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Milchmarkt und Milchpreise

Milchpreise steigen bald auf 50 Cent – und höher

Milchkühe.
am Mittwoch, 09.02.2022 - 11:25 (Jetzt kommentieren)

Die Rallye der Milchpreise hat gerade erst begonnen. Der Grund: Die Preise für Milchprodukte steigen an den europäischen und globalen Spotmärkten weiter steil an. Und: Die Spanne zwischen Milchpreisen und Rohstoffwert ist riesig.

Rohstoffwert der Milch.

Die EU-Kommission meldet vom europäischen Großhandel für alle Milchprodukte steigende Preise – Woche für Woche. Und das gilt nicht nur für Butter und Milchpulver, sondern auch für die meisten anderen Milchprodukte. Auch die für die finanzielle Verwertung der Milch besonders wichtigen Käsepreise springen von Rekord zu Rekord. Nicht nur Milch ist offensichtlich knapp, sondern eben auch viele Milchprodukte.

Der vom ife-Institut aus den Kassapreisen von Butter und Magermilchpulver errechnete Rohstoffwert der Milch ist im Januar auf einen neuen Rekordwert von 54,3 Cent gestiegen. Das ist kein Preis, der sich aus irgendwelchen Börsenwerten errechnet, sondern ein theoretischer Milchpreis, der sich aus realen Marktpreisen von Butter und Milchpulver ergibt.

Die gute Nachricht: Die Preise für Milchprodukte sind auch danach weiter gestiegen und lassen für Februar einen noch höheren Rohstoffwert erwarten. Das heißt: Die Molkereien müssen mit ihren Auszahlungspreisen nachziehen – und das tun sie auch.

Ein Beispiel: Bei der norddeutschen Molkerei Ammerland bekommen die Milchbauern derzeit 43 Cent für ihre Milch. Das sind zehn Cent mehr als vor einem Jahr, sagt Geschäftsführer Ralf Hinrichs gegenüber dem NDR. Ähnliche Preise dürften viele andere Molkereien mittlerweile zahlen. Hinrichs geht jedoch davon aus, dass aufgrund der weltweiten Nachfrage durchaus noch Milchpreise von 50 Cent erreicht werden können, berichtet der NDR.

Großer Abstand zwischen Milchpreis und Rohstoffwert

Käsepreise.

Fakt ist: Aus heutiger Sicht dürften 50 Cent eher die untere Grenze des Möglichen sein – wenn man sich einmal den Rohstoffwert der Milch und den aktuellen Börsenmilchwert anschaut. Und da sind die rekordhohen Käsepreise noch gar nicht mit dabei.

Der Börsenmilchwert – das ist der vom ife-Institut aus den Börsenpreisen von Butter und Magermilchpulver errechnet Milchpreis – liegt für Februar 2022 bei 56,7 Cent und für März bei 56,8 Cent. Bis Juli liegen die Börsenmilchwerte dann weiter über 55 Cent und erst danach geht es ganz langsam nach unten.

Bestätigt wird das hohe Preisniveau durch die festen Preise für die zwischen Molkereien gehandelte Spotmilch. Diese lagen Anfang Februar zwischen 52,50 Cent im Norden und 55,50 Cent im Süden des Landes. Auf allen Ebenen und Handelsstufen also sehr hohe Rohstoffpreise von mehr als 50 Cent.

Noch ist der Abstand der Auszahlungspreise der Molkereien zu den aus den Produktpreisen errechneten Milchpreisen sehr hoch – im Schnitt größer als 10 Cent! Doch die Milchpreise steigen mittlerweile auf breiter Front. Einzelne Molkereien, wie etwa die niederländische Großmolkerei FrieslandCampina, zahlten an ihre Milchbauern bereits im Januar 45 Cent. Im Februar wurde der Preis allerdings unverändert gelassen.

Das ist jedoch deutlich mehr, als die deutschen Molkereien ihren Bauern im Durchschnitt auszahlen. Der für den Monat Dezember von der AMI ermittelte Milchpreis lag erst bei 40,40 Cent. Da ist also noch viel Luft nach oben.

Weltmarkpreise auf Rekordkurs – und mit steigenden Prognosen

Milch Exportpreise

Doch es gibt noch eine Ursache, die den Preisanstieg bei Rohmilch befeuert: Das sind die steigenden Exportpreise. Das zeigen eindrucksvoll die letzten Auktionen der globalen Handelsbörse Global Dairy Trade (GDT). Dort erreichten die Exportpreise für Milchprodukte Anfang Februar ein Achtjahreshoch, und die Kurse an den Terminmärkten deuten darauf hin, dass die Exportpreise noch weiter steigen. Bei der letzten Auktion am 2. Februar kletterten die Exportpreise an der Global Dairy Trade auf den höchsten Stand seit Februar 2014.

Fonterra, der weltweit größte Milchexporteur, hat im Januar seine prognostizierten Milchauszahlungspreise für diese Saison auf ein Rekordniveau angehoben, da das knappe Milchangebot in Neuseeland und in Europa die Nachfrage stützt, hieß es. Das jüngste starke Auktionsergebnis hat Ökonomen zu Spekulationen veranlasst, dass die Milchzahlungen noch höher steigen werden. Stuart Davison, Manager von NZX Dairy Insights, sagte, es sei ein weiteres „unglaubliches“ Auktionsergebnis, bei dem die Preise für alle angebotenen Milchprodukte stiegen.

„Käufer erkennen, dass das globale Milchangebot kurzfristig weiterhin knapp sein wird, während die Verbraucher weiterhin Milchprodukte nachfragen. „Es besteht kein Zweifel, dass das Auktionsergebnis die Milchpreisprognosen für Neuseeland nach oben treiben und dazu beitragen wird, die Erwartungen für die Milchpreise zu stärken“, sagte Davison. „Wenn man sich die Futures-Terminkurse jedes Milchrohstoffs ansieht, scheint es, als würden noch einige weitere Auktionen mit Preisgewinnen kommen“, glaubt der Analyst.

Der leitende Agrarökonom der neuseeländischen Bank Westpac, Nathan Penny, erhöhte seine Milchpreis-Prognose ebenfalls und senkte die Prognose für die neuseeländische Milchproduktion, da die Landwirte von schlechtem Wetter und steigenden Kosten betroffen sind. Er erwartet nun, dass die neuseeländische Milchproduktion für die neue Saison um 3 Prozent sinken wird, ein größerer Rückgang als seine frühere Vorhersage von 1,5 Prozent. Alles gute Nachrichten für die Milchpreise.

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