Die Aussichten für 2021 sind aber nicht so schlecht, sagte der Milchindustrie-Verband (MIV) heute (19.1.) auf seiner digitalen Pressekonferenz zur Grünen Woche.
Anfang 2020 herrschten am Milchmarkt zunächst noch feste Tendenzen mit anziehenden Preisen, die Aussichten waren gut. Ab März begann sich dann jedoch die weltweite Ausbreitung der Corona-Pandemie auf den Milchmarkt auszuwirken. Die Preise für Milchprodukte brachen ein.
„Trotz schneller Erholung wurde das Niveau vom Jahresanfang aber nicht wieder erreicht“, sagt Peter Stahl, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbandes. „Corona war die eine große Herausforderung 2020. Die Vorbereitung auf den Brexit war die zweite große Aufgabe für die Branche“, hob Stahl hervor.
Corona hat den Konsum verändert

Bis einschließlich Juli 2020 lag das Milchaufkommen in Deutschland leicht über dem Vorjahr, bevor es in der zweiten Jahreshälfte fast durchgängig unter die Vorjahreslinie rutschte. Die Corona-Pandemie hat den Konsum von Milchprodukten und Lebensmitteln in Deutschland verändert. Aufgrund der vorgegebenen Corona-Maßnahmen kam es über längere Zeiträume zu starken Einschränkungen und Schließungen von Restaurants, Hotels etc, berichtete der MIV.
Als Konsequenz ging der Absatz über den Food-Service zurück, mit entsprechenden Auswirkungen auf die liefernden Molkereien. Die verstärkte Anwendung von Kurzarbeit und Homeoffice haben andererseits dazu geführt, dass mehr Lebensmittel und Milchprodukte im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) eingekauft und zu Hause konsumiert wurden, hieß es weiter.
So kam es im Vorfeld des ersten Lockdowns ab Mitte März zu extremen Hamsterkäufen von haltbaren Lebensmitteln wie z.B. H-Milch. Trinkmilch wurde zum Symbol eines für den Verbraucher wichtigen Lebensmittels, völlig entgegengesetzt zum Trend der letzten Jahre.
Export läuft trotz Corona-Krise gut, Spotmärkte stabil
Mit Beginn des zweiten Lockdowns hatten viele Verbraucher gelernt, dass die Regale nicht so schnell leer und auch wieder nachgefüllt werden, berichtete der MIV weiter. Insgesamt ist der Absatz im deutschen LEH nicht nur von Trinkmilch, sondern auch von Sahne, Joghurt, Quark, Käse, Butter und Mischstreichfett deutlich höher ausgefallen als im Vorjahr.
Die Exporte von Milchprodukten haben sich 2020 in Summe weitgehend stabil entwickelt, trotz der europa- und weltweit negativen Effekte der Corona-Pandemie. Das Tourismusgeschäft ist vielerorts eingebrochen, was sich beispielsweise in den verringerten Käse-Importen Italiens und Spaniens widerspiegelt. Dennoch konnte Deutschland insgesamt mehr Käse exportieren als im Vorjahreszeitraum, berichtete der MIV.
Auch die Ausfuhren von Butter und Molkenpulver waren in den ersten drei Quartalen von 2020 höher sowohl aus Deutschland als auch aus der EU. Zum Jahreswechsel stellte sich die Marktsituation an den Spotmärkten ebenfalls stabil dar.
Auch der Brexit setzt dem Milchmarkt zu

Die Milcherzeugerpreise haben 2020 in den meisten Regionen im Vergleich zum Vorjahr nachgegeben. Für 2020 wird daher für Deutschland ein durchschnittlicher Preis von etwa 1 Cent unter dem Erzeugerpreis von 33,70 Cent/Kg Rohmilch (4 Prozent Fett, 3,4 Prozent Eiweiß) von 2019 erwartet.
Beim Brexit konnte die Anwendung von Zöllen verhindert werden. Jedoch kommen der zusätzliche Aufwand und die Kosten für die Grenzabwicklung hinzu, die in der Vergangenheit beim Handel mit Großbritannien nicht anfielen. Unter logistischen Aspekten ist der Handel mit dem Königreich zum Jahreswechsel unauffällig gewesen. Das lag aber nicht zuletzt daran, dass Unternehmen Ware vorausschauend exportiert haben. Die Läger auf den Inseln sind gut gefüllt und die Warenströme um den Jahreswechsel immer ruhig und weit entfernt vom Normalniveau.
„Sollte es doch noch zu den befürchteten langen Wartezeiten kommen, wird die Herausforderung nicht zuletzt für die Molkereien sein, die richtigen Routen und Spediteure zu finden, die Transporte nach UK durchführen – unabhängig von der Situation um Corona und den Grenzverkehr“, stellt Peter Stahl fest.
2021 könnte für die Milchwirtschaft ein besseres Jahr werden
Für 2021 dürfte die Umsetzung des Brexits eine Herausforderung für Europa darstellen – denn der EU-Binnenmarkt wird kleiner und der Weltmarkt größer. Das Wachstum des Weltmilchmarktes hinsichtlich Erzeugung und Verbrauch wird sich nach Einschätzung des MIV 2021 fortsetzen.
„Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass trotz Einschränkungen für den Außer-Haus-Konsum, Tourismus und weltweit schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen durch die Corona-Pandemie die Nachfrage nach Milch und Milchprodukten vergleichsweise robust ist. Vor diesem Hintergrund könnte 2021 – bei aller Vorsicht – ein besseres und gutes milchwirtschaftliches Jahr werden“, prognostizierte der MIV-Vorsitzende.
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