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Milchmarkt und Milchpreise

Milchpreise im freien Fall – Neue Milchkrise mit Ansage

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am Mittwoch, 03.05.2023 - 10:11 (Jetzt kommentieren)

Die Milchpreise fallen weiter. Der Rohstoffwert rutscht auf 36,3 Cent. Spotmilch kostet 25 Cent. Die Auszahlungspreise der Molkereien bewegen sich Richtung 40 Cent. Bereits im März zahlten drei norddeutsche Molkereien weniger als 40 Cent.

Rohstoffwert Milch.

Der Rückgang der Milchpreise ist nicht zu Ende. Der Rohstoffwert der Milch ist auch im April weiter gefallen und zeigt sinkende Preise im Großhandel mit Milchprodukten an. Der vom ife-Institut in Kiel für den Monat April ausgerechnete Wert liegt nur noch bei 36,3 Cent je kg. Das sind nochmals 2,3 Cent weniger als im März und zeigt deutlich, wo die Reise bei den Milchpreisen hingeht.

Zwar fallen die Auszahlungspreise der Molkereien langsamer – doch sie fallen weiter und dürften im März die Marke von 48 Cent erreicht haben und sich im April weiter Richtung 40 Cent bewegen. Der Milchmarkt ist gekippt, die Zeichen stehen auf Sturm,“ sagt der Vorstand der MEG Milch Board Albert Pröpster. „Nachdem einige Molkereien die Auszahlungspreise drastisch gesenkt haben und andere ihrem Beispiel gefolgt sind, steuert der Milchmarkt auf die nächste Krise zu.“

Milchpreise von 48 Cent würden nach Berechnungen der MEG Milch Board im Bundesmittel gerade noch die Produktionskosten decken. Doch der große Abstand zum Rohstoffwert der Milch zeigt: Die Auszahlungspreise werden sowohl im April auch im Mai weiter deutlich fallen – darauf müssen sich die Milchbauern wohl oder übel einstellen. Dabei zeigt ein Blick auf die wichtigsten Produkte, dass sich die Butterpreise zuletzt auf einem deutlich ermäßigten Niveau stabilisiert haben. Dagegen fallen die Preise für Milchpulver weiter deutlich. Auch im April.

Am stärksten stehen derzeit jedoch die Käsepreise unter Druck, die im ife-Rohstoffwert gar nicht abgebildet werden. Dort sind die Preise im europäischen Großhandel seit Jahresbeginn um über 20 % gefallen. Die Butterpreise haben im gleichen Zeitraum knapp 20 % verloren und auch Milchpulver ist der Verlust ähnlich hoch.

„In den nächsten Wochen ist weiterhin mit sinkenden Auszahlungspreisen für die Milchbauern zu rechnen. Die Hoffnung ist, dass der Verbraucher auf die bereits einsetzenden niedrigeren Produktpreise reagiert“, sagt Landvolk-Vizepräsident Manfred Tannen.

Spotmilchpreise fallen auf 25 Cent – zu viel Milch?

milchpreise.

Wie stark der Preisdruck auf die Rohmilch derzeit ist, zeigen die Preise für die zwischen den Molkereien gehandelte Spotmilch. Dort sind die Preise Anfang Mai auf nur noch 25,5 Cent gefallen – ein Preisrückgang von weiteren 5 bis 6 Cent gegenüber April. So niedrige Spotmilchpreise hat es zuletzt in Milchkrise 2016 und kurzeitig 2020 gegeben.

Ursache für den Verfall der Spotmilchpreise, ist neben den gefallenen Großhandelspreisen für Milchprodukte, die kräftig gewachsene Milchmenge. Diese liegt Anfang Mai 2,6 % über dem Vorjahr und ist eine unmittelbare Folge der hohen Milchpreise des vorigen Jahres. Das zeigt sich auch in der Entwicklung in unseren Nachbarländern, wo die hohen Milchpreise ebenfalls zu einer Ausweitung der Produktion geführt haben und eben auch zu massivem Preisdruck.

Hauptgrund für die Verwerfungen sind auch nach Einschätzung MEG Milch Board die gestiegenen Milchmengen bei gleichzeitig sinkender Nachfrage. „Während Milch vor einem Jahr noch ein knappes Gut war und die Notierungen bei Butter, Käse, Magermilch- und Vollmilchpulver auf Rekordpreise anstiegen, erlebt der Milchauszahlungspreis für Landwirte nun eine schnelle Talfahrt“, sagt auch der Landvolk-Vizepräsident Manfred Tannen.

„Dass der Milchpreis sinken wird, war abzusehen angesichts der Zeichen auf dem Weltmarkt, in den etwa 50 Prozent unserer Milchprodukte fließen. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit haben aber sowohl Molkereien als auch Milcherzeuger überrascht“, sagt Manfred Tannen. Bisher ließen sich zumindest die laufenden Kosten auf den meisten Höfen noch decken.

Ein Rückgang auf das Niveau vor der Pandemie mit durchschnittlichen Auszahlungspreisen von 32 Cent sei nicht tragbar, sagt Tannen weiter. „Denn die Produktionskosten sind hoch und werden es sicherlich in großen Teilen auch langfristig bleiben.“

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