
Der steile Preisanstieg der zwischen den Molkereien gehandelten Milch hatte sich bereits abgezeichnet. Aber, dass es so steil nach oben geht, überrascht sicher sowohl die Molkereien als auch die Milchbauern.
Bereits in der vorigen Woche hatte die süddeutsche Butter- und Käsebörse berichtet: Der saisonale Rückgang der Milchanlieferung hat sich jetzt doch deutlich verstärkt. Die Molkereien berichten, dass sie dies vor das Problem stellt, nicht mehr alle Produktionsplanungen einhalten zu können."
Und weiter heißt es: "Es müssen die Rohstoffströme entsprechend der Verwertungen neu zugeordnet werden. Dies kann dann bei der ein oder anderen Produktschiene zu Engpässen führen. Der Markt für den flüssigen Rohstoff ist von Knappheit gekennzeichnet.“
Spotmilch steigt auf 50 Cent
In der ersten Septemberwoche kostete die zwischen den Molkereien gehandelte Spotmilch bereits zwischen 44 bis 48 Cent je kg.
Doch das war offenbar noch nicht das Ende: Aktuell zahlen die Molkereien im Süden Deutschlands für Spotmilch 49,50 Cent je kg und auch im Norden sind die Preise weiter gestiegen – auf 48 Cent.
Währenddessen bekommen die Landwirte für ihre Milch im Norden überwiegend zwischen 34 und 38 Cent je kg und damit bis zu 14 Cent weniger, wie die Spotmilch kostet.
Im Süden zahlen die Molkereien überwiegend zwischen 41 und 43 Cent – hier beträgt der Abstand zu den Spotmilchpreisen bis zu 9 Cent.
Hohe Spotmilchpreise zeigen Milchmangel

Milchmarktexperte Holger Thiele, vom ife Institut in Kiel, hatte in einer ähnlichen Situation gesagt, dass hohe Spotmilchpreise anzeigen, dass die Milch sehr knapp ist.
Nach Tiehles Aussagen spiegelt sich „die Verfügbarkeit der Milch über die kurzfristigen Verträge am Spotmarkt schneller in den Preisen wider als in den Milcherzeugerpreisen. Entsprechend haben Spotmarktpreise auch eine größere Volatilität.
Nach Angaben des Milchindustrie-Verbands werden bis zu 20 % der Milch am Spotmarkt gehandelt. Sollte das zutreffen, dann müsste sich der Preisanstieg eigentlich auch bald an den übrigen Märkten niederschlagen.
Börsenmilch kostet nur 35 Cent
Schaut man einmal auf einen anderen kurzfristigen Marktindikator – nämlich den Börsenmilchwert – dann ist die Knappheit der Milch dort noch nicht zu sehen. Die beim Börsenmilchwert aus den Terminmarktpreisen von Butter und Magermilchpulver abgeleiteten Milchpreise liegen aktuell für den Monat September nur bei 35,3 Cent und für den Oktober bei 36,6 Cent.
Erst im April 2024 würden nach dieser Rechnung wieder die 40 Cent erreicht. Damit ist die Börtsenmilch aktuell noch meilenweit von den derzeitigen Spotmilchpreisen entfernt. Doch das kann sich rasch ändern.
Vor der großen Erzeugerpreis-Rallye im vorigen Jahr, lagen die Spotmilchpreise nämlich ebenfalls bei 50 Cent – währen die Milchpreise sich damals nur bei 37 bis 38 Cent bewegten. Danach ging es mit den Milchpreisen indessen steil nach oben und auch die Spotmilchpreise erreichten schwindelerregende Höhen.
Das wird sich so schnell wohl nicht wiederholen. Doch eine Preiserholung ist angesichts der hohen Spotmarktpreise nicht unmöglich – denn diese zeigen einen akuten Milchmangel an. Die Frage ist, wie lange die Situation anhält.
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