Die Erwartungen von Politik und Gesellschaft an eine nachhaltige Milchproduktion steigen. Viele Molkereien haben darauf längst mit individuellen Konzepten für mehr Nachhaltigkeit reagiert. Doch die Nachhaltigkeitsprogramme verursachen auf den Erzeugerbetrieben höhere Kosten. Um diesen Aufwand am Markt möglichst wieder hereinzuholen, bauen die Molkereien teilweise getrennte Milchströme auf, zum Beispiel für Weide- oder Heumilch.
Das ist ein begrüßenswerter Versuch, die Wertschöpfung aus Milch zu verbessern. Einen Nachteil hat die neue Vielfalt jedoch: Es wird für Landwirte immer schwieriger, die Auszahlungsleistung der Meiereien zu bewerten. Die ohnehin eingeschränkte Markttransparenz schwindet noch mehr.
LTO weist künftig zusätzliche Preisinformation aus
Der niederländische Bauernverband (LTO), der monatlich die Milchpreise ausgewählter Molkereien in der EU vergleicht, hat seine Berichterstattung darum nun angepasst. Künftig weist der LTO-Milchpreisvergleich zusätzlich zum Preis für Standardmilch auch die Fett- und Eiweißvergütung sowie Zuschläge für Nachhaltigkeit oder andere gesonderte Milchströme aus. Die zusätzlichen Informationen sollen einen faireren Preisvergleich erlauben.
2019 brachte durchschnittliche Milchpreise
Für das vergangene Kalenderjahr hat der LTO den Jahresmilchpreisvergleich jetzt noch nach altem Schema vorgelegt. Die Marktübersicht zeigt, dass die insgesamt 16 ausgewählten EU-Molkereien 2019 einen gegenüber dem Vorjahr kaum veränderten Milchpreis auszahlten. Mit 34,06 Euro je 100 kg lag der Milchpreis zudem ziemlich genau im Mittel der Auszahlungspreise von 2010 bis 2018, die allerdings deutlich schwankten. Im Jahr 2019 war der Markt hingegen relativ stabil bei einer leicht steigenden Nachfrage und einem weltweit kaum veränderten Angebot.
Arla fällt nach Sonderzahlung zurück
Von den in die Analyse einbezogenen Molkereien zahlte wie im Vorjahr die italienische Genossenschaft Granarolo mit 39,24 Euro je 100 kg den besten Milchpreis; das waren 2,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Auf den zweiten Platz vorrücken konnte FrieslandCampina mit 36,49 Euro je 100 kg, ein Plus von 1,2 Prozent. Die finnische Valio fiel wegen einer etwas niedrigeren Auszahlungsleistung auf den dritten Rang zurück.
Vom vierten auf den neunten Platz verschlechterte sich Arla Foods DK. Nach Angaben des LTO ist dies teilweise darauf zurückzuführen, dass die Genossenschaft 2018 eine einmalige Sonderzahlung an ihre Mitglieder ausreichte, während 2019 wieder die reguläre Gewinnabführung in die Unternehmensreserve griff.
Unternehmen | Land | 2019 | Rang | 2018 | Rang | 2019:18 |
---|---|---|---|---|---|---|
Granarolo (Nord) | IT | 39,24 | 1 | 38,37 | 1 | +2,3 % |
FrieslandCampina | NL | 36,49 | 2 | 36,07 | 3 | +1,2 % |
Valio | FI | 36,46 | 3 | 36,74 | 2 | -0,8 % |
Sodiaal | FR | 35,50 | 4 | 34,89 | 5 | +1,8 % |
Savencia | FR | 35,17 | 5 | 33,69 | 9 | +4,4 % |
Danone (Pas de Calais) | FR | 35,04 | 6 | 34,55 | 6 | +1,4 % |
Lactalis (Pays de la Loire) | FR | 34,89 | 7 | 33,98 | 8 | +2,7 % |
Hochwald Milch eG | DE | 34,37 | 8 | 34,41 | 7 | -0,1 % |
Arla Foods DK | DK | 34,02 | 9 | 35,50 | 4 | -4,2 % |
Müller (Leppersdorf) | DE | 33,46 | 10 | 33,02 | 10 | +1,3 % |
Saputo Dairy UK | UK | 32,92 | 11 | 32,66 | 14 | +0,8 % |
Milcobel | BE | 32,36 | 12 | 32,75 | 13 | -1,2 % |
DMK Deutsches Milchkontor eG | DE | 32,33 | 13 | 32,96 | 11 | -1,9 % |
Kerry Agribusiness | IE | 31,04 | 14 | 32,51 | 16 | -4,5 % |
Dairygold | IE | 30,89 | 15 | 32,76 | 12 | -5,7 % |
Glanbia | IE | 30,76 | 16 | 32,59 | 15 | -5,6 % |
Durchschnitt | 34,06 | 34,22 | -0,5 % | |||
Capsa Food | ES | 31,14 | ||||
Emmi | CH | 51,60 | 48,23 | +3,2 % | ||
Fonterra | NZ | 31,19 | 29,01 | +7,1 % | ||
USA Class III | USA | 38,16 | 31,49 | +15,6 % |
Die Preisangaben beziehen sich auf die Anlieferung von jährlich 1 Mio. kg Standardmilch mit 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß und sind netto ohne Mehrwertsteuer ab Hof zu verstehen. Zuschläge und Vergütungen sind eingerechnet.
Deutsche Molkereien im Mittelfeld
Die drei deutschen Molkereien in der LTO-Analyse, die Hochwald Milch eG, die Molkerei Müller (Leppersdorf) und die DMK Deutsches Milchkontor eG, rangierten auf Platz 8, 10 und 13. Dabei wurden die Preise im LTO-Vergleich für 2019 dadurch erhöht, dass der bisher getrennt ausgewiesene Zuschlag für gentechnikfreie Milch erstmals in den ausgewiesenen Preis hereingerechnet wurde.
Hochwald gab im Vergleich zum Vorjahr einen Platz ab, zahlte mit 34,37 Euro je 100 kg jedoch fast den gleichen Milchpreis wie 2018. Müller verbesserte nach den Berechnungen des Verbandes seinen Milchpreis 2019 im Durchschnitt um 1,3 Prozent auf 33,46 Euro je 100 kg. Das DMK entlohnte die Milch mit 32,33 Euro je 100 kg um 1,9 Prozent schlechter als im Vorjahr.
Einen ausführlichen Vergleich der Auszahlungspreise der deutschen Molkereien für konventionelle und Bio-Milch lesen Abonnenten von agrarheute in der August-Ausgabe des Magazins, die am 31. Juli erscheint.
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