
Fakt ist aber: Sämtliche Verwertungen der Milch haben sich zuletzt verbessert – oder anders gesagt: Die Preise für Butter, Milchpulver und Käse sind zuletzt weiter gestiegen. Und das sowohl am europäischen Kassamarkt als auch an den Terminmärkten.
Der beste Indikator dafür ist der Rohstoffwert des ife-Instituts aus Kiel. Er leitet von den realen Kassapreisen für Butter und Milchpulver einen theoretischen Milchpreise ab – den Rohstoffwert der Milch. Und dieser ist für den Monat April das vierte Mal in Folge gestiegen – auf 36,2 Cent je kg Milch. So hoch notierte der Rohstoffwert zuletzt im Januar 2020. Das ist also schon eine ganze Weile her und zeigt, dass es Seites der Rohstoffverwertung wenig Argumente für niedrige Preise gibt.
Noch kurzfristiger und schneller zeigen die Börsenmilchwerte die Marktentwicklung an. Hier werden die aktuellen Terminmarkpreise für Butter und Magermilch in Milchpreise umgerechnet. Und da ist das Niveau noch deutlich höher – oder anderes gesagt: Die Marktakteure an der EEX gehen von einem weiteren Anstieg der Butter- und Milchpulverpreise am Kassamarkt aus.
Und das kommt dabei raus: Der Börsenmilchwert für Mai liegt bereits bei 37,7 Cent, für Juni werden 38,3 Cent errechnet und bis Oktober geht es auf 38,8 Cent nach oben. Die Milchauszahlungspreise der deutschen Molkereien lagen nach den Daten der EU-Kommission im März aber noch unter 35 Cent – für Milch mit natürlichem Fettgehalt – also deutlich unter dem Niveau der Rohstoffverwertung.
Hohe Exportpreise und wenig Milch

Aber es gibt noch mehr Gründe warum die Milchpreise steigen müssten. Punkt 1 ist: Die Exportpreise sind seit Jahresbeginn steil nach oben gegangen – um etwa 27 Prozent. Und sie halten sich seitdem auf dem hohen Niveau. Auch die deutschen und europäischen Milch-Exporte laufen nach den Daten der Kommission gut und stützen damit natürlich die Preise am Binnenmarkt.
Für Deutschland zeigen die Exportdaten für die ersten Monate des Jahres 2021: Bei Flüssigmilch (H-Milch), Käse, Molke und Vollmilchpulver haben die Ausfuhrmengen zugenommen. Bei Butter sind die Verkäufe in Drittländer relativ stabil und bei Magermilch wurde etwas weniger verkauft.
Punkt 2: Ist die Milchanlieferung. Sie erreicht in Deutschland nicht einmal im Mai das Vorjahresniveau. Das heißt andersherum: Milch ist auf keinen Fall reichlich am Markt. Und in den kommenden Monaten geht die Anlieferung aus saisonalen Gründen ohnehin schon wieder zurück - also auch hier kein Argument, um die Preise zu drücken.
Auch für die Europäischen Union meldet die Kommission deutlich weniger Milch als im vorigen Jahr. Der letzte Stand war hier der Februar: Für diesen Monat war die Anlieferung in der EU 27 gut 4 Prozent kleiner als im Jahr zuvor. In Frankreich lieferten die Bauern sogar 6 Prozent weniger Milch. In den Niederlanden betrug der Rückstand mehr als 5 Prozent – jedenfalls nach den Daten der Kommission. Also weit und breit kein Argument für schlechte Preise.
Butterpreise auf 2-Jahreshoch – auch Käse teurer

Und es gibt noch einen Grund die Milchpreise zu erhöhen: Im Großhandel – also am Kassamarkt – steigen die Preise weiter. So meldet die Kommission für den europäischen Großhandel in der ersten Maiwoche einen Butterpreis von 408 Euro je 100 kg – so hoch lagen die Kurse zuletzt im Mai 2019 – also vor zwei Jahren.
In Deutschland wurde Butter zuletzt mit 407 Euro notiert – in Frankreich deutlich höher mit 430 Euro je 100 kg! In Deutschland gibt es zudem im Lebensmittel-Einzelhandel auch für Päckchenbutter seit Anfang Mai höhere Preise. Also von überall feste Preissignale.
Ähnlich dynamisch ist die Preisentwicklung bei Magermilchpulver. Hier werden Anfang Mai im europäischen Mittel 251 Euro je 100 kg notiert – soviel wie zuletzt im März vor einem Jahr. Aus Deutschland werden MMP-Preise von 253 Euro gemeldet und in Frankreich wurden 255 Euro notiert.
Erfreulich ist außerdem: Auch bei Käse steigen die Preise zuletzt an - bei Edamer auf 391 Euro je 100 kg – dieses Niveau wurde zuletzt im April vor einem Jahr gezahlt.
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