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Milchmarkt und Milchpreise

Milchpreise fallen – Zeichen stehen auf Sturm

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am Mittwoch, 08.02.2023 - 09:49 (Jetzt kommentieren)

Noch sind die Milchpreise hoch. Doch die Zeichen stehen auf Sturm. Im Januar senken eine Reihe von Molkereien ihre Auszahlungspreise deutlich. Hintergrund sind die fallenden Preise für Milchprodukte und die Zunahme der Milchmenge.

Rohstoffwert der Milch.

Alle wichtigen Marktindikatoren haben sich zuletzt deutlich verschlechtert. Das kommt aufgrund der Marktstruktur und längerfristig laufender Verträge nur langsam bei den Milchbauern an – doch die Richtung der Preise ist eindeutig: Steil nach unten.

Im Großhandel und im Export ist der Preisrutsch bei den wichtigsten Milchprodukten schon eine ganze Weile zu beobachten – zuletzt haben auch die großen Einzelhändler ihre Preise für Butter und andere Milchprodukte gesenkt. Im Januar zeigt sich diese Entwicklung erstmals auch bei den Auszahlungspreisen der Molkereien – auch wenn diese im langfristigen Vergleich noch immer sehr hoch sind und der Preisrückgang aus den genannten Gründen erheblich langsamer erfolgt als an den Spotmärkten.

So senken beispielsweise die Molkereien in Nordwestdeutschland – die bisher die höchsten Auszahlungspreise von teilweise deutlich über 60 Cent je kg hatten – ihre Auszahlungspreise im Januar nach einem vorläufigen Überblick zwischen 2 und 8 Cent je kg. (Im Süden halten sich die Preise hingegen noch deutlich besser).

Trotz dieses deutlichen Preisrückgangs liegen die Auszahlungspreise der norddeutschen Molkereien im Januar mit 52 bis 57 Cent noch immer weit über der finanziellen Verwertung des Rohstoffes Milch – oder anders gesagt: die Milchpreise sind trotz des Rückgangs noch immer erheblich höher als die Rohstoffverwertung aktuell rein rechnerisch aus den Produktenpreisen ergibt.

Rohstoffwert fällt auf 44,8 Cent und Börsenwert bei 37 Cent

Milchpreise.

Der aus den Marktpreisen von Butter und Magermilchpulver vom ife-Institut errechnete Rohstoffwert der Milch fällt für den Monat Januar weiter steil nach unten. Bereits im Dezember hatte der Rohstoffwert erstmals seit Oktober 2021 wieder die 50-Cent-Marke nach unten durchbrochen und fiel auf 47,9 Cent je kg. Dieser Preissturz war jedoch noch keine Bodenbildung. Im Januar fiel der Rohstoffwert mit den Produktpreisen weiter. Der Rückgang gegenüber dem Dezember beträgt weitere 3,1 Cent - auf nur noch 44,8 Cent je kg.

Ursache für den fallenden Rohstoffwert ist der weitere Rückgang der Großhandelspreise für Magermilchpulver und Butter. Damit folgt der Rohstoffwert wie schon erwartet den weiter fallenden Börsenmilchwerten, die für Februar nur noch bei knapp 37 Cent je kg liegen und für den März bei 37,7 Cent je kg notieren. Im Unterschied zum Rohstoffwert bildet der Börsenmilchwert jedoch nicht die Preise im wirklichen physischen Handel ab, sondern die Preise, zu denen Butter und Magermilchpulver am Terminmarkt für die nächsten Monate gehandelt wird. Auch das ist jedoch ein Teil der Wirklichkeit und ein Frühindikator für die weitere Preisentwicklung – obgleich sich Markteinschätzung und Preise am Terminmarkt auch wieder ändern können.

Bestätigt wird der Preisdruck am Milchmarkt noch durch zwei andere Marktindikatoren: nämlich durch die Spotmilchpreise für die zwischen den Molkereien gehandelte Milch und außerdem durch angelieferte Milchmenge. In der ersten Februarwoche 2023 lagen die Preise für die zwischen den Molkereien gehandelte Spotmilch im Norden und im Nordwesten Deutschlands nur noch bei 34,50 Cent und damit noch unter den Börsenmilchwerten. Im Süden war die Spotmilch noch etwas teurer und kostete im Zwischenhandel der Molkereien zuletzt 37 Cent je kg. Beide Preise liegen jedoch weit unter dem Rohstoffwert vom Dezember und Januar.

Zwar werden die Auszahlungspreise der Landwirte weder den Spotmilchpreisen noch dem Rohstoffwert der Milch im gleichen Tempo folgen – die Richtung ist jedoch eindeutig.

Dafür spricht auch die angelieferte Milchmenge, die nach den Daten der Milchindustrie vor dem Jahreswechsel rund 3,6 % über dem Vorjahr lag und im neuen Jahr die Vorjahresmenge um 3,3 % übertraf. Das heißt: Das Angebot wächst bei schrumpfendem Absatz und drückt zusätzlich auf die Milchpreise.

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