchpulver errechnete Rohstoffwert der Milch lag im Februar auf dem neuen Rekordwert von 56,3 Cent. Doch wenn man auf die Preise für Butter und Milchpulver an den Terminmärkten schaut und den davon abgeleiteten Börsenmilchwert, dann geht es bereits für März und erst recht im April weiter steil nach oben. So dürfte im März ein Rohstoffwert rauskommen, der über 60 Cent liegen könnte, wie der Börsenmilchwert anzeigt.

Und für April wird dann die 70 Cent-Marke nur noch knapp verfehlt. Fakt ist jedenfalls: Auch am Kassamarkt sind die Preise für Butter und Milchpulver steil nach oben geklettert. Die EU-Kommission meldete für alle wichtigen Milchprodukte am europäischen Spotmarkt neue Höchstpreise. Am 20. März kostet Butter im europäischen Großhandel 631 Euro je 100 kg. Ein Aufschlag von 130 Euro gegenüber Januar und ein Plus von 293 Euro zum Vorjahr.

Der Aprilkontrakt am Terminmarkt wird allerdings schon zu 7.200 Euro je Tonne gehandelt – und damit nochmals deutlich höher. Aus Deutschland wurden am 20. März Spotmarktpreise für Butter von 677 Euro je 100 kg gemeldet und in den Niederlanden und Frankreich mussten 675 und 665 Euro je 100 kg gezahlt werden.

Milchpulver fast ausverkauft – Käselager leer

Milchpulverpreise.

Ähnlich ist die Situation bei Milchpulver. Hier meldet die Kommission für den 20. März Spotmarktpreise von 392 Euro je 100 kg. Das ist seit Jahresbeginn ein Anstieg von 72 Euro und ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 147 Euro. Der Aprilkontrakt am Terminmarkt wird zu 4.200 Euro je Tonne gehandelt.

In Deutschland waren die Milchpulverpreise im März höher als im europäischen Mittel: Sie lagen bei 413 Euro je Tonne und in den Niederlanden und in Frankreich bei 411 und 404 Euro je 100 kg. Vollmilchpulver kostete am 20. März im europäischen Mittel 481 Euro je Tonne und Molke 136 Euro je Tonne. „Vollmilchpulver ist aktuell kaum verfügbar. Die Preise steigen unaufhörlich“, sagt die süddeutsche Butterbörse.

Die für die finanzielle Verwertung der Milch besonders wichtigen Käsepreise waren im März auf ihrem Rekordniveau stabil. In Deutschland fließen mehr als 40 Prozent der Milch in dieses extrem wichtige Marktsegment: Die Kommission meldet für den 20. März Spotmarktpreise für Edamer von 429 Euro je 100 kg. Das sind knapp 40 Euro mehr als zum Jahresbeginn und 110 Euro mehr als im vorigen Jahr.

Die Bestände in den Reifelägern sind sehr gering. Zusätzliche Anfragen können nicht bedient werden. Es kommt bei den Lieferungen öfters zu Verzögerungen und Streichungen, berichtet die Butterbörse.

Erzeugerpreise für Milch und Jahersmilchpreisvergleich

Milchpreise.

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