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Milchmarkt und Milchpreise 2021

Milchpreise: Über 50 Cent kostet die Milch in Wirklichkeit

Milchbauer.
am Mittwoch, 08.12.2021 - 12:35 (2 Kommentare)

Die Situation am Milchmarkt hat sich nicht verändert. Das Angebot an Rohmilch ist knapp und kann offenbar nicht die Nachfrage decken.

rohstoffwert.

Jüngstes Signal: Der mit Abstand schnellste Marktindikator – der Börsenmilchwert – steigt für Dezember auf 51 Cent und überspringt für das neue Jahr die 52 Cent-Hürde deutlich.

Auch alle anderen wichtigen Indikatoren – wie der Rohstoffwert der Milch oder die Spotmarktpreise für die zwischen den Molkereien gehandelt Milch, notieren oberhalb der 50-Cent-Marke. Das hat es noch nie zuvor gegeben.

Alle diese Indikatoren zeigen eines unmissverständlich an: Eine sehr knappe Marktversorgung mit Rohmilch und auch mit den meisten Milchprodukten. Und wer sagt das seiennur technische Indikatoren, die außerdem nur einen kleinen Teil des Marktes abbilden – der sollte einmal auf die Spotmarktpreise für die wichtigsten Milchprodukte schauen.

Dort geht es seit Wochen ebenfalls steil nach oben und die Preise steigen auch zum Monatswechsel weiter. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass dieser steile Anstieg sich nicht nur bei Butter oder Milchpulver vollzieht, sondern eben auch bei Käse – dem wichtigsten Milchprodukt für die deutschen Milchbauern.

Immerhin rund 40 Prozent der Milch fließen auf die eine oder andere Weise in die Verwertung für Käse und haben damit einen großen Anteil an der Preisbildung bei Rohmilch. Nur so viel: Die Preise für Edamer sind im europäischen Großhandel so hoch wie zuletzt vor sieben Jahren im März 2014. Und ähnlich sieht es für die meisten anderen Milchprodukte aus.

Massive Unterstützung erhält der heimische Markt zudem von den Exportmärkten. So hat die neuseeländische Großmolkerei Fonterra ihren erwarteten Milchauszahlungspreis für die neuseeländischen Milchbauern auf einen neuen Rekordwert nach oben gehievt – nachdem man schon zuvor einen Rekordpreis erwartet hatte.

Immer weniger Milch am Markt

käsepreise.

Die von den deutschen Landwirten  angelieferte Milchmenge fällt immer weiter unter die Vorjahreslinie. Zum Monatswechsel lieferten die deutschen Bauern trotz der lebhaften Nachfrage der Molkereien 3,1 Prozent weniger Milch als im Jahr zuvor.

Das entspricht bei einer wöchentlichen Anlieferung von zuletzt 554.343 Tonnen immerhin einer Lücke von fast 18.000 Tonnen Milch wöchentlich - oder 71.000 Tonnen im Monat. Diese Fehlmenge dürfte deutlich zu spüren sein, gerade wenn der Absatz brummt – zumal auch aus Frankreich und den Niederlanden ähnlichen Entwicklungen gemeldet werden.

Ein wichtiger Indikator für die extreme Knappheit bei Rohmilch ist der Preis für die zwischen den Molkereien gehandelte Spotmilch. Dieser liegt derzeit auf einem historisch einmaligen Höchststand von ebenfalls mehr als 50 Cent. Ende November waren es 53,50 Cent im Süden und 51,0 Cent im Nordwestend er Republik.

Angesichts der noch immer steigenden Preise für Milchprodukte und der zuletzt weiter schrumpfenden Milchmenge, sind weiter steigende Spotmilchpreise nicht unwahrscheinlich, denn sie messen letztlich die aktuelle Knappheit es Rohstoffs Milch.

Lücke zwischen Milchpreis und Rohstoffwert ist riesig

Zu ähnlichen Einschätzungen kommt auch die süddeutsche Butterbörse in ihren Marktbericht. Dort heißte es: Die Milchanlieferungen der Landwirte sind weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau, ob das Saisontief schon durchschritten ist, wird sich zeigen. Die Planungen der Produzenten (Molkereien) sind nach wie vor von Unsicherheit geprägt, wie sich die künftige Milchanlieferung entwickeln wird. Die Auszahlungspreise an die  Milcherzeuger steigen langsam an.“

Schaut man einmal auf den letzten offiziell von der BLE gemeldeten Auszahlungspreis der Molkereien, so liegt dieser für den Monat September für Milch mit 4 Prozent Fett gerade einmal bei 36,42 Cent je kg und für Milch mit natürlichem Fettgehalt bei 36,95 Cent. Zugegeben: Im September befanden sich die meisten Indikatoren noch nicht auf dem sehr hohen Niveau wie jetzt. Doch der ife-Rohstoffwert – der nur die Verwertung von Butter und Magermilch berücksichtigt – lag immerhin schon bei 38,9 Cent.

Die aktuelle Milch-Preisschätzung der AMI für den Oktober liegt bei 37,50 Cent – das ist zwar etwas mehr als im September, doch der ife-Rohstoffwert war im Oktober bereits auf 43,3 Cent gestiegen. Mittlerweile ist der Rohstoffwert der Milch auf 50,1 Cent für den November nach oben geschossen und für den Dezember könnte sogar noch etwas oben drauf kommen.

Diese Entwicklung zeigt jedoch: Die riesige und zuletzt weiter wachsende Lücke zwischen der finanziellen Verwertung der Milch und den Auszahlungspreisen. Auch das Argument der deutlich höheren Kosten durch die Molkereien, zieht nicht wirklich, denn auch die Milchbauern sind schon seit längerem auf breiter Front mit einer Kostenexplosion konfrontiert, der sie nicht ausweichen können. Das geht nur mit höheren Erlösen.

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