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Milchpreise: Exportpreise stürzen ab – Absatz nach China gestört

Milchkühe in Neuseeland.
am Donnerstag, 05.05.2022 - 11:57 (Jetzt kommentieren)

Die Preise für Milchprodukte brachen bei der letzten globalen Auktion so stark ein, wie seit sieben Jahren nicht mehr. Viele Käufer sind offenbar von den Rekordpreisen zurückgeschreckt, sagen neuseeländische Analysten. Hauptgrund für die Preiseinbruch sind nach Ansicht der meisten Beobachter die Absatzprobleme nach China, aufgrund der massiven Lockdowns in Shanghai und anderen großen Häfen und den Folgen für Nachfrage und Lieferketten.

Milchpreise.

Der Global Dairy Trade Preisindex fiel bei der Auktion am Dienstag um 8,5 %. Das ist der stärkste Rückgang seit dem 4. August 2015, als der Index 9,3 % verlor. Der Rückgang kommt nach einem steilen Anstieg der Milchpreise in diesem Jahr, was den Index auf neue Rekordniveaus getrieben hatte, da das knappe Angebot die Nachfrage nicht decken konnte. Bereits in den Auktionen davor fielen die Preise infolge der Absatzprobleme nach China aufgrund der Covid-19-Lockdowns in vielen Städten und Häfen.

Neuseeländische Analysten sagen, dass das Auktions-Ergebnis darauf hindeutet, dass sich die Käufer angesichts der hohen Preise und der Schwierigkeiten im Chinageschäft stärker zurückhalten. „Das Ergebnis wird für viele ein kleiner Schock sein – obwohl ein weiterer Rückgang erwartet wurde, hat das Ausmaß die Erwartungen deutlich übertroffen“, sagte NZX-Senior-Analystin Amy Castleton gegenüber der neuseeländischen Nachrichtenagentur staff.

Der Analyst Nathaniel Keall von der neuseeländischen ASB-Bank sagt jedoch: „Es ist wichtig, diesen Preisrückgang im Kontext zu sehen“. Und er kritisiert die "sehr bärischen Kommentare“ einiger Analysten. Keall sagt, die Preise für Milchpulver liegen derzeit etwa wieder auf dem Stand von Mitte Januar. Und: Für alle gehandelten Hauptprodukte liegen die Auktionspreise weiterhin rund 30 bis 70 % über den langfristigen Durchschnittspreisen.

China kauf deutlich weniger – Preisprognosen bleiben hoch

Doch auch Keal verweist auf die Faktoren, die die Preise derzeit nach unten treiben. Vor allem Chinas massive Probleme mit dem Omicron-Ausbruch, haben den Handel am Milchmarkt gestört und die chinesische Nachfrage nach importierten Produkten gedämpft.

Alles in allem sehen die Fundamentaldaten des Milchmarktes nach Keals Einschätzung jedoch immer noch recht günstig für die Preise aus. Die Produktion in Neuseeland ist seit Jahresbeginn um 5 % zurückgegangen, während die globale Produktion wahrscheinlich unverändert begrenzt bleibt. Außerdem erwarten Analysten, dass die Nachfrage in China trotz des Lockdowns mittelfristig relativ robust bleiben wird.

Interessant ist auch, dass die Kontraktpreise am neuseeländischen Terminmarkt  für die kommenden Termine nach oben zeigen, was darauf hindeutet, dass die Käufer zwar kurzfristig gut versorgt sind, die derzeitige „Milchpulver-Schwemme“ jedoch voraussichtlich mit der Absatzbelebung in China nachlassen wird. Keal sagt außerdem: Die Milchpreise werden zwar nicht für immer so hoch bleiben, aber im Moment sind wir zuversichtlich, dass die Milchpreise für Landwirte noch eine Weile relativ hoch bleiben werden - für diese Saison und für die nächste.

Die ASB-Bank behält deshalb die rekordhohen Milchpreis-Prognosen für die laufende und auch für die kommende Saison bei. Keal weist aber außerdem darauf hin: „Die Produktionsentwicklung in der nördlichen Hemisphäre wird in den kommenden Monaten der große Dreh- und Angelpunkt für die weitere Preisentwicklung sein.

Exportpreise noch 30 bis 70 % höher als im langfristigen Mittel

Zwar sind die Preise deutlich gefallen. Doch für  alle gehandelten Hauptprodukte liegen die Auktionspreise noch immer 30-70 % über den langfristigen Preisen. Im Einzelnen ist folgendes passiert: Der Durchschnittspreis für Vollmilchpulver, das mehr als die Hälfte des Auktionsvolumens ausmachte, fiel am Dienstag um 6,5 % auf ein Viermonatstief von 3916 US-Dollar pro Tonne, der stärkste Rückgang seit März letzten Jahres.

Magermilchpulver fiel ebenfalls um 6,5 % auf 4.130 USD/t, wasserfreies Milchfett gab um 12,1 % auf 6.008 USD/t nach, Butter verlor 12,5 % auf 5.807 USD/t, für Cheddar-Käse ging es um 8,6 % auf 5.652 USD/t  nach unten und Buttermilchpulver fiel erstmals seit November um 6,1 % auf 4203 USD/t.

Die Entwicklung er globalen Milchpreise  bzw. der Exportpreise sind wichtig für die Bestimmung des Milchpreises, den Molkereiunternehmen den Landwirten zahlen. Miles Hurrell, der Chef des größten Molkereiunternehmen Neuseelands, Fonterra, sagte im März, dass das Unternehmen mit seiner Milchpreisprognose für diese Saison „zu diesem Zeitpunkt sehr zufrieden“ sei.

Im Februar hatte Fonterra seine prognostizierte Milchzahlung an die Landwirte für diese Saison zum vierten Mal auf 9,30 bis 9,90 NZ-Dollar pro Kilogramm Milchfeststoffe erhöht. Der Mittelwert von 9,60 NZD pro kg MS, den die Landwirte ausbezahlt bekommen, das ist der höchste Wert seit der Gründung von Fonterra im Jahr 2001.

Erzeugerpreise für Milch auf agrarheute

Sie finden auf agrarheute unter: https://markt.agrarheute.com/milch: Aktueller Milchpreis - Preis für konventionelle Kuhmilch: Auszahlungspreis der Molkereien für Kuhmilch. Regionaler Milchpreis für Bundesländer.

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