
Die Milchpreise auf der globalen Handelsplattform Global Dairy Trade fielen diese Woche deutlich und verbuchten den siebten Rückgang der letzten acht Auktionen. Der Global-Dairy-Trade-Preisindex rutschte bei der letzten Auktion am 04. Juli um 4,1 % ab. Die Exportpreise für Milchprodukte waren einige Wochen zuvor auf ein Rekordniveau gestiegen, angetrieben durch ein knappes Angebot und eine starke Nachfrage. Der Index kletterte im April auf den höchsten Stand seit neun Jahren.
Nun sieht sich der Markt jedoch mit einigem Gegenwind konfrontiert: Dazu gehören die andauernden Lockdowns des größten Importeurs China und der Russland-Ukraine-Konflikt, die den Handel und die Nachfrage massiv belasten. „Die Nachfrage nach Milchprodukten scheint derzeit nachzulassen“, sagt NZX-Senior-Analystin Amy Castleton gegenüber dem neuseeländischen Informationsdienst staff. „Käufer waren bei der Auktion zwar ausreichend anwesend, aber sie waren (diesmal) nicht bereit, so viel Geld für die Produkte zu zahlen.“
Castleton sagte weiter, dass der Juli normalerweise eine ruhige Zeit am Milchmarkt sei, wobei die nördliche Hemisphäre in den Sommerferien ist und die südliche Hemisphäre im tiefen Winter sei. Weiter stellte sie fest, dass praktisch das gesamte angebotene Volumen auf der Auktion am Ende auch verkauft wurde, aber erst, nachdem die Preise gefallen waren.
Hohe Inflation und steigende Zentralbankzinsen hätten erhebliche Auswirkungen auf die meisten Volkswirtschaften und seien nicht förderlich für die Nachfrage nach einem Produkt, das mancherorts als Luxus angesehen werde, sagte die Analystin.
Knappe Milchversorgung hält Milchpreise oben
Die globalen Milchpreise bestimmen den Preis, den Fonterra und europäische Molkereien den Landwirten für die Milch zahlen. Castleton sagte indessen, dass das niedrige weltweite Milchangebot die Rohstoffpreise weiterhin stützen werde. „Ich sehe noch keine Hinweise dafür, dass die Nachfrage zusammenbricht, während es viele Beweise dafür gibt, dass die weltweite Milchversorgung im Rest des Jahres wahrscheinlich nicht viel wachsen wird.“
Nathaniel Keall – Ökonom und Analyst der ASB-Bank sagte: "Unser Blick ist auf die Nachfrage gerichtet, und an dieser Front ist vieles noch nicht klar.“ Keal sagt weiter: „Vergessen Sie nicht, dass die Preise insgesamt immer noch sehr, sehr hoch sind, und selbst wenn es ein kleines Abwärtsrisiko für unsere Prognose gibt, dann dürfte 2022/23 trotzdem die stärkste Saison seit Beginn der Aufzeichnungen werden.“
Der Bank-Analyst ist aber auch skeptisch, dass die Milchpreise in einem Umfeld sehr weit fallen können, indem die die weltweite Milchversorgung extrem knapp ist. Wie wir in unserem letzten Bericht festgestellt haben, bleibt die europäische Milchproduktion sehr schwach, sagt er. Obwohl sich das globale Wachstum verlangsamt und der Konsum wegen der hohen Inflation gebremst wird, sieht Keal die weltweite Milchnachfrage unelastisch genug, um die Preise gut zu stützen. Das ist nach Einschätzung des Marktbeobachters besonders in China der Fall, wo eine stabile Lebensmittelversorgung für die politischen Entscheidungsträger eine enorm hohe Priorität hat.
Europas Milchbauern leiden unter Kosten und Auflagen
Die Milchproduktion in der EU bleibt trotz der hohen Preise hinter dem Vorjahr zurück. Im April war die Produktion der drei der größten EU-Produzenten, Deutschland, Frankreich und die Niederlande (sowie in Großbritannien) zwischen 1 und 2½ kleiner als im Jahr zuvor.
Größere Produktionsmengen aus Polen konnte diese starken Rückgänge nur teilweise kompensieren, so dass die europäische Produktion insgesamt um 0,5 % niedriger ist als im vorigen Jahr. Und dieses Szenario wird sich nicht so schnell ändern – Hohe Inputkosten und steil ansteigende Energiepreise erweisen sich für die europäischen Milchbauern als große Herausforderung.
Dazu kommen die Nachhaltigkeitsziele der EU. Zuletzt haben die niederländische Stickstoff-Beschränkungen unter den dortigen Milchbauern für heftige Tumulte gesorgt. Auch wenn das globale Wachstum ins Stocken gerät, gibt es eine
Grenze, unter die die Milchpreise nicht fallen können, wenn die Versorgung so schlecht ist, sagt Nathaniel Keall, in seinem Marktüberblick. Dabei sieht er die neuseeländischen Produzenten jedoch weniger anfällig für staatliche Input-Beschränkungen als ihre EU-Kollegen, so dass sie, vorausgesetzt das Wetter spielt mit, die Produktion ausdehnen könnten und damit die Exporteinnahmen stützen.
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