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Prognose globaler Milchmarkt

Milchpreise haben Höhepunkt überschritten – sagen Analysten

Milchkühe.
am Mittwoch, 15.06.2022 - 11:03 (Jetzt kommentieren)

Die globalen Milchpreise dürften im zweiten Halbjahr 2022 zurückgehen. Das erwarten Analysten der Rabobank in einer aktuellen Prognose. Dabei fällt das Angebot keineswegs groß aus. Doch die massive globale Inflationskrise schwächt die Kaufkraft und drückt die Nachfrage. Allerdings dürfte der Rückgang der Erzeugerpreise moderat ausfallen und bei den Landwirten deutlich später ankommen als am Weltmarkt.

Milchpreise global.

Die Analysten der Rabobank sagen in ihrem neuesten globalen Dairy Quarterly Report, dass die globalen Preise für Milchprodukte im 1. Halbjahr 2022 ihren Höhepunkt erreicht haben. Während sich die globale Milchproduktion mitten in einer deutlichen Verlangsamung befindet, die mindestens vier aufeinanderfolgende Quartale gedauert hat (vom 3. Quartal 2021 bis zum 2. Quartal 2022).

Nun verursachen die inflationsbedingten Konsumeinschränkungen jedoch einen spürbaren Nachfragerückgang, der für Preisrückgänge bei Milchrohstoffen im zweiten Halbjahr 2022 sorgt. Hinzu kommt Chinas restriktive Lockdown-Politik, die die Einfuhren des weltweit größten Importeures deutlich drosselte und den globalen Handel mit Milchprodukten negativ beeinflusste und möglichweise weiter negativ beeinflusst.

Gleichzeitig ist jedoch die Milchproduktion in den Big-7-Exportregionen für Milchprodukte (EU, USA, Neuseeland, Australien, Brasilien, Argentinien und Uruguay) in den letzten drei aufeinanderfolgenden Quartalen geschrumpft. Die Rabobank prognostiziert, dass die Big-7-Produktion im zweiten Quartal 2022 das vierte Quartal in Folge zurückgehen wird, was seit 2012/2013 nicht mehr passiert ist.

Es wird erwartet, dass die Milchproduktion im zweiten Quartal 2022 um 1,1 Prozent schrumpft, nachdem sie im ersten Quartal 2022 um 1,9 Prozent zurückgegangen war.

Produktion wächst wegen Kostenexplosion kaum

„Die derzeitige Verlangsamung der weltweiten Milchproduktion steht in direktem Zusammenhang mit höheren Produktionskosten und Wetterereignissen. In der Vergangenheit hat sich die Produktion meist rasch erholt und frühere Höchststände übertroffen, aber jetzt gibt es erhebliche strukturelle Probleme, die eine deutliche Erholung der Produktion einiger wichtiger Exporteure einschränken dürften“, hieß es in dem Report.

Darüber hinaus beobachten die Rabobank-Experten, dass sich die Milchbauern auf der ganzen Welt mit sehr hohen Mais- und Sojabohnenpreisen konfrontiert sehen. Außerdem wirken sich Wetterextreme in bestimmte Regionen negativ auf die Produktion aus, insbesondere auf Ozeanien und Südamerika.

Der sehr hohe Inflationsdruck bei Energie, Kraftstoff und Löhnen wirkt sich ebenfalls negativ auf die Rentabilität der Milchproduktion sowohl bei den Milchbauern als auch bei der Milchindustrie aus. Trotz deutlich höherer Milchpreise wird das Milchproduktionswachstum deshalb gebremst.

Margen von Milchbauern und Molkereien schrumpfen

Dennoch erwarten die Rabobank-Experten, dass sich die globale Milchproduktion in den kommenden Quartalen leicht erholen wird. Rekordhohe Futterkosten und wetterbedingte Probleme wirken sich jedoch weiterhin negativ auf die Margen der Milchbauern in den Big-7-Regionen der Milchproduktion aus.

Die Milchkuh-Herden sind deshalb geschrumpft oder stehen vor anhaltenden Wachstumshemmnissen, was es für die Milchproduktion schwieriger macht, sich nach dem aktuellen Einbruch wieder zu erholen. Die Milchviehherden in Neuseeland und Europa werden unter den aktuellen und vorgeschlagenen Vorschriften und Umweltauflagen eher weiter schrumpfen.

Wenn sich schwächere Preise für Milchprodukte in den kommenden Quartalen in niedrigeren Ab-Hof-Preisen für die Milchbauern niederschlagen, könnte dies zu einer deutlichen Drosslung des Produktionswachstums und zu anhaltender Rohstoffknappheit führen.

Die schwächere Kaufkraft der Verbraucher macht es den Molkereien weltweit schwer, die gestiegenen Produktions- und Rohstoffkosten an den Handel und die Verbraucher weiterzugeben.

Inflation drückt massiv auf Konsum und Nachfrage

Die Bankanalysten erwarten deshalb, dass der Inflationsdruck zu einer schwächeren Nachfrage sowohl in reichen als auch in armen Ländern führen wird. Die Verbraucher sind von einer massiven globalen Inflationswelle getroffen, die es seit den 1970er Jahren nicht mehr gegeben hat.

Während die Verbraucher in Industrieländern in der Vergangenheit oft widerstandsfähiger gegenüber höheren Preisen waren, sind die Auswirkungen auf die Energie- und Kraftstoffpreise dieses Mal schwerwiegend und führen zu einem veränderten Verbraucherverhalten. Einige Länder, wie Großbritannien, aber auch Deutschland und andere EU-Staaten, ergreifen bereits massive Maßnahmen zum Schutz einkommensschwacher Familien mit Einmalzahlungen und Rabatten auf Energierechnungen aufgrund der verminderten Kaufkraft.

In den USA und der EU ist die Inflation auf einem 50-Jahres-Hoch geschossen, was die Verbraucher schockiert und Familien mit niedrigem Einkommen unverhältnismäßig stark belastet. In den Schwellenländern ist Inflation nichts Neues, aber die Schwere des aktuellen Preisanstiegs, insbesondere für rohstoffimportierende Länder, wurde durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und eines sehr starken Dollars noch erheblich verstärkt.

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