
Der letzte offizielle Auszahlungspreis für Rohmilch mit 4,2 % Fett lag nach den Berechnungen der BLE im März bei 44,80 Cent je kg. Auch nicht schlecht. Aber meilenweit entfernt, von den Preisen, die sich aus Verkaufserlösen der Milchprodukte ergeben würden. Im März lag der Rohstoffwert nämlich schon bei 60,9 Cent. Ein Abstand zu den Auszahlungspreisen von 16,1 Cent. Und im April ging es für den Rohstoffwert dann noch einmal deutlich auf 67,5 Cent nach oben.
Zwar steigen auch die Auszahlungspreise seit Mai vorigen Jahres kontinuierlich an – das Problem für viel Milchbauern ist aber: Die Kosten für Futter, Energie, Treibstoff und alle übrigen Betriebsmittel steigen noch viel schneller. Und das die Auszahlungspreise jemals den Rohstoffwert erreichen, ist eher unwahrscheinlich. Doch die 50-Cent-Marke rückt bereits in greifbare Nähe und auch dann ist noch sehr viel Luft nach oben.
Der Einzelhandel hat die Marktdynamik jedenfalls verstanden und die Preise für viele Milchprodukte deutlich angehoben. Natürlich können die Milchpreise nicht endlos steigen und möglicherweise war das im April für die Rohstoffverwertung schon die Spitze.
Die Exportpreise für Milchprodukte sind an der globalen Handels-Auktion GDT diese Woche jedenfalls deutlich gefallen. Der Grund war hier die wegbrechende Nachfrage aus China. Dort haben massive Corona-Lockdowns in großen Städten wie Shanghai und Peking und die Blockade von Häfen und Lieferketten für Verunsicherung bei den Händlern gesorgt und auf die Preise gedrückt.
Doch das ist nur eine Momentaufnahme und die meisten Analysten glauben, dass sich an den fundamentalen Daten am globalen Milchmarkt kaum etwas ändert. Deshalb haben neuseeländische Analysten ihre rekordhohen Preisprognosen zunächst auch beibehalten.
Kipp-Punkt am Markt erreicht?

Das der Markt einen gewissen Kipp-Punkt erreicht hat, zeigt auch noch ein andere Indikator: Nämlich der ebenfalls vom Kieler ife-Institut ermittelte Börsenmilchwert. Er ergibt sich aus den tagesaktuellen Börsenpreisen von Butter und Magermilch und lässt die wahrscheinliche Preisentwicklung der nächsten Monate am besten erkennen. Für den Monat Mai liegt der Börsenmilchwert bei 66,6 Cent und damit erstmals seit langem etwas niedriger als der oben genannte Rohstoffwert.
Gleichzeitig ist das jedoch noch immer erheblich mehr als die Bauern für ihre Milch bekommen. Für die darauf folgenden Monate zeigte die Tendenz leicht nach unten: Der Juni notiert bei 63,9 Cent und bis zum Jahresende gehen die Börsenmilchwerte bis auf 61,1 Cent zurück. Für Landwirte wären das allerdings immer noch „Mondpreise“. Oder anders gesagt: Auch bei einer moderaten Korrektur sind die Erwartungen an die Milchpreise immer noch sehr, sehr gut.
Diese Einschätzung teilt auch die süddeutsche Butterbörse. Dort heißt es im aktuellen Marktbericht: „Bereits im vergangenen Jahr blieb die Milchanlieferung hinter den Erwartungen zurück. Dies könnte sich wohl in diesem Jahr weiter fortsetzen. Die saisonale Anlieferungsspitze, welche in Kürze erreicht wird, bildet dies bereits ab. Sie liegt unter dem Vorjahresniveau.“ Und das bestätigen die aktuellen Daten: Danach liegt die aktuelle Milchanlieferungsmenge derzeit 2,4 % unter dem Wert des Vorjahres.
Und die Experten der Butterpreise bestätigen auch die aktuelle Konsolidierung der Preise auf hohem Niveau. Im Marktbericht heißt es: "Der Milchmarkt scheint gerade etwas Luft zu holen. Die Preise und die Nachfrage haben sich in verschiedenen Produktbereichen beruhigt, trotz weiter bestehender Defizite hinsichtlich der Verfügbarkeit an Rohstoff und Ware. Viele Marktbeteiligte gehen davon aus, dass sich an der Rohstoffsituation grundsätzlich wenig ändern wird".
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